Wunsch nach Austausch im Bildungsbereich   

erstellt am
07. 02. 11

Parlamentarierdelegation startet Arbeitsprogramm in Indien
New Delhi (pk) - Fragen der parlamentarischen Demokratie, der Wirtschaftsbeziehungen und möglicher Kooperationen im Bildungsbereich standen im Mittelpunkt der Gespräche, die eine österreichische Parlamentarierdelegation am 07.02. in der indischen Hauptstadt New Delhi führte. Dabei kam vor allem der Wunsch nach Zusammenarbeit auf universitärer Ebene zur Sprache.

Am Morgen legte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer an der Gedenkstätte für Mahatma Gandhi im Raj Ghat einen Kranz nieder. Der Besuch an diesem symbolträchtigen Ort bildete den Auftakt zum umfangreichen Besuchsprogramm, das eine Parlamentarierdelegation derzeit in Indien absolviert. Dieser gehören der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf sowie die Abgeordneten Christine Muttonen (SPÖ), Ruperta Lichtenecker (Grüne) und Sigisbert Dolinschenk (BZÖ) an.

Bereits am Morgen traf die Delegation Vertreter österreichischer Unternehmen, die in Indien engagiert sind. Dabei kamen einige Probleme zur Sprache, für deren Lösung die Manager um politische Unterstützung warben. So sollten etwa die Verhandlungen über ein Sozialversicherungsabkommen zwischen den beiden Staaten dringend vorangetrieben werden, da die indische Gesetzgebung für österreichische Arbeitnehmer von Nachteil sei. Weiters seien Ausbildungskooperationen im universitären Bereich wünschenswert, um die Probleme bei der Rekrutierung von qualifizierten Arbeitskräften auszugleichen. Präsidentin Prammer versprach, diese Anliegen umgehend an die Bundesregierung weiterzuleiten.

Der Minister für parlamentarische Angelegenheiten, Shri Pawan K. Bansal, sprach beim Treffen mit der österreichischen Delegation die lang anhaltenden guten Beziehungen zwischen den beiden Staaten an und erinnerte in diesem Zusammenhang an den Anteil Indiens am Zustandekommen des Staatsvertrags im Jahr 1955. Indien entwickle sich wirtschaftlich hervorragend und habe große Chancen, stellte Bansal fest, räumte zugleich aber ein: "Der Ausbau der guten Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Indien ist sehr wichtig, wir haben das Potenzial noch nicht ausgeschöpft."

Abgeordnete Christine Muttonen (S) erkundigte sich vor dem Hintergrund des kürzlich abgeschlossenen Wissenschaftsabkommens nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit im wissenschaftlichen Bereich. Solche seien vermehrt anzustreben, bestünden aber bereits vereinzelt, informierte Minister Bansal. Als Beispiel nannte er eine Kooperation im postgradualen medizinischen Bereich zwischen der Universität in seiner Heimatstadt Chandigarh, der Hauptstadt des Punjab, und der Universität Innsbruck.

Auch Oppositionsführerin Sushma Swaraj sprach die Bildung als Schlüssel für eine gerechtere Gesellschaft an. Sie bezeichnete die nach wie vor enormen wirtschaftlichen Unterschiede als größtes Problem Indiens. Das rapide Wirtschaftswachstum komme zwar langfristig der gesamten Bevölkerung zugute, doch das dauere zu lange. In der Zwischenzeit werde die Kluft zwischen Reichen und Ärmsten sogar größer statt kleiner.

Dritter Nationalratspräsident Martin Graf erkundigte sich, wie sich die Sprachenvielfalt im parlamentarischen Alltag auswirke. Laut Swaraj sind Hindu und Englisch die Arbeitssprachen, doch könnten sich die Abgeordneten nach Voranmeldung auch in sechs weiteren Sprachen zu Wort melden. Solche Beiträge würden dann simultan übersetzt.

Zu Mittag traf die Delegation zu einem Meinungsaustausch über aktuelle indische Themen mit Chefredakteuren indischer Zeitungen zusammen. Am Nachmittag steht ein Treffen mit Abgeordneten des parlamentarischen Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten sowie mit dem Vizepräsidenten der zweiten Kammer, Rahman Khan, auf dem Programm. Am Abend kommt es zum Treffen mit Parlamentspräsidentin Meira Kumar, mit dem Nationalratspräsidentin Barbara Prammer den Besuch der indischen Politiker im September 2009 erwidert.

Zum Auftakt des einwöchigen Indien-Aufenthalts statteten die ParlamentarierInnen am Sonntag auf Einladung des indischen Parlaments dem Taj Mahal einen Besuch ab. Das im 17. Jahrhundert errichtete Grabmal ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Indiens und wurde 1983 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
     
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