Indisch-österreichische Wirtschaftsbeziehungen werden intensiver   

erstellt am
11. 02. 11

Österreich-Werbung im Süden Indiens
Chennai (pk) - Anlässlich des Arbeitsbesuches, den Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und eine Parlamentarierdelegation derzeit in Indien absolvieren, wurde von der Industrie- und Handelskammer Chennai und dem österreichischen Unternehmen Weiss-Roehlig am Nachmittag des 10.02. ein "High Tea" für die VertreterInnen des österreichischen Parlaments gegeben. Prammer sprach bei dieser Gelegenheit vor über hundert Wirtschaftstreibenden über Stand und Perspektiven der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Indien und Österreich. Sie verwies zu Beginn ihrer Rede auf die dauerhaften freundschaftlichen Kontakte der beiden Staaten, die bereits mehr als sechs Jahrzehnte zurückreichen. Österreich war eines der ersten Länder, die 1949 mit dem unabhängigen Indien diplomatische Beziehungen aufnahmen und zählte auch zu den ersten Staaten, die dem von Premierminister Jawaharlal Nehru an die industrialisierten Staaten gerichteten Appell, den industriellen Aufbau Indiens zu unterstützen, Folge leisteten. Vor allem die indische Stahlindustrie profitierte vom Einsatz avancierter österreichischer Technologie, wie etwa dem LD-Verfahren. Österreich habe also Anteil daran, dass Indien heute zum viertgrößten Produzenten von Rohstahl weltweit geworden ist.

Die Aufnahme von Direktflügen zwischen Wien und New Delhi durch die Austrian Airlines zu Ende der 1990er Jahre markierte einen weiteren wichtigen Punkt im Ausbau der bilateralen Beziehungen, merkte Prammer an. Indien sei heute ein Schlüsselmarkt für österreichische Unternehmen. Gerade im Bereich des Technologietransfers bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für eine verstärkte Kooperation von indischen und österreichischen Unternehmen. Bereiche, die hier von besonderem Interesse sind, wären alternative Energieträger und Umwelttechnik, Infrastruktur, die Automobil-, Elektro- und Elektronikindustrie, wie auch Dienstleistungen und Tourismus, führte Prammer aus.

Diese wirtschaftlichen Beziehungen sind, wie die Nationalratspräsidentin unterstrich, nicht einseitig: Neben Joint-Ventures österreichischer Firmen in Indien haben in den letzten Jahren zunehmend auch indische Unternehmen in Österreich investiert. Vor der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise hatten die österreichischen Exporte rund 610 Mio. € erreicht, die Exporte Indiens nach Österreich betrugen 416 Mio. €. Im Zuge der globalen Wirtschaftskrise fiel 2009 das österreichische Exportvolumen, die indischen Exporte nach Österreich konnten aber weiter zulegen. Die bisher vorliegenden Zahlen für 2010 deuten jedoch auf eine Erholung der österreichischen Exporttätigkeit hin.

Österreich exportiert in erster Linie Maschinen- und Werkzeugtechnik, Spezialfahrzeuge, Eisen und Stahl, chemische Produkte, Plastik, Medikamente sowie Test- und Messinstrumente nach Indien und importiert von dort vor allem Kleidung und Textilien, Maschinen und Fahrzeuge, Chemikalien und Medikamente, Schuhe, Kaffee, Tee und Gewürze. Prammer zeigte sich überzeugt, dass Österreich und Indien in eine neuen Phase der intensiven Zusammenarbeit und wirtschaftlichen Kooperation eintreten können und es noch viel Raum zur Weiterentwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen gebe. Diese könnten sehr viel dazu beitragen, die guten bilateralen Kontakte zwischen Österreich und Indien zu vertiefen, schloss sie.

Der Delegation gehören neben Nationalratspräsidentin Barbara Prammer auch Dritter Nationalratspräsident Martin Graf sowie die Abgeordneten Christine Muttonen (S), Ruperta Lichtenecker (G) und Sigisbert Dolinschek (B) an.

Zum Abschluss ihrer Indienreise statten die österreichische ParlamentarierInnen der Küstenstadt Chennai im Süden des Landes einen Besuch ab. Neben Gesprächen mit führenden politischen Repräsentanten steht hier die Werbung für den Wirtschaftsstandort Österreich im Vordergrund.

Politische und wirtschaftliche Kontakte bestimmen das Besuchsprogramm, das eine österreichische Parlamentariergruppe derzeit in Indien absolviert. Der von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer angeführten Delegation gehören neben Drittem Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) auch die Abgeordneten Christine Muttonen (SPÖ), Ruperta Lichtenecker (Grüne) und Sigisbert Dolinschenk (BZÖ) an. Nach New Delhi und Hyderabad ist Chennai, Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nadu, dritte und letzte Station der Reise.

Die ParlamentarierInnen wurden am Donnerstagabend vom österreichischen Honorarkonsul in Chennai, Bhadrashyam H. Kothari, begrüßt, der der Delegation Indiens südlichsten Bundesstaat vorstellte: Tamil Nadu zählt mehr als 65 Mio. EinwohnerInnen und ist eine der höchstindustrialisierten Regionen Indiens. Das schlägt sich in wirtschaftlicher Potenz und sozialer Stabilität nieder: Pro-Kopf-Einkommen, Alphabetisierungsrate und Lebenserwartung liegen hier zum Teil deutlich über dem Bundesdurchschnitt.

Den Höhepunkt des Aufenthalts in Chennai bildet ein High-Tea im Rahmen einer von der Industrie- und Handelskammer zusammen mit dem Logistiker Gebrüder Weiss-Roehlig ausgerichteten Informationsveranstaltung. Dabei geht es darum, indischen Unternehmen den Wirtschaftsstandort Österreich vorzustellen und sie für Investitionen zu interessieren. Nach einem Referat der Nationalratspräsidentin stellen sich die Delegationsmitglieder der Diskussion (PK-Meldung folgt).

Ein Beispiel für bereits funktionierende Wirtschaftsbeziehungen ist, wie sich die Delegation bei einem kurzen Betriebsbesuch überzeugen konnte, die Firma Tuscany Home Solutions. Der Familienbetrieb importiert österreichische Küchen (EWE, FM) und ist gerade dabei, sein Tätigkeitsgebiet auf weitere Standorte in Indien auszuweiten. Schließlich statteten die ParlamentarierInnen auch Gouverneur Surjit Singh Barnala, dem Vertreter des Zentralstaates in Tamil Nadu, einen Höflichkeitsbesuch ab.
     
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