Neuregelung des Hochschulzugangs  

erstellt am
18. 01. 11

Schmied: Bessere Planbarkeit und raschere Orientierung
Umstellung auf die Neue Mittelschule wird keine Hauruck-Aktion - Sorgen von Eltern werden ernst genommen
Wien (sk) - "Ich freue mich sehr, dass Beatrix Karl und ich im Bildungsthema entschlossen vorankommen und Schritt für Schritt das Machbare umsetzen", betonte Bildungsministerin Claudia Schmied am 18.01. in einer Pressekonferenz bei der Präsentation der Neuregelungen des Universitätsgesetzes, die auf die Regierungs-Einigung von Loipersdorf aufbauen. Für die SPÖ seien drei Punkte besonders wichtig: die Studienwahlberatung, keine Knock-out-Prüfungen und die Planbarkeit der Studienorientierungsphase, die Teil des Studiums ist. Schmied betonte, dass auch im Bereich der Neuen Mittelschule die gemeinsame Vorgehensweise der richtige Weg sei. "Die Neue Mittelschule muss eine Leistungsschule sein, daher ist die Qualität entscheidend und das Vertrauen der Eltern wichtig."

"Die Studienwahlberatung muss in Zukunft besser gelingen - das betrifft auch ganz stark den schulischen Bereich", so Schmied. In einer gemeinsamen Verordnung von Bildungsministerium und Wissenschaftsministerium sollen die Kriterien einer österreichweit fundierten Studienwahlberatung präzisiert werden. "Für die Sozialdemokratie entscheidend war, dass der freie Zugang zu den Universitäten gewährleistet ist und es keine Knock-out-Prüfungen zu Beginn gibt." Die Studienorientierungsphase soll durch besseres Management klar planbar sein, sowohl für die Universitäten als auch für die Studierenden. "Denn letztlich geht es darum, dass die Studierenden an den österreichischen Universitäten gute Studienbedingungen vorfinden."

Schmied betonte, dass der heutige Schritt als Teil einer Gesamtkonzeption zu sehen sei, auf die man sich im Bereich der Universitäten bereits in Loipersdorf verständigt habe. Hier seien etwa die Offensivmittel zur Qualitätsverbesserung zu nennen, die Studienplatzfinanzierung, die Konzeption des Hochschulplans sowie Transparenz und Effizienz im Einsatz der öffentlichen Mittel an den Universitäten.

Derzeit seien im Bildungsbereich in puncto Qualität drei Gesetze in Begutachtung. "Es geht darum, die Schulaufsicht in Richtung Qualitätsmanagement weiter zu entwickeln", so Schmied. Es gehe auch darum, den Schulen mehr Verantwortung zu übertragen, was aber bedeutet, dass die Schulleiter ein klares Leitungsprofil erhalten müssen. Weiters gehe es um mehr Flexibilität beim Einsatz der Lehrer, vor allem in der Sekundarstufe 1.

Schmied machte klar, dass es bei der Umstellung auf die Neue Mittelschule nicht zu einer Hauruck-Aktion kommen dürfe und dass sie die Sorgen der Eltern ernst nehme. Die Bildungsministerin erklärte, dass der AHS-Lehrplan zum Einsatz kommen müsse, dass eine neue Lernkultur verwirklicht werden müsse, dass der Kleingruppenunterreicht mit zwei Lehrern in Deutsch, Mathematik und Englisch wichtig sei. Zentral sei, dass die Bildungsstandards zur Anwendung kommen, wichtig sei auch der verschränkte Lehrereinsatz, also, dass auch AHS- und BHS-Lehrer in den Neuen Mittelschulen zum Einsatz kommen und dass es eine lebendige Schulpartnerschaft gibt. "Die Neue Mittelschule wird dann ein Erfolg sein, wird dann die Leistung erbringen, wenn sie Vertrauen und Anerkennung genießt." Die Basis dafür sind die gesetzlichen Regelungen, die in Ausarbeitung sind und die finanzielle Basis, wo es seitens des Finanzministers das Commitment gebe.

Mit den Landesschulräten wird diese Woche in die Detailplanung gegangen. Ab September 2011 sind rund 80 neue Standorte realistisch. Das sind jene, die im Vorjahr aufgrund der 10-Prozent-Grenze abgelehnt werden mussten. Schmied legte Wert auf die Feststellung, dass die Umstellung nicht von oben herab erfolgen werde. "Mir schwebt hier ein Optionen-Modell vor", so Schmied. Die Standorte werden sich auch weiterhin über die Landesschulräte beim Ministerium bewerben und die Approbationskommission passieren müssen. Die Bildungsministerin rechnet mit der abgeschlossenen Umsetzung der Umstellung bis 2015-2016.

 

Karl: Mehr Klarheit für Studierende und bessere Planbarkeit für Universitäten
Einigung mit Ministerin Schmied - Wissenschaftsministerin bringt UG-Novelle im Ministerrat ein
Wien (bmwf) - "Die Neuregelung des Hochschulzugangs ist ein wichtiger erster Schritt zu mehr Klarheit für Studierende und bessere Planbarkeit für Universitäten", fasst Wissenschafts- und Forschungsministerin Dr. Beatrix Karl die UG-Novelle zusammen, die sie nach zahlreichen Gesprächen und der erfolgten Einigung mit Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied am 18.01. in den Ministerrat einbringt. Gelten soll die Neuregelung bereits im kommenden Wintersemester, so Karl bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Ministerin Schmied.

Die Eckpunkte

  • Verpflichtende und rechtzeitige Voranmeldung zum Studium noch vor der Inskription bis 31. August (Wintersemester) bzw. 31. Jänner (Sommersemester) für alle Bachelor-, Master- und Diplomstudien. Diese verpflichtende Voranmeldung bringt mehr Planbarkeit für die Universitäten.
  • Verpflichtende Studienwahlberatung und entsprechender Ausbau des Beratungsangebots. Mit dieser Maßnahme soll eine bewusstere Studienentscheidung erreicht werden. Denn: Derzeit belegen 60 Prozent der Studienanfänger nur 10 Prozent der Fächer. Details zum Nachweis werden durch eine Verordnung der Wissenschaftsministerin im Einvernehmen mit der Unterrichtsministerin festgelegt.
  • Neugestaltung der Studieneingangs- und Orientierungsphase: Es kommt zu einer Straffung (Festlegung auf die Dauer eines Semesters) und einer Klarstelllung, dass nur jene Studierenden ihr Studium fortsetzen dürfen, die diese Eingangsphase positiv bestehen. Weiters wird die Zahl der möglichen Prüfungswiederholungen in der Studieneingangsphase auf eine Wiederholung reduziert (Universität kann autonom eine weitere Wiederholung ermöglichen). Dadurch gibt es sowohl für die Studierenden als auch für die Universitäten rasch Klarheit.


"Die neue Studieneingangsphase stellt auf Leistung und Qualität ab. Wer die Anforderungen erfüllt, kommt weiter", so die Ministerin. "Die Neuregelung des Hochschulzugangs in allen Fächern ist ein wichtiger erster Schritt für mehr Qualität an unseren Universitäten. Es ist erfreulich, dass die SPÖ zu diesem Schritt bereit war und sich zu einer Kapazitätsregelung im Zuge der Studienplatzfinanzierung bekennt", schließt Beatrix Karl.


 

Graf: Mehr Studienabbrecher sind jetzt offenbar oberstes Bildungsziel
RFS: Karl und Schmied als Totengräberinnen der Universitäten
Wien (fpd) - "Der jüngste Vorschlag von Wissenschaftsminister Karl (ÖVP) und Unterrichtsministerin Schmied (SPÖ) ist so abenteuerlich und abstrus, dass man an einen Faschingsscherz denken möchte", erklärt FPÖ-Wissenschaftssprecher NAbg. Martin Graf zu dem Plan, in den Studieneingangsphasen nur noch eine einzige Wiederholung pro Prüfung zuzulassen. "Was sonst soll das sein, als eine gezielte Erhöhung der Studienabbrecherquote? Dieser Status genießt bei den Regierungsparteien offenbar besonderes Ansehen und ist daher das neue primäre Bildungsziel. Vorbild ist vermutlich Bundeskanzler Faymann, der damals wohlgemerkt noch die Chance hatte, zu jeder Prüfung sechsmal anzutreten", so Graf.

"Wer selbst studiert hat und sich zumindest dunkel daran erinnern kann, der weiß, dass viele Akademiker bei der einen oder anderen Prüfung Probleme hatten und sie mehr als einmal wiederholen mussten", erinnert der FPÖ-Wissenschaftssprecher. "Was hier von den beiden Damen aufgeführt wird, ist eine mutwillige Zerstörung der Bildung in Österreich und die fortgesetzte Totalverweigerung längst nötiger Reformen."

Chlodwig Mölzer, Bundesvorsitzender des RFS, stimmt dem zu und kritisiert, dass sich alles, was in letzter Zeit von den Regierungsparteien in der Hochschulpolitik vorgeschlagen wurde, gegen die Studenten richte: "Zugangsbeschränkungen sind in vielen Fächern erlassen worden. Neue Zugangsbeschränkungen sollen jetzt durch einen permanenten Knock-out-Druck in den Eingangsphasen ersetzt werden. Und zusätzlich will man uns noch Studiengebühren bezahlen lassen. Wenn es so weiter geht, werden Karl und Schmied als Totengräberinnen der Bildungspolitik und insbesondere der Universitäten in die österreichische Politgeschichte eingehen."

 

Widmann: Knock-Out statt sinnvoller Beschränkungen
Einzig zielführende Maßnahme zur Senkung der Studieneinsteiger sei eine Einschreibgebühr von 5.000 Euro…
Wien (bzö) - "Karl und Schmied versuchen nur, mit Knock-Out-Prüfungen die Erstsemstrigen k.o. zu schlagen, statt endlich sinnvolle Zugangsbeschränkungen einzurichten, um den drohenden Studententsunami aus Deutschland zu bremsen", kommentiert BZÖ-Wissenschaftssprecher Abg. Mag. Rainer Widmann die Vorschläge der beiden Ministerinnen. Nur die Kombination aus Einschreib- und Studiengebühren samt sozial treffsicheren Beihilfen kann laut Widmann bei den Massenfächern die Studenten reduzieren.

"Immerhin wird die BZÖ-Forderung nach einer Studieneingangsphase zum Teil übernommen. Die nur einmal mögliche Prüfungswiederholung stellt allerdings klar eine Knock-Out-Prüfung dar und ist abzulehnen!", so Widmann. Zudem sei die nun vorgestellte Fassung "keine Antwort auf völlig überlaufene Studienrichtungen und auf den drohenden Studententsunami aus Deutschland."

Einzig zielführende Maßnahme zur Senkung der Studieneinsteiger sei eine Einschreibgebühr von 5.000 Euro, die alle, die in Österreich die Matura abgelegt haben, mittels eines Uni-Schecks begleichen können, so Widmann. Zusätzlich verlangt der BZÖ-Wissenschaftssprecher die Wiedereinführung der Studiengebühren "gekoppelt mit sozial treffsicheren Beihilfen, denn der Studienzugang darf keine Frage der sozialen Herkunft sein", so Widmann.

 

 Grünewald: Abhaltestrategien für Studierende zementieren Österreichs Nachzüglerposition
Einige Zugangsregelungen führen zu Chaos und Schikanen für Studierende
Wien (grüne) - "Die Bundesregierung schiebt Unis und Studierenden den Schwarzen Peter zu und versteckt eigene langjährige Versäumnisse. Den Zugang zu den Unis laufend weiter zu erschweren und zu beschränken, ist keine Antwort auf die Nachzüglerposition Österreichs in Sachen Bildungsbeteiligung" kritisiert Kurt Grünewald, Wissenschaftssprecher der Grünen. Gerade bei Studienrichtungen und Fakultäten mit schlechten Ressourcen und Betreuungsverhältnissen wird die Studieneingangsphase zu einer versteckten Knock-Out-Phase! "Anstatt die niedrige AkademikerInnenquote noch weiter zu senken, sollte Karl neue Studienplätze finanzieren und eine Schulreform, die ihren Namen verdient, sollte die Übergänge ins Studium fließender und treffsicherer gestalten" fordert Grünewald. Der Ausbau des Stipendiensystems auf europäisches Niveau ist dringlicher denn je. Sich neben dem Studium den Lebensunterhalt zu finanzieren, führt zu beträchtlichen Studienverzögerungen", erinnert Grünewald,.

"Eine verpflichtende Studienberatung, von der noch völlig unklar ist, wie sie organisiert und finanziert werden soll, wird alleine nicht die Treffsicherheit in der Studienwahl erhöhen", kritisiert Grünewald weiter. Die von Karl getroffene Aussage, dass eine Beratung für alle StudienanfängerInnen keine Mehrkosten verursachen wird, ist mehr als blauäugig und realitätsfern! Die Zahl der Beratungen müsste sich nämlich verdreifachen und deren Qualität massiv gesteigert werden, um greifen zu können.

Dass sich StudienanfängerInnen schon Monate vor Beginn des Studiums bei den Universitäten voranmelden müssen, ermöglicht zwar eine höhere Planbarkeit für die Universitäten, macht aber die Studienwahl sicher nicht treffsicherer! Wie sollen MaturantInnen Monate vor der Matura eine qualitativ hochwertige Beratung bekommen, wenn sie zum Beispiel in Salzburg zur Schule gehen, aber in Wien studieren wollen? Antworten auf diese Fragen bleibt Karl schuldig und zeigt wieder einmal die bildungspolitische Konzept- und Planlosigkeit der Regierung. "Die Qualität der Lehre damit zu gewährleisten, dass man weniger Studierende an die Universitäten bringt, ist bildungspolitischer Humbug. Mehr Studierende braucht das Land - mehr Geld die Unis!" schließt Kurt Grünewald.

 

ÖH: Regierung boxt Studierende aus dem Studium
Bail-Out statt Knock-Out!
Wien (öh) - Empört reagiert die Österreichische HochschülerInnenschaft auf die Beschränkung der möglichen Prüfungsantritte während der Studieneingangsphase. "Diese Regelung macht aus der Studieneingangsphase nichts anderes als eine versteckte Knock-Out-Phase - die Prüfungen werden dafür genutzt Studierende gezielt aus dem Studium zu boxen", so Thomas Wallerberger vom ÖH-Vorsitzteam. "Dieser bildungspolitische Schnellschuss geht an den wirklichen Problemen der Hochschulen vorbei - anstatt die Universitäten endlich ausreichend zu finanzieren werden Studierende aus ihrem Studium gedrängt. Die Universitäten brauchen "Bail-Out" statt "Knock-Out", so Wallerberger weiter.

"Entgegen anderslautenden Beteuerungen führen Karl und Schmied nun institutionalisierte Knock-Out-Prüfungen ein. Die SPÖ ist scheinbar auf Karls Schauermärchen von überfüllten Massenfächern und der drohenden Deutschenflut hereingefallen. Ziel der STEP Neu ist ganz klar die Studierendenzahlen zu senken, indem man Studierende aus ihrem Studium drängt", so Mirijam Müller, ÖH-Generalsekretärin. "Nach der Kürzung der Familienbeihilfe ist dies nun der nächste Anschlag auf die Studierenden", so Müller weiter.

"Das Hinausprüfen als Antwort auf zu wenige Studierende ist völlig absurd. Wir brauchen mehr Studierende, nicht weniger - Österreich liegt sowohl bei der Zahl der StudienanfängerInnen als auch bei der Zahl der AbsolventInnen weit hinter dem OECD-Schnitt", sagt Sigrid Maurer vom ÖH-Vorsitzteam. "Die verantwortungslose Regierung setzt die Zukunft Österreichs aufs Spiel - die STEP Neu ist ein zukunftspolitischer Griff ins Klo", so Maurer und Wallerberger abschließend.

 

AktionsGemeinschaft: Endlich Bewegung beim Thema Zugangsmanagement
Wichtiger Schritt in Richtung annehmbarer Studienbedingungen
Wien (ag) - Die AktionsGemeinschaft begrüßt das vom Ministerrat beschlossene Modell eines Zugangsmanagements an den Universitäten, welches schon seit langem überfällig ist: "Endlich hat die Regierung erkannt, dass die unzumutbare Überfüllung einiger Studienrichtungen nicht länger akzeptierbar ist. Das Modell kann als erster Schritt in Richtung annehmbarer Studienbedingungen gewertet werden, was letztendlich den Hauptfaktor für eine Senkung der Drop-Out-Quote und eine Steigerung der Akademikerquote darstellt", kommentiert Jan-Philipp Schifko, Bundesobmann der AktionsGemeinschaft, das neue Zugangsmanagementmodell.

Enttäuscht zeigt sich die AktionsGemeinschaft über die linke Bundes-ÖH, die außer dem mantraartigem Wiederholen von realitätsfremden Behauptungen nichts zu bieten hat: "Wenn die ÖH-Spitze überfüllte Massenfächer als "Schauermärchen" bezeichnet, dann sollte sie sich lieber in einer beliebigen Einführungsvorlesung in überfüllten Großhörsälen ein Bild von der faktischen Realität der Studierenden machen als in ihrem Elfenbeinturm mit Wortspenden um sich zu werfen", so Schifko abschließend.
 
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