Fachkräftemangel in NÖ immer dramatischer   

erstellt am
07. 02. 11

St. Pölten (nöwpd) - Die Personalberater-Branche in Niederösterreich schlägt Alarm. Denn das seit Jahren bekannte Problem des sich verschärfenden Mangels an Fachkräften zwischen Enns und Leitha wird rasant größer. Wie das Beratungsunternehmen Ernst & Young vor kurzem in einer Studie erhoben hat, klagen vier von fünf niederösterreichischen Betrieben darüber, nur schwer gutes Personal zu bekommen. 73 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen in Niederösterreich befürchten, dass ihnen der Fachkräftemangel Umsatzeinbußen bescheren wird.In dieselbe Kerbe wie die Studienautoren von Ernst & Young schlägt auch Helmut Sepp, geschäftsführender Gesellschafter des bundesweit tätigen Personalberaters Kathan & Sepp, der u.a. für eine Exportfirma in Wiener Neudorf die Stelle eines Technischen Verkaufsberaters ausgeschrieben hatte. "Für gewisse angebotene Stellen gibt es teilweise überhaupt keine Bewerbungen mehr", erklärt Sepp gegenüber dem NÖ Wirtschaftspressedienst. Der Rückgang an verfügbaren qualifizierten Fach- und Führungskräften sei immer deutlicher spürbar.

Dazu zählten unter anderem Funktionen wie Bauleiter, Buchhalter, Controller, Software-Entwickler, Konstrukteure, Banker mit Führungserfahrung oder allgemein Techniker, zählt Sepp auf. Auch ausgeschriebene Handwerker-Stellen für Spengler, Zimmerer oder Installateure sowie Schweißer seien kaum mehr zu besetzen. Gleiches gelte für Bauspengler, Lkw-Mechaniker oder Landmaschinen-Mechaniker.

"Nicht einmal während der Wirtschaftskrise konnten wir für diesbezügliche Stellen entsprechende Leute finden", berichtet Sepp. Auf der anderen Seite würden sich für einen ausgeschriebenen Sekretariatsposten 100 Leute bewerben. "Wenn jetzt die Wirtschaft ­ und sei es auch nur verhalten ­ wieder wächst, dann wird dieser Fach- und Führungskräftemangel ein Riesenproblem", befürchtet Sepp. Der Trend nehme beängstigende Ausmaße an - auch deshalb, weil die sinkende Geburtenrate jetzt immer stärker durchschlagen werde.

Eine rasche Lösung ist nach Einschätzung des Personal-Experten nicht in Sicht. Für eine Erhöhung der Geburtenrate sei die Politik in die Verantwortung zu nehmen, um die Rahmenbedingungen für Eltern und Mütter bei Berufstätigkeit zu verbessern, so Sepp. Ein weiterer Ansatz sei die verstärkte Einbindung von älteren Arbeitnehmern. "Viele Suchanfragen bei uns schließen Arbeitnehmer über 45 Jahre aus. Es braucht mehr Bewusstseinsbildung in den Betrieben, dass auch Menschen zwischen 60 und 65 noch gern arbeiten und qualifiziert sein können", betont Sepp.

Und auch gegenüber jungen Frauen gebe es noch immer gewisse Vorurteile wegen einer möglichen Schwangerschaft. "Hier braucht es in der Wirtschaft mehr Offenheit. Ohne die Einbindung von älteren Arbeitnehmern und jungen Frauen in den Fach- und Führungskräftemarkt wird die Situation kaum in den Griff zu bekommen sein", sagt Helmut Sepp.
     
Informationen: http://www.ey.com/at    
     
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