Faymann: "Offener Dialog mit Tschechien trotz gegensätzlicher Standpunkte"   

erstellt am
23. 03. 11

Tschechischer Premierminister Petr Nec(as zu Gast bei Bundeskanzler Werner Faymann
Wien (bpd) - "Eine gute Nachbarschaft verträgt nicht nur viele gemeinsame Themen, sondern auch kontroversielle Fragen, wie etwa die Nuklearenergie. Österreich ist für den Ausstieg aus der Atomenergie als nachhaltige Politik in Europa. Ausgehend vom bekannten tschechischen Standpunkt wird es jedoch nicht überraschen, dass unsere beiden Länder in der Frage der Nuklearenergie gegensätzliche Standpunkte vertreten", sagte Bundeskanzler Werner Faymann am 22.03. nach einem Arbeitsgespräch mit dem Premierminister der Tschechischen Republik, Petr Necas.

Der Bundeskanzler betonte, dass die aktuellen Bilder aus Japan zeigten, dass es sich bei der Nutzung der Atomenergie um keine sichere Technologie handle. Die Risiken seien nicht zu unterschätzen und würden die Lebensbedingungen der Bevölkerungen gefährden. "Ich bin überzeugt davon, dass die Atomenergie letztlich keine beherrschbare und nachhaltige Energieform ist. Was den Ausbau von Temelín betrifft, werden wir dazu mit unseren Nachbarn einen offenen Dialog führen", so Faymann. Der Bundeskanzler fordert unter anderem von Tschechien, dass auch österreichische Umweltschutzorganisationen in der Umweltverträglichkeitsprüfung zum Ausbau des Kernkraftwerks Temelín Parteienstellung eingeräumt werden. Diese Position wird er auch beim Treffen mit Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso noch einmal verdeutlichen.

Premier Necas sagte dazu: "Wir respektieren den österreichischen Standpunkt in der Atomenergie, wir erwarten jedoch, dass auch unserer Ansichten der gleiche Respekt entgegengebracht wird. Für die tschechische Regierung steht die Sicherheit der Bevölkerung an erster Stelle. Wir würden es nicht zulassen, dass unsere Bevölkerung einem Risiko ausgesetzt wird. Dieser Grundsatz kann als die beste Garantie für unsere Nachbarn gelten. Im Hinblick auf den Ausbau des Atomkraftwerkes Temelín werden wir mit unseren österreichischen Partnern einen offenen und transparenten Dialog führen."

"Wir freuen uns über die gute Gesprächsbasis mit unseren tschechischen Nachbarn. Dennoch können die Vorkommnisse in Japan dazu führen, Österreichs Verhandlungsposition zu stärken. Die Ereignisse in Japan geben Österreich bessere Chancen, mit seinem Standpunkt besser gehört zu werden und seine Ansichten durchzusetzen", so der Bundeskanzler.

Premier Necas zeigte sich trotz der gegensätzlichen Standpunkte beim Thema Atomenergie vor allem über die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen erfreut. Innerhalb der letzten Jahre sei Österreich zum größten ausländischen Investor in der Tschechischen Republik geworden, betonte er.
     
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