Was bitte ist eine Bourdaloue?   

erstellt am
18. 03. 11

Arstetten (schloss artstetten) - Wissen Sie, was eine Bourdaloue ist? In der Sonderausstellung "Jedermanns Thron" auf Schloss Artstetten können Sie ab 1. April neben den skurrilsten WC-Schalen und Nachttöpfen nicht nur einige besonders schöne Exemplare (wie die beigefügte aus der Serie für Preußen-König Friedrich III., Leihgeber: Villeroy & Boch) dieser Spezial-Nachttopf-Form besichtigen, sondern auch folgende Geschichte nachlesen:

Bourdaloue - in der Sonderausstellung Schloss Artstetten
Bourdaloue - in der Sonderausstellung Schloss Artstetten
Foto: Schloss Artstetten

Eine Spezialform des Topfes, die sogar im 18. und 19. Jahrhundert von der Damenwelt in der Öffentlichkeit verwendet wurde, stellt der Nachttopf in Form einer Sauciere dar: Die Benutzung des Bourdaloue geht angeblich auf das Jahr 1700 zurück, als am Hofe König Ludwig XIV der damals berühmte Jesuitenpater Louis Bourdaloue (1632-1704) seine Predigten hielt. Diese sollen so fesselnd gewesen sein, dass die Damen stundenlang den rhetorischen Künsten des Paters lauschten. Um nicht während der Predigt wegen eines „Bedürfnisses“ die Kirche mitten im Vortrag verlassen zu müssen, sollen einige Damen eine Saucière mit in die Kirche genommen und diese zweckentfremdet haben.

Die Manufakturen griffen diese Mode auf und schufen Gefäße, die der Saucière zwar ähnlich waren, aber nach Größe und Gestalt dem neuen Verwendungszweck entsprachen und als „pot de chambre oval“ auf den Markt kamen. Nach kurzer Zeit entwickelten sich die Gefäße zu Luxusartikeln, die mit kostbarsten Dekoren und delikaten Details ausgestattet waren.

Erst nach dem Tod des Paters Bourdaloue hat der Volksmund diesem inzwischen verbreiteten und beliebten neuen Gebrauchsgegenstand den Namen des Paters gegeben.

Die letzten Exemplare dieser Gattung befanden sich in den Waschtischen von Schlafwagenabteilen des noblen Orient-Express von Zürich nach Istanbul. Heute sind sie bestaunte Objekte aus fernen Zeiten in Museen, wie das Keramik-Museum von Villeroy & Boch oder das Wiener Sanitärmuseum.

Darüberhinaus gibt es auch in der Dauerausstellung "Für Herz & Krone" einen neuen Einstimmungsraum als Vorbereitung auf all die Themen, die auf unsere Besucher warten, und die man zuhause in unserer neuen Museumsbroschüre "Willkommen in Artstetten" (verfasst von Dr. Christiane Scholler und Anita Hohenberg, erhältlich ab Mitte April) gemütlich nachlesen kann.

Natürlich gibt es auch wieder ab Mai an 5 Terminen "Schloss Artstetten in der Vollmondnacht" zu erleben: zweistündige Voll-Mond-Führungen durch das Museum mit einem anschließenden kurzen Spaziergang zur Gruft und durch den weitläufigen Park. Zum Abschluss lassen wir die Vollmond-Nacht mit einem Gläschen Sekt und Brötchen stilvoll ausklingen!
Und wer schon immer mal auf den Spuren der Habsburger wandeln wollte, der nimmt Teil an einem "geführten Spaziergang durch die historische Parkanlage von Schloss Artstetten". Dabei gibt es nicht nur uralte, eindrucksvolle Bäume zu sehen, sondern auch Ansätze der Parklandschaften von Kaiser Franz I, Erzherzog Carl Ludwig und Erzherzog Franz Ferdinand, einen "Pool" aus dem 19. Jahrhundert und zwei Spuckmänner zu entdecken. Besonders sehens- und "spürenswert": die nach geomantischen Richtlinien angelegte Kastanien-Allee!

Mehr Informationen zu den Neuigkeiten im Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum entnehmen Sie bitte der Presseinformation; gern senden wir Ihnen auf Wunsch auch Fotos zu!

Artstetten ist immer wieder einen Besuch wert, finden Sie nicht?
     
Informationen: http://www.schloss-artstetten.at    
     
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