Wasser für die Welt   

erstellt am
16. 03. 11

Am 22. März ist Weltwassertag: Die gesamte Menschheit mit Trinkwasser zu versorgen wäre technisch machbar, meint Prof. Kroiss von der Technischen Universität (TU) Wien.
Wien (tu) - Österreich hat Glück: Trinkwasserprobleme kennt man hier praktisch nicht. Regelmäßiger Regen, große Flüsse und relativ konstante Grundwasserspiegel versorgen uns mit einer größeren Menge Wasser als wir benötigen. In anderen Gegenden der Welt ist das anders – daran erinnert auch heuer wieder der Weltwassertag am 22. März. An der Technischen Universität Wien untersucht Prof. Helmut Kroiss, Experte für Wasserwirtschaft, wichtige Fragen über die Zukunft der weltweiten Wasserversorgung.

Genug Trinkwasser für alle
Eigentlich ist der menschliche Bedarf an sauberem Wasser gar nicht besonders hoch: Pro Jahr benötigt jeder von uns etwa einen Kubikmeter Trinkwasser und 30-50 Kubikmeter Wasser für Hygiene, das auch beinahe Trinkwasserqualität haben sollte. „Die Trinkwasserversorgung ist ein technisch lösbares Problem“, ist Prof. Kroiss optimistisch. Selbst wenn die Weltbevölkerung in den nächsten Jahrzehnten auf über neun Milliarden Menschen ansteigt, hält er die globale Versorgung der Menschen mit sauberem, gesundheitlich unbedenklichem Wasser für machbar. Ein großer Teil der Weltbevölkerung lebt in Küstengebieten – gerade dort lässt sich durch Entsalzungsanlagen relativ einfach Trinkwasser aufbereiten.

Problembereich Landwirtschaft
Ein viel gewichtigeres Problem allerdings ist die Landwirtschaft: „Um einen Menschen mit Nahrung zu versorgen, benötigt man 1000 bis 2000 Kubikmeter Wasser pro Jahr“, erklärt Prof. Kroiss – und diese Menge steht nicht überall zur Verfügung. Es gibt Staaten, die sich aufgrund mangelnden Wassers einfach nicht selbst mit Nahrung versorgen können: Im Wüstenklima des Jemen muss man mit etwa 200 Kubikmeter pro Person und Jahr auskommen. Eine autarke Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Nahrung ist in solchen Ländern einfach nicht möglich. Südkorea, kaum größer als Österreich, beherbergt 50 Millionen Menschen. Es gibt zwar ausreichend Wasser, aber zufolge des Monsunklimas mit extrem unregelmäßigem Niederschlag. Dort muss Regenwasser in Talsperren gespeichert werden um eine gesicherte Wasserversorgung übers Jahr zu erreichen, außerdem ist die Fläche für eine ausreichende Nahrungsproduktion nicht vorhanden.

Ein globaler Umstieg auf biologische Landwirtschaft, würde die erforderliche landwirtschaftliche Nutzfläche noch steigern. Das verschärft die Konkurrenz zwischen Natur- und Kulturflächen und schadet vor allem der Artenvielfalt.

Wassertransport löst keine Probleme
Werden wir in Zukunft also gewaltige Wassermengen von feuchten in trockene Gebiete umverteilen - mit Wassertankschiffen und Wasserpipelines? Ein solches Szenario hält Prof. Kroiss für völlig unrealistisch: „Solche Wassertransporte wären sehr ineffizient“, meint er. „Anstatt tausend Kubikmeter Wasser für die Landwirtschaft zu transportieren kann man auch eine Tonne Weizen transportieren – und Landwirtschaft in den Gegenden betreiben, die auf Grund der klimatischen Bedingungen dafür geeignet sind.“ Prof. Helmut Kroiss legt großen Wert darauf, zwischen Trinkwasserbedarf und landwirtschaftlichem Bedarf zu unterscheiden: „Trinkwasser wird eigentlich nicht verbraucht - es wird nur verunreinigt “, erklärt Kroiss. Das entstehende Abwasser wird nach Reinigung wieder den Gewässern zugeführt oder kann sogar als Trinkwasser wiederverwendet werden.

Wasser, das der Nahrungsproduktion in der Landwirtschaft dient, verdampft hingegen und kann damit in der Region nicht mehr genutzt werden. In Österreich fällt das gar nicht auf, aber etwa im Einzugsbereich des Aralseees oder des Kaspischen Meeres mit steigendem Wasserbedarf für die Bewässerung in der Landwirtschaft führt das zu dramatischen Folgen für das ökologische Gleichgewicht.

Optimistischer Blick nach vorn
Der Zukunft der globalen Wasserversorgung blickt Prof. Kroiss hoffnungsfroh entgegen: „Eine pessimistische Sicht hat ja wenig Sinn, wenn man nicht versucht, die Dinge zu ändern“, meint er. Freilich muss im Bereich der regionalen Wasserpolitik und der globalen Nahrungsversorgung noch vieles verändert werden. Doch wenn sich die Weltbevölkerung gegen Ende dieses Jahrhunderts stabilisiert, sollte es technisch und organisatorisch möglich sein, für eine flächendeckende Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser, für ausreichende Ernährung, und für gesunde, saubere Gewässer zu sorgen. Ob diese Möglichkeiten auch ausgeschöpft werden erfordert globales Denken und eine allgemeine Bewusstseinsänderung– beides bleibt die Sache der Politik.
     
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