Lebensversicherungen weiterhin nachgefragt   

erstellt am
18. 01. 11

Finanzverhalten privater Haushalte im 3. Quartal 2010
Wien (oenb) - Im Umfeld einer teilweise negativen Realverzinsung investierten private Haushalte im dritten Quartal 2010 mit rund 1,3 Mrd Euro in sehr geringem Umfang in Finanzanlagen. Lebensversicherungen waren dabei das wichtigste Anlageprodukt, das sowohl als Sparinstrument als auch als Tilgungs­träger verwendet wurde. Gleichzeitig zog die Kreditnachfrage wieder an.

Bis September 2010 sparten die privaten Haushalte 8,8% ihres verfügbaren Einkommens – 2009 lag die Sparquote bei 11,1% entsprechend den Daten der Statistik Austria. Somit zeichnet sich weiterhin ein Rückgang des Sparens ab. Diese Entwicklung ist im Wesentlichen eine Folge des nominell (wie auch real) wachsenden Konsums verbunden mit einem leicht sinkenden verfügbaren Einkommen. Letzteres resultiert insbesondere aus einem deutlichen Rückgang der Vermögenseinkommen.

Gemäß den Daten der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung betrug der Vermögensaufbau privater Haushalte in Finanzanlagen im dritten Quartal 2010 1,3 Mrd Euro. Von Jänner bis September 2010 investierten private Haushalte damit insgesamt 7,0 Mrd Euro in Finanzanlagen. Das ist nur mehr rund halb so viel wie im Vergleichszeitraum 2009. Das gesamte Finanzvermögen kletterte nicht zuletzt aufgrund anziehender Wertpapierkurse im dritten Quartal 2010 auf einen Wert von 450,2 Mrd Euro.

Die Ansprüche privater Haushalte gegenüber Lebensversicherungen stiegen im dritten Quartal 2010 um 0,8 Mrd Euro und waren damit die wichtigste Stütze in deren Vermögensaufbau. Lebensversicherungen wurden sowohl als Anlageprodukt als auch als Tilgungsträger für end­fällige Kredite verwendet. Daneben flossen rund 0,2 Mrd Euro in Ansprüche gegenüber Pensionskassen. Diese beiden Formen der langfristigen Absicherung machten in den ersten drei Quartalen 2010 3,1 Mrd Euro und damit knapp weniger als die Hälfte der gesamten Geldvermögensbildung privater Haushalte aus. Die Ansprüche aus Lebensversicherungen und gegenüber Pensionskassen betrugen Ende September 2010 83,3 Mrd Euro.

Hinsichtlich Wertpapierinvestitionen waren private Haushalte im Jahr 2010 tendenziell wieder auf der Käuferseite. Sie erwarben im dritten Quartal 2010 handelbare Wertpapiere im Umfang von knapp 0,6 Mrd Euro. Die Investitionen konzentrierten sich auf inländische Unternehmens- und Bankenanleihen sowie auf in- und ausländische Investmentzertifikate. Netto verkauft wur­den trotz steigender Kurse börsennotierte Aktien inländischer Unternehmen. Wertpapier­besitzer verzeichneten zusätzlich im dritten Quartal 2010 einen Anstieg ihrer Portefeuilles in Höhe von 1,9 Mrd Euro aufgrund steigender Wertpapierkurse. Der aktuelle Marktwert lag Ende September 2010 mit 93 Mrd Euro auf dem Niveau von vor vier Jahren.

Trieben in den letzten drei Jahren insbesondere die höheren Einlagenbestände bei Banken den Vermögensaufbau an, so entschieden sich private Haushalte zwischen Juli und September 2010, wie schon im ersten Quartal 2010, dazu ihre Einlagenbestände zu verringern. Per saldo zogen private Haushalte Gelder von Sicht- und Spareinlagen1) in einer Höhe von insgesamt 0,8 Mrd Euro ab. Diese Entwicklung fand im Umfeld niedriger nominellen Zinsen statt. Bedingt durch einen leichten Inflationsanstieg auf rund 1,7% im dritten Quartal 2010 wurden täglich fällige Gelder und Einlagen mit Bindungsfristen von bis zu zwei Jahren im Durchschnitt real sogar negativ verzinst. Ende September 2010 waren Einlagen in Höhe von rund 155 Mrd Euro bei inländischen Banken davon betroffen, was den Rückzug unterstützt haben dürfte. Der Einlagenbestand ging zum Ultimo September 2010 auf 204,5 Mrd Euro zurück, 150 Mrd Euro davon machten Spareinlagen bei inländischen Banken aus.

Das gesamte Finanzvermögen (dazu zählen Bargeld, Einlagen, verzinsliche Wertpapiere, Aktien und sonstige Beteiligungen, Investmentzertifikate, Ansprüche gegenüber Versicherungen, Pensionskassen und betrieblichen Vorsorgekassen sowie sonstige finanzielle Aktiva, nicht jedoch Immobilienbesitz) der österreichischen Privatanleger erreichte im September 2010 einen Wert von 450,2 Mrd Euro – ein Plus von 2,3% gegenüber Dezember 2009.

Im Vergleich zum ersten Halbjahr stieg die Neuverschuldung mit rund 0,9 Mrd Euro im dritten Quartal 2010 deutlich an. Während Fremdwährungskredite bereits seit rund einem Jahr laufend netto getilgt wurden, findet die Verschuldung aus Ersatz- und Neukrediten nur mehr in Euro statt. Private Kreditnehmer verschuldeten sich im dritten Quartal 2010 im Umfeld einer sich stabilisierenden Kreditpolitik der Banken vor allem für Wohnbauzwecke (0,7 Mrd Euro). Die Zinssätze der Banken für Neukredite waren sowohl für Konsum- als auch für Wohnbauzwecke leicht ansteigend.

Private Haushalte hatten zum Ultimo September 2010 Kreditschulden in Höhe von 156,9 Mrd Euro, rund 101 Mrd Euro davon entfielen auf Wohnbaukredite. Zu diesem Stichtag waren bei inländischen Banken Fremdwährungskredite im Ausmaß von 37 Mrd Euro aus­stehend, davon 27,5 Mrd Euro in Form von endfälligen Krediten mit Tilgungsträgern.
     
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