Tiefbau in der Krise   

erstellt am
04. 03. 11

Erholung der europäischen Bauwirtschaft ab 2012 in Sicht
Wien (wifo) - Die Konjunkturaussichten sind für das europäische Bauwesen im Jahr 2011 weiterhin weniger günstig als für die Gesamtwirtschaft. In Westeuropa wirken vor allem die schwache Entwicklung des Nicht-Wohnbaus und der starke Rückgang der Tiefbauinvestitionen dämpfend. Insbesondere für die ostmitteleuropäischen Länder erwartet das Bauforschungsnetzwerk "Euroconstruct" 2011 einen Aufschwung. Erst ab 2012 ist insgesamt wieder mit stabilem Wachstum der europäischen Bauwirtschaft zu rechnen.

Das Bauwesen entwickelt sich in Europa auch im Jahr 2011 verhalten. Das Bauforschungsnetzwerk "Euroconstruct" erwartet in den 19 vertretenen Ländern heuer einen weiteren leichten Rückgang der Bauproduktion (0,1%). Negativ wirkt sich vor allem der Abschwung im Nicht-Wohnbau aus (1,2%); er betrifft vor allem Irland, Spanien und Portugal, während in der Mehrzahl der Länder 2011 bereits eine vorsichtige Aufwärtstendenz einsetzt.

2011 wird die Baukonjunktur am stärksten von der Entwicklung im Tiefbau gebremst. Dieser Sektor ist von den Sparmaßnahmen der öffentlichen Haushalte am meisten betroffen. Am stärksten sinkt in Westeuropa die Produktion im Verkehrsinfrastrukturbau (6,5%), weil Investitionen in das Straßennetz gekürzt oder aufgeschoben werden. Die Eisenbahninvestitionen sind davon weniger betroffen (0,4%). In den osteuropäischen Ländern abgesehen von Tschechien expandiert der Verkehrsinfrastrukturbereich aufgrund des großen Nachholbedarfs sowie der EU-Fördermittel weiterhin mit zweistelligen Raten.

In Österreich sind die Aussichten für die Bauwirtschaft heuer ähnlich verhalten wie in Westeuropa. Die Bauinvestitionen wachsen mit +0,7% merklich schwächer als die Ausrüstungsinvestitionen (+4,5%) und das Bruttoinlandsprodukt (+2,2%). Nachdem der Abschwung im Tiefbau 2010 die Baukonjunktur bestimmte, wird die Entwicklung auch 2011 durch die Schwäche im Tiefbau und hier insbesondere im Straßenbau gedrückt.

Auch im Hochbau sind die Wachstumsaussichten mäßig. Mit der Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage ist ein Anstieg der Bauproduktion im sonstigen Hochbau zu erwarten; der anhaltende Aufschwung in vielen Bereichen der Sachgüterproduktion könnte heuer und mehr noch 2012 den Baustofflieferanten zugutekommen.

Die kontinuierliche Abnahme der Baubewilligungen deutet einen Rückgang der Wohnbauproduktion an. Gemäß der aktuellen WIFO-Prognose der Baubewilligungen im Auftrag des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie werden 2011 etwa 37.700 Wohneinheiten bewilligt, um 4% weniger als 2010. Dämpfend wirken dabei vor allem der Druck zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte nach der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise und die zögernde Investitionsbereitschaft privater Haushalte; positiven Einfluss hat die zunehmende Präferenz für Immobilien als wertbeständige Anlage gegenüber Finanzprodukten.
     
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