Frauen in Führungspositionen  

erstellt am
17. 02. 11

 Tumpel: Quote ein Muss!
Wien (ak) - „Wenn die Wirtschaft bis Ende 2011 keine konkreten Fortschritte macht, müssen wir auf EU-Ebene über Schritte nachdenken, wie sie bereits in Frankreich, Spanien und Norwegen im Gesetzblatt stehen. Das sagte kürzlich EU-Justizkommissarin Viviane Redding. Und ich kann sie nur voll und ganz unterstützen. Viele Frauen sind bestens ausgebildet, sie wollen nicht nur arbeiten, sie wollen auch Verantwortung übernehmen. Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit“, sagt AK Präsident Herbert Tumpel.

Unveränderte Männerdominanz in ATX-Unternehmen
Das Ziel, dass bis zum Jahr 2015 30 Prozent und bis 2020 40 Prozent der Aufsichtsräte der börsennotierten Unternehmen auf Europas Binnenmarkt weiblich sind, kann nicht anders verwirklicht werden. Von einer Verwirklichung dieser Forderung ist auch Österreich noch „meilenweit“ entfernt, wie eine Neuauflage der AK-Studie vom Februar 2011 deutlich macht. „Trotz heftiger öffentlicher Diskussion und vielen Versprechungen seitens der Wirtschaft hat sich an der Männerdominanz in den heimischen Führungsetagen nichts geändert. Der Frauenanteil in Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bleibt inakzeptabel niedrig“, kritisiert Tumpel.

609 Geschäftsführer, 28 Geschäftsführerinnen
Bei den untersuchten Top 200 Unternehmen liegt der Anteil der weiblichen Vorstände bei mageren 4,4 Prozent und ist damit gegenüber dem Vorjahr sogar noch gesunken: Im Jahr 2011 leiten nur 28 Geschäftsführerinnen die Unternehmensgeschicke, während 609 männliche Kollegen eine Vorstandsfunktion bekleiden.

Männer bleiben im Aufsichtsrat unter sich
Nur jedes zehnte Aufsichtsratsmitglied ist eine Frau: Unter den KapitalvertreterInnen liegt die Frauenquote bei lediglich 7,5 Prozent. Im Vergleich dazu ist der Frauenanteil in den Reihen der ArbeitnehmerInnenvertretung der Top 200 Unternehmen mit 16,6 Prozent mehr als doppelt so hoch. Insgesamt liegt der Frauenanteil im Aufsichtsrat bei 10,3 %. Da die Versprechungen der Wirtschaft leer blieben, fordert Tumpel die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote von 40 Prozent.

Nur drei Frauen zählen zur ATX-Vorstandsriege
Stark unterrepräsentiert sind weibliche Führungskräfte auch am Top-Börsesegment ATX: Der Frauenanteil im Vorstand liegt dort lediglich bei 3,9 Prozent, am gesamten Prime Market haben Geschäftsführerinnen überhaupt nur einen Anteil von 3,0 Prozent. Die Aufsichtsrätinnen im ATX haben eine Repräsentanz von 8,5 Prozent und liegen damit sogar unter dem Niveau der Top 200 Unternehmen. Mit 8 von 19 Personen stellen auch hier die Betriebsrätinnen einen maßgeblichen Anteil an der Vertretung von Frauen im Aufsichtsratsgremium.

Gesetzliche Frauenquote statt freiwilliger Selbstregulierung
Die enttäuschende Entwicklung bei den börsennotierten Unternehmen macht deutlich, dass freiwillige Selbstverpflichtung in Form von Kodexempfehlungen nicht ausreicht, um die Gleichstellung von Frauen in Führungspositionen zu erreichen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass Selbstregulierung versagt und nur eine gesetzliche Regelung den gewünschten Erfolg bringt. Norwegen, Spanien und seit kurzem auch Frankreich haben dies bereits erkannt und die entsprechenden Gesetze beschlossen. Auch in Deutschland schlägt die öffentliche Diskussion dazu hohe Wellen.

In Österreich sollte nun schnellstmöglich gehandelt werden, um in der Frage der Gleichstellung nicht eines von Europas Schlusslichtern zu bleiben.

 

Heinisch-Hosek: "Mit Freiwilligkeit kommen wir nicht weiter"
Nehmen wir uns selbst und die Wirtschaft in die Pflicht, mehr Frauen in Aufsichtsräte zu bringen
Wien (bpd) - "Mit Freiwilligkeit kommen wir ganz offensichtlich nicht weiter", sagt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek anlässlich der von der Arbeiterkammer Wien zu Frauen in Führungspositionen veröffentlichten Zahlen. In den Aufsichtsräten der größten 200 Unternehmen seien nur zehn Prozent Frauen vertreten. Da habe sich in den vergangenen Jahren fast nichts getan. Und in den Vorstandsetagen schaue es mit der Präsenz von Frauen mit deutlich unter fünf Prozent noch schlimmer aus, so die Ministerin.

"Jetzt muss Schluss sein mit den ewigen Ausreden. Dass die Zeit schon dafür sorgen wird, dass es mehr Frauen an die Spitze schaffen werden, das ist einfach nicht so. Jedes Jahr werden wir eines besseren belehrt", sagt die Frauenministerin. Der Zeitpunkt sei jetzt genau richtig, um uns selbst als Regierung und die Wirtschaft in die Pflicht zu nehmen und die Aufsichtsräte weiblicher zu machen. Denn viele europäische Länder seien uns schon deutlich voraus und hätten längst erkannt, dass es auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit sei, Frauen in Führungspositionen zu bringen. Es sei bereits allen klar, dass Frauen mittlerweile vielfach besser ausgebildet seien als die Männer und alle Studien würden belegen, dass gemischte Führungsteams bessere wirtschaftliche Ergebnisse brächten.

"Ich bin überzeugt, dass mehr Frauen in Führungspositionen für die Wirtschaft, für die Frauen und letztlich für die gesamte Gesellschaft gut sind. Und ja, es wird auch bedeuten, dass einige Männer ihre Chefsessel räumen müssen. Aber eine 90-prozentige Männerquote in Aufsichtsräten ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Ich werde in dieser Frage nicht mehr locker lassen und in einem ersten Schritt gemeinsam mit Wirtschaftsminister Mitterlehner an einer Selbstverpflichtung für staatsnahe und börsenotierte Unternehmen arbeiten", so Heinisch-Hosek abschließend.
     

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