al-Fann    

erstellt am
23. 03. 11

Kunst der islamischen Welt aus der Sammlung al-Sabah, Kuwait im Kunsthistorisches Museum Wien von 22. März bis 19. Juni 2011
Wien (khm) - Ab 22. März 2011 präsentiert das Kunsthistorische Museum erstmals in Wien eine umfassende Schau über die Kunst der islamischen Welt. Ziel der Ausstellung ist es, den Besuchern einen Überblick über 1000 Jahre islamische Geschichte, über Reichtum, Vielfalt und Verbreitung der islamischen Kultur zu vermitteln und ihre künstlerische Entwicklung, die durch intensiven Austausch und Respekt gegenüber anderen Kulturen geprägt ist, zu dokumentieren: die gut 350 ausgewählten Objekte, von denen fast ein Drittel hier erstmals gezeigt wird, datieren aus dem 8. bis ins 18. Jahrhundert und entstanden in einem Kulturkreis, der sich von Spanien bis Indien und China erstreckte. In der Ausstellung ist eine Fülle an künstlerischen Gattungen und Materialien vertreten - Textilien, und Metallarbeiten, Keramik und Glas, Miniaturen, illuminierte Koranhandschriften und Elfenbeinarbeiten, Stein, Holz und Schmuck.

"Diese 350 Objekte führen uns die Fülle eines Jahrtausends islamischer Kunst vor Augen. Sie bestechen durch die Virtuosität der meist anonymen Künstler und die Kostbarkeit der Materialien und dokumentieren die Abfolge der wichtigsten Dynastien sowie der Macht- und Kunstzentren: Damaskus und Bagdad, Kairo und Samarkand, Granada und Delhi begegnen uns hier", erklärt Generaldirektorin Sabine Haag. "Diese erstmals in Wien gezeigten Leihgaben aus der Sammlung al-Sabah bieten einen neuen und spannenden Blick auf die islamische Kunst und Kultur. In der Kunst manifestiert sich immer auch der Kontakt, der (friedliche) Austausch der Kulturen, und so dokumentieren die hier gezeigten Meisterwerke beispielsweise den Einfluss antiker Säulenordnungen, sasanidischer Metallarbeiten, pharaonischer Webtechniken oder chinesischen Porzellans auf die islamische Kunst und ihre Verarbeitung dieser Vorbilder und Ideen zu großartigen eigenständigen Werken. Zugleich könnte die Ausstellung auch einen wichtigen Anstoß liefern, das viel zu lange gepflegte eurozentrische Kunstverständnis durch eine historisch besser zutreffende globale Sicht zu ersetzen: Zugleich könnte die Ausstellung auch einen wichtigen Anstoß liefern, das viel zu lange gepflegte eurozentrische Kunstverständnis durch eine historisch besser zutreffende globale Sicht zu ersetzen - man denke nur an den kulturellen Austausch, auch durch den nie unterbrochenen Handel, der sich beispielsweise in Gentile Bellinis Aufenthalt am Hof in Istanbul, Marco Polos Reise nach China, dem normannischen Sizilien oder in Andalusien manifestierte." Kurator der Ausstellung ist Giovanni Curatola, als Professor für Archäologie und Geschichte der islamischen Kunst an den Universitäten von Mailand und Udine ein international ausgewiesener Fachmann. Gemeinsam mit den Kuratoren der al-Sabah Collection, Manuel Keene und Salam Kaoukji, hat er aus den über 30.000 Objekten dieser Privatsammlung islamischer Kunst, der bedeutendsten auf diesem Gebiet, die hier gezeigten Exponate ausgewählt.

Die Sammlung al Sabah Die Sammlung ist das Werk von Sheikh Nasser al-Ahmad al-Jaber al-Sabah, dem Sohn des Emirs von Kuwait, und seiner Frau Sheikha Hussah Sabah al Salem al-Sabah, die sie 1983 dem Nationalmuseum von Kuwait als Dauerleihgabe zur Verfügung stellten. "Das erste bedeutsame Datum in diesem Zusammenhang ist Juli 1975", schreibt Giovanni Curatola in seiner Einleitung zum Katalog. "Damals zeigte Sheikh Nasser Sabah al-Ahmad al-Sabah seiner Frau Sheikha Hussah Sabah al Salem al Sabah zum ersten Mal ein islamisches Kunstwerk - es handelte sich um eine großartige emaillierte Glasflasche aus der Zeit der Mamelucken (Ägypten oder Syrien, 14. Jahrhundert) -, die er auf seinen Reisen erworben hatte. Dies war der Beginn eines außergewöhnlichen, wahrscheinlich sogar nie wiederholbaren Abenteuers, das zu gleichen Teilen aus Intelligenz, Liebe, Expertise, Weitsicht und Neugier geboren wurde [… ]".

Gliederung der Ausstellung Die umfangreiche Ausstellung ist in zwei Teile gegliedert: der erste Teil wird im Bassano Saal präsentiert und bietet den Besuchern eine in vier Kapitel unterteilte, chronologische Übersicht über die Entwicklung der islamischen Kunst von den frühen Anfängen des Islams bis zu den großen Reichen des 16. Jahrhunderts, den Osmanen, Safawiden und Mogulen. Der zweite Teil der Ausstellung füllt den gesamten Umgang des 2. Stocks. Er widmet sich ausgewählten Themen, die in der islamischen Kunst eine tragende Rolle spielen, und illustriert diese mit Hilfe von Objekten aus den verschiedensten Jahrhunderten und Regionen. Auch hier zeigt sich die Breite und Tiefe der islamischen Kunst ebenso wie die gegenseitige Befruchtung, über weite Distanzen und über Gattungsgrenzen hinweg. So gibt es beispielsweise Glas- und Bronzekannen, deren Formen sich gleichen oder geometrische Muster, die in verschiedenen Medien Anwendung fanden. Die Ausstellung befasst sich in eigenen Kapiteln mit der Kalligraphie des arabischen Alphabets; mit geometrischen Mustern und Kompositionen, in denen die oft anonymen Künstler mit unnachahmlicher Meisterschaft mathematische Gesetze in Kunst verwandelten; mit der Arabeske - formal komponierte und sich endlos wiederholende florale Muster von außergewöhnlicher Virtuosität und Ausdruck nie enden wollender Phantasie; und mit der figurativen Kunst, wobei die wunderbaren Exponate dieses Abschnitts anschaulich dokumentieren, wie falsch das Vorurteil ist, im Islam gäbe es ein generelles Bildverbot. Den Abschluss bildet eine Auswahl an Moghulschmuck und juwelengeschmückten Dolchen. Die Kostbarkeit der Ausführung und die Farbenpracht der Edelsteine verleihen diesem Teil der Ausstellung den Charakter einer echten "Schatzkammer", deren einzigartige Exponate einen visuellen Höhepunkt und Abschluss dieser an Kostbarkeiten reichen Ausstellung bilden; sie dokumentieren den einzigartigen Reichtum der Bestände der Sammlung alSabah gerade in diesem Bereich auf hervorragende Weise. Eine kleine Auswahl an Münzen bietet den Besuchern einen chronologischen Wegweiser durch die islamische Geschichte.

In den speziell adaptierten Räumen des 2. Stocks des Kunsthistorischen Museums zeigen wir eine reiche Auswahl großer und kleiner Objekte von berauschender Schönheit: prachtvoll illuminierte Koranhandschriften und erzählfreudige Miniaturen, die berühmte Werke der Literatur illustrieren, Marmorkapitelle mit Inschriften und Elfenbeinkästchen, die mit Vögeln und Pflanzen dekoriert sind, elegante Kannen aus Bronze und emaillierte Glasbecher in leuchtenden Farben und mit aufwendigem Dekor, Teppiche, Textilien, osmanische Samtstoffe, höfische Seiden und mittelalterliche Gewänder, Keramik, Kacheln, schwere Goldketten, riesige Edelsteine und Diamanten, Dolche mit Jadegriffen, die mit Rubinen und Smaragden verziert sind, Holztüren und gedrechselte Raumgitter, üppig dekorierte Wasserpfeifen, wissenschaftliche Instrumente und sogar Schachfiguren aus Bergkristall aus dem 9. Jahrhundert.

Die Ausstellung, die zuvor in Mailand gezeigt wurde, dokumentiert die Fülle der Kunst und Kultur der islamischen Welt und leistet somit einen wichtigen Beitrag zum Verständnis einer Zivilisation und ihrer Kunst, die durch ihren ständigen Kontakt mit anderen Kulturen - sei es der in Sizilien, in Spanien, im Iran, in Indien oder in China, entlang der Seidenstraße oder durch den Mittelmeerhandel - Entwicklungen und Veränderungen erfahren hat, und die sich deshalb auch als Zeugnis des wichtigen kulturellen Dialogs zwischen Ost und West versteht. Das wird auch im umfangreichen Rahmenprogramm zu dieser Ausstellung deutlich.

"Auch im Zeitalter des ‚global village' und modernster Kommunikationsmedien kann nichts
die individuelle und persönliche Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk ersetzen", fasst Sheikha Hussa al-Sabah die Ziele dieser Ausstellung zusammen. "Kunst ist immer noch der beste und wichtigste Botschafter der Kultur vergangener Generationen, Zeugnis dessen, was ihnen lieb und wichtig war. Dies darzustellen ist Aufgabe kultureller Institutionen und das Ziel dieser einzigartigen Ausstellung."
     
Informationen: http://www.khm.at    
     
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