"Jude sein - Being Jewish"   

erstellt am
08. 03. 11

Fotografien von Peter Rigaud im Museum Judenplatz
Wien (jmw) - "Diese Ausstellung zeigt die unterschiedlichen Zugänge, die man zu seiner jüdischen Identität haben kann", sagte Museumsdirektorin Dr. Danielle Spera in ihrer Eröffnungsrede zur Ausstellung "Jude sein - Being Jewish". Zur Eröffnung der Ausstellung waren nicht nur zahlreiche Ehrengäste - unter ihnen Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, der amerikanische Botschafter und die Gattin des israelischen Botschafters - gekommen sondern auch viele der Porträtierten wie Edek Bartz, Haya Molcho, Erwin Javor und Susanne Scholl, die auch die Eröffnung der Ausstellung vornahm.

Der international renommierte Fotograf Peter Rigaud präsentiert im Rahmen seines Vienna Jewish Identity Projects im Jüdischen Museum Wien am Judenplatz eine Porträtserie von Wiener Jüdinnen und Juden. Dabei wird ein breites Spektrum quer durch die verschiedenen Generationen und die sozialen, religiösen und weltanschaulichen Positionen gezeigt: orthodoxe wie säkulare Menschen, Sefarden wie Aschkenasen, berühmte Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Kultur und auch weniger bekannte Menschen sind in dem Projekt vertreten. Porträtiert wurden sowohl in Wien lebende Personen als auch solche, die durch die Shoah ins Exil vertrieben wurden und nicht mehr zurückkommen wollten oder aus anderen Gründen nicht mehr in Wien leben.

Peter Rigaud bezeichnet seine Porträts als "Sessions" oder Sitzungen und weist damit auf seine von der klassischen Porträtmalerei abgeleitete Methode des verbalen und auch nonverbalen Dialogs zwischen Künstler und Modell hin. Dabei geht er sehr undogmatisch und spontan auf die jeweilige Situation ein. Er nähert sich seinem Modell durch forschendes Herantasten und lässt diesem gleichzeitig auch die Möglichkeit der Selbstinszenierung. Seine Porträts entstehen in einem gemeinsamen kreativen Prozess. Es sind keine Studioaufnahmen, sondern die Darstellungen entstehen in der alltäglichen Umgebung des Modells oder an einem bewusst gewählten Ort.

Im Rahmen des Vienna Jewish Identity Projects wurde der Dialog zwischen Künstler und Modell zugespitzt. Rigaud bat seine Modelle, einen Menschen auszuwählen, den er für sie porträtieren sollte - auch die Begründung, warum man sich für diesen speziellen Menschen entschieden habe, spielt eine Rolle. Rigaud schuf auf diese Weise Paare, wie beispielsweise den Filmproduzenten Eric Pleskow und den Journalisten Ari Rath. Beide sind in der Porzellangasse im 9. Bezirk aufgewachsen, nur wenige Häuser voneinander entfernt, lernten einander aber erst vor etwa einem Jahr kennen.

Auch nach der persönlichen Bedeutung der jüdischen Identität für jeden Einzelnen wurde gefragt, die Antworten werden in der Ausstellung aufgegriffen. "Es gibt einen jiddischen Satz: Schwer zu sein ein Jud, und er wird lächelnd ausgesprochen. Lächelnd, da es ja nichts gibt, das einem leichter fällt: Man ist und bleibt Jude, was immer man dafür oder dagegen machen möge - ob man sein Judentum zur Schau trägt, ob man daraus einen Beruf macht oder ob man es vor anderen und sogar vor sich selbst verleugnet. In einem anderen Sinn jedoch ist es tatsächlich außerordentlich schwer, Jude zu sein, und das erklärt die Melancholie des Lächelns, das den zitierten Satz begleitet" (Villém Flusser).

Peter Rigaud wurde 1968 in Salzburg geboren. Nach dem Studium für Fotodesign in Berlin lebte und arbeitete er unter anderem in New York, Chicago, Berlin und Wien. Regelmäßig erscheinen seine Fotografien in internationalen Zeitschriften und Magazinen.

Die Ausstellung "Jude sein - Being Jewish" ist bis 19. Juni 2011 im Museum Judenplatz für die Öffentlichkeit zugänglich.
     
Informationen: http://www.jmw.at    
     
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