3D-Laserscanns erhellen die Antike   

erstellt am
08. 02. 11

Antike Gefäße mit innovativer Methode dokumentiert und in internationaler Buchreihe im Verlag der ÖAW publiziert
Wien (öaw) - Die Technische Universität Wien und das Institut für Kulturgeschichte der Antike der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) haben gemeinsam eine Methode zur Vermessung von Objekten mittels 3D-Laserscanner entwickelt, die bisher nur im Bereich der Industrie Verwendung fand. In Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum (KHM) wurde diese innovative Methode nun erstmals an einer großen Gruppe antiker Gefäße angewandt. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden in einem neuen Band der internationalen Buchreihe „Corpus Vasorum Antiquorum“ (CVA) im Verlag der ÖAW publiziert und werden am 16. Februar 2011 in der ÖAW präsentiert.

Moderne Technologie zur Erforschung antiker Objekte
Archäologische Forschung findet nicht nur im Feld bei Ausgrabungen statt, die für spektakuläre Meldungen sorgen, sondern auch in den Museen und deren Depots. Viele umfangreiche, teils private, überwiegend im 19. Jahrhundert zusammengetragene Sammlungen wurden den großen Museen vermacht, wo sie nach Objektgruppen vereint worden sind. Diese Sammlungen gilt es der Fachwelt für darauf aufbauende wissenschaftliche Forschungen zugänglich zu machen.

Laserscanner ermittelt 3D-Modell
Anstelle der mühsamen und zeitaufwendigen Handvermessung und zeichnerischen Dokumentation treten nunmehr moderne Technologien. Das Objekt wird auf einen turntable gestellt, und mittels Laser werden so die Profillinie und Ansicht berechnet. „Diese wesentlich genauere, schnellere und daher kostengünstigere Methode, die vor allem einen berührungsfreien Umgang mit den Objekten erlaubt, öffnet die Möglichkeit für weiterführende Forschungsarbeiten“, sagt Claudia Lang-Auinger vom ÖAW-Institut für Kulturgeschichte der Antike.

Über das mit dem Laserscanner ermittelte 3D-Modell eines Gefäßes können Punkte an der Oberfläche verortet werden, die weiteren Untersuchungen wie Farbspektralanalysen zugeführt werden. Auch diese lassen sich mithilfe des 3D-Laserscanners und eines Spektrophotometers berührungs- und zerstörungsfrei durchführen. Auf diesem Weg kann nicht nur die antike Farbzusammensetzung erforscht werden, auch die rezenten Übermalungen werden offenbar. Über das 3D-Modell können auch Gefäßinhalte objektschonend berechnet werden, die bisher durch Befüllung mit Reis oder Styroporkugeln als Füllmaterial erfolgte.

Internationales Publikationsprojekt antiker Gefäße
Unter der Patronanz der Union Académique Internationale (UAI) mit Sitz in Brüssel steht das internationale, Corpus Vasorum Antiquorum (CVA) genannte Publikationsprojekt, in dem antike Gefäße nach einheitlichen Richtlinien publiziert werden. National durchgeführt wird es an der ÖAW, im Institut für Kulturgeschichte der Antike.

Diese Form der Publikation, die der Grundlagenforschung zuzurechnen ist, muss auch den modernen Fragestellungen der Wissenschaft gerecht werden. „Bisher standen die Deutung der Bilder und deren Zuordnung zu Malerhänden im Vordergrund. Zunehmend werden aber auch etwa herstellungstechnische Merkmale und Fassungsvolumen untersucht, um einerseits Werkstätten zu definieren und anderseits antike Maßeinheiten zu erhalten“, so die Wissenschaftlerin.

Herkunft und Sammlungsgeschichte, Beschreibung der Gefäßform und der technischen Details sowie des Dekors und der szenischen Darstellungen sind die Kriterien des schriftlichen Teils. Ein Gesamtfoto sowie Detailbilder nach Bedarf und eine Strichzeichnung bestehend aus einer halben Ansicht kombiniert mit einem Schnittbild ergänzen die Präsentation jedes Gefäßes. Dieses Linienbild wurde bisher mit Bleistift und Lineal gezeichnet; das hatte ein idealisiertes, symmetrisches Bild zur Folge.
     
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