Neuerungen in der operativen Nierenkrebsbehandlung   

erstellt am
28. 03. 11

Neuausstattung an der Urologischen Abteilung erweitert die Behandlungsmöglichkeiten
Oberwart (blms) - Seit Jänner 2011 ist die Urologische Abteilung im Krankenhaus Oberwart mit einem komplett neuen laparoskopischen Operations-Instrumentar ausgestattet. Eingesetzt wird das moderne Gerät zum Großteil bei Nierenkrebserkrankungen. Mit dieser speziellen OP-Technik wird dem Patienten eine offene Operation erspart, stattdessen sind nur drei bis vier kleine Schnitte notwendig. Für den Patienten hat dieser Eingriff den Vorteil, dass die Genesung schneller verläuft. Das Gerät hat rund 55.000 Euro gekostet.

„An der Urologischen Abteilung Oberwart werden seit 2004 laparoskopische Operationen beim Nierenkrebs durchgeführt. Damals nur vereinzelt mit Hilfe von Gastoperateuren. Seither ist die laparoskopische Operation beim Nierenzellkarzinom zur Routineoperation geworden. Darüber hinaus gehört die Urologische Abteilung zu den wenigen Zentren, die auch laparoskopische Nierenteilresektionen durchführen“, informiert Gesundheitslandesrat Dr. Peter Rezar. Durchgeführt werden diese Eingriffe von einem laparoskopischen OP-Team unter der Leitung des 1. Oberarztes Dr. Gottfried Pfleger, Facharzt für Chirurgie und Urologie.

Seit Jänner 2011 ist die Urologische Abteilung nun mit einem eigenen komplett neuen laparoskopischen OP-Instrumentar ausgestattet und kann damit selbstständig die laparoskopischen OP-Techniken neben der Niere auch auf andere Organe anwenden. So erfolgten bereits Nebennierenentfernungen, Lymphknotenentfernungen und Varikozelen-Operationen, das sind Krampfaderoperationen im Bereich des Hodens.

Urologie Oberwart hat ein Einzugsgebiet von 250.000 Einwohnern
Die Urologie in Oberwart hat eine über die Bundeslandgrenze hinausgehende Schwerpunktversorgungsaufnahme. Es ist die einzige Urologie zwischen Graz und Wiener Neustadt, und hat ein Einzugsgebiet von rund 250.000 Einwohnern. Der burgenländischen Krankenanstaltengesellschaft (KRAGES) ist es ein großes Anliegen, alle Bemühungen zu unterstützen, die Patientinnen und Patienten mit hoher Qualität und trotzdem so schonend wie möglich zu behandeln. Knapp 1.500 Patientinnen und Patienten wurden im Vorjahr stationär aufgenommen, weitere 170 wurden tagesstationär betreut. 1.800 Patienten wurden 3.300 Mal ambulant begutachtet. Zusätzlich wurden rund 1.500 Mal Begutachtungen an Patientinnen und Patienten anderer Abteilungen in der urologischen Ambulanz durchgeführt.

KRAGES-GF Mag. Hannes Frech: „Die Urologie Oberwart braucht mit ihrem Leistungsspektrum den Vergleich mit sehr großen Abteilungen in Wien oder anderen Bundesländer nicht zu scheuen. Dies wird auch durch das große Einzugsgebiet der Urologie Oberwart, welches unter anderem auch die angrenzenden steirischen Bezirke umfasst, unterstrichen. Die KRAGES ist stolz auf die Entwicklung der einzigen urologischen Vollabteilung, welche auch den Fachschwerpunkt im KH Kittsee in seiner Entwicklung durch die Übernahme der fachlichen Patronanz unterstützt.“

Wandel in der Diagnostik und operativen Therapie des Nierenzellkarzinoms
„Bei der operativen Behandlung des Nierenzellkarzinoms hat sich in den letzten Jahren ein entscheidender Wandel vollzogen. Diese Veränderungen der operativen Strategie ergaben sich in den letzten Jahren nicht zuletzt dadurch, dass wesentlich häufiger bildgebende Diagnostik (Ultraschall, Computertomographie) bei den Patienten durchgeführt wird und dadurch vermehrt (in über 50 %) kleine Tumore diagnostiziert werden. In diesen Fällen kann eine nierenerhaltende (organerhaltende) Operation durchgeführt werden. Die offene Schnittoperation ist weitgehend durch die laparoskopische Operationstechnik („Schlüssellochchirurgie" oder „Knopflochchirurgie“) ersetzt worden“, erklärt Prim. Univ.-Doz. Dr. Walter Kuber, Vorstand der Abteilung für Urologie.

Das Nierenzellkarzinom macht 2 – 3 % aller bösartigen Tumore aus. Männer sind dreimal häufiger befallen als Frauen; der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 5. und 6. Lebensjahrzehnt. Genetische Aspekte haben bei der Entstehung des Nierenkrebses Bedeutung.

Laparoskopische OP-Einheit für die Urologische Abteilung ermöglicht neue Therapie
OA Dr. Gottfried Pfleger, Facharzt für Chirurgie und Urologie: „Der Wandel in der operativen Therapie des Nierenzellkarzinoms lässt sich auch in der OP-Statistik unserer Abteilung deutlich nachvollziehen. 2005 wurden ca. 10% der Nierentumore laparoskopisch operiert (40 offen – 4 laparoskopisch). Der Prozentsatz an laparoskopischen Eingriffen hat sich in den folgenden Jahren schrittweise erhöht, sodass 2009 bereits 50% der Eingriffe laparoskopisch durchgeführt wurden. Ein eigenes Laparoskopie-Equipment für die Urologie war daher eine logische Folge. Die Zahlen für das 1. Quartal 2011 weisen eine weitere Steigerung auf. Heuer wurde bisher lediglich eine offene Operation durchgeführt - bei einem großen Tumor mit Einwachsen des Tumors in die untere Hohlvene - damit liegen wir derzeit bei 90% laparoskopischen Eingriffen“, so der Facharzt.

Zusätzlich zu den hier besprochenen Nierentumor-Operationen werden auch andere Erkrankungen aus dem urologischen Fachgebiet laparoskopisch behandelt. Es werden auch Tumore der Nebenniere oder große Nierenzysten zu 100% mit dieser Technik operiert, ebenso werden Lymphknotenentfernungen aus dem Becken oder Varikozelenligaturen auf diese Weise durchgeführt. „In Zukunft werden die organerhaltenden Operationen mit Ausschälen des Tumors aus der Niere weiter zunehmen. Die Ursache dafür liegt einerseits in der früheren Diagnosestellung, andererseits steigt auch die Erfahrung in diesem OP-Verfahren, sodass immer größere Tumore organerhaltend operiert werden“, so Oberarzt Pfleger. Als Ursachen für Krebserkrankungen der Niere nennt Primar Dr. Kuber fettreiche Ernährung und hormonelle Einflüsse.
     
zurück