Kultureller Ehrenpreis für Dieter Hildebrandt   

erstellt am
02. 02. 11

München (stadt) - „Preise suchen unerbittlich ihren Träger“, hatte Dieter Hildebrandt einmal angemerkt. Gestern kam für den bereits vielfach ausgezeichneten Kabarettisten ein weiterer hinzu: Oberbürgermeister Christian Ude überreichte dem 83-Jährigen den Kulturellen Ehrenpreis 2010, die höchste Kultur- Auszeichnung der Stadt München.

„Dieter Hildebrandt ist seit über einem halben Jahrhundert die kritische Instanz in Deutschland“, würdigte Ude Dieter Hildebrandt bei der Preisverleihung im Alten Rathaussaal. „Er ist eine Institution, von der wir uns Kritik, Aufsässigkeit, einen aufrechten Gang erwarten.“ Seine ersten eigenen Erinnerungen an Hildebrandt verbinde er mit den Radio-Übertragungen der „Lach- und Schießgesellschaft“, an die er sich als intellektuelles Vergnügen erinnere, erzählte Ude. „Er hat mit der ‚Lach und Schieß‘ den Deutschen aufklärerische Gedanken, Aufsässigkeit und sogar Selbstironie nahegebracht, mit ‚Notizen aus der Provinz‘ für Aufruhr in den Zentralen des politischen Betriebs und als ‚Scheibenwischer‘ für klare Sicht auf politische und gesellschaftliche Missstände gesorgt“, zitierte Ude aus der Begründung der Jury für die Preisvergabe.

Dieter Hildebrandt Seit den Anfängen der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“ sei Hildebrandt als führender Kabarettist der Bundesrepublik stets präsent gewesen und habe im Fernsehen ein Millionenpublikum erreicht, hob Ude dessen Bedeutung hervor. Die legendäre „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“ hatte Hildebrandt nach ersten Erfahrungen im Studentenkabarett 1956 zusammen mit dem Sportreporter Sammy Drechsel gegründet, mit dem er auch danach eng zusammenarbeitete. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Bühne zu einem der bedeutendsten Kabaretts in der Bundesrepublik. Von Anfang an wurden die Programme im Hörfunk und Fernsehen übertragen. Dieter Hildebrandt gehörte dem Ensemble bis 1972 an.

Von 1973 an eroberte Hildebrandt zunächst mit den „Notizen aus der Provinz“ im ZDF, ab 1980 dann mit dem „Scheibenwischer“ in der ARD die großen Fernsehanstalten und das Publikum landesweit. Sammy Drechsel wirkte jeweils als Regisseur mit. Mit den „Notizen aus der Provinz“ schuf Hildebrandt die erste regelmäßige Satire-Sendung im deutschen Fernsehen überhaupt. Mit beiden Sendungen provozierte er teils auch harsche Gegenreaktionen der Politik – etwa als der Bayerische Rundfunk sich anlässlich einer „Scheibenwischer“-Sendung zur Katastrophe von Tschernobyl 1986 aus dem gemeinsamen ARD-Programm ausblendete. Auch nach seinem Ausstieg beim „Scheibenwischer“ steht der „dienstälteste Kabarettist unseres Landes“ – wie Kulturstaatsminister Bernd Neumann ihn einmal titulierte – weiterhin auf der Bühne. Derzeit ist Hildebrandt mit seinem Programm „Ich kann doch nichts dafür“ unterwegs „und bietet das personifizierte Kontrastprogramm zum seichten Geblödel, das sich heute oft Kabarett nennt“, so Ude.

Hildebrandt habe aber nicht nur deutsche Kabarett-Geschichte geschrieben, sondern sei auch als Autor mehrerer Bücher und als Schauspieler in Filmen wie „Kehraus“, „Man spricht deutsch“ und „Kir Royal“ erfolgreich gewesen, hob Ude hervor.

Für sein Wirken hat die Stadt München, wo der gebürtige Schlesier Hildebrandt seit über 60 Jahren lebt, diesen bereits mehrfach ausgezeichnet - 1979 mit dem Ernst-Hoferichter-Preis, 1984 mit der Ludwig-Thoma-Medaille und 1997 mit der Medaille „München leuchtet – Den Freunden Münchens“ in Gold. Seit gestern ist Hildebrandt nun der 53. Preisträger des „Kulturellen Ehrenpreises“, den die Stadt München seit 1958 alljährlich an Persönlichkeiten verleiht, die auf kulturellem oder wissenschaftlichem Gebiet Außerordentliches geleistet haben und durch ihre Herkunft oder ihr Schaffen eng mit München verbunden sind. Dieter Hildebrandt ist der erste Kabarettist, der diese Auszeichnung erhält. Zu den bisherigen Preisträgern zählen u.a. Martin Buber, Carl Orff, Erich Kästner, Golo Mann, August Everding, Hans Magnus Enzensberger und Victor von Bülow alias Loriot. Im vergangenen Jahr hatte der ehemalige Kammerspiele-Intendant Frank Baumbauer die Auszeichnung erhalten.

Künstlerisch umrahmt wurde die Feier von der Biermösl Blosn, die Hildebrandt auch des öfteren im „Scheibenwischer“ zu Gast hatte. Unter den zahlreichen prominenten Gästen der Preisverleihung waren u.a. die Münchner Ehrenbürger Dr. Dr. h.c. Hildegard Hamm-Brücher, Professor Dr. Otto Meitinger, Dr. h.c. Hans-Peter Dürr, die Alt-Oberbürgermeister Georg Kronawitter und Dr. Hans-Jochen Vogel, die Alt-Bürgermeister Dr. Gertraud Burkert und Dr. Winfried Zehetmeier sowie die Kulturellen Ehrenpreisträger Frank Baumbauer und Prof. Joachim Kaiser. Anwesend waren auch zahlreiche Kabarett- und Künstlerfreunde Hildebrandts, darunter Frank Markus Barwasser, Luise Kinseher, Monika Gruber, Dieter Hanitzsch, Axel Hacke, Axel Milberg und viele mehr.

Als Vertreter der Stadt nahmen an der Ehrung zahlreiche Mitglieder des Stadtrats sowie die Referenten Dr. Hans-Georg Küppers, Gabriele Friderich, Dr. Wilfried Blume-Beyerle, Dieter Reiter und Dr. Ernst Wolowicz teil.
     
Informationen: http://www.muenchen.de    
     
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