Neues Therapieangebot für Kinder mit Angststörungen   

erstellt am
23. 03. 11

Trennungsangst, extreme Schüchternheit, ständige Sorge RUB-Psychologen untersuchen Ursachen für kindliche Ängste
Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen gehören zu den "stillen" psychischen Störungen. Obwohl rund zehn Prozent aller Kinder davon betroffen sind, werden sie nur selten diagnostiziert und behandelt. Psychologen der Ruhr-Universität um Prof. Dr. Silvia Schneider bieten jetzt im Rahmen einer Studie Therapien für Kinder mit Angststörungen an. Sie untersuchen unter anderem den Zusammenhang zwischen Therapieerfolg und genetischen Faktoren. Interessierte Eltern von Kindern zwischen 7 und 13 Jahren, in deren Leben das Thema "Angst" eine zentrale Rolle spielt, erhalten ab dem 24. März Informationen unter Tel. ++49/(0)234/32-27689 oder per Mail unter karen.krause@rub.de; katrin.hoetzel@rub.de

Risiko für psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter
Ein Fallbeispiel: Die 6-jährige Lea hat große Schwierigkeiten damit, zuhause auch nur für ganz kurze Zeit von der Mutter getrennt zu sein. Sie befürchtet dann, die Mutter würde nie mehr wiederkommen. In Trennungssituationen reagiert sie mit Schreianfällen und Anklammern. Der Alltag der gesamten Familie wird davon bestimmt. Anders Florian, der in die fünfte Klasse geht. Er beteiligt sich nicht am Unterricht und ist in den Pausen viel alleine, weil er immer Angst hat ausgelacht zu werden. Zu Hause fühlt er sich wohl und spielt ausgelassen, seine Leidenschaft ist War Hammer, ein beliebtes Computerspiel. "Solche Angststörungen wie Trennungsängste oder soziale Ängste sind im Kindesalter sehr häufig", sagt Psychologin Katrin Hötzel, die an der Studie beteiligt ist. Sie werden aber oft nicht ernst genommen oder gar nicht erst erkannt. In einer Studie aus der Arbeitsgruppe von Prof. Schneider berichten Kinderärzte, dass sie sich über Angsterkrankungen im Vergleich zu Aufmerksamkeitsstörungen nicht genügend informiert fühlen. "Besonders alarmierend ist das, weil Kinder und Jugendliche, die an einer Angsterkrankung leiden, ein höheres Risiko haben, auch im Erwachsenenalter psychisch zu erkranken", so Katrin Hötzel.

70 bis 80 Prozent Erfolgsquote
Dabei lassen sich Ängste im Kindes- und Jugendalter in der Regel gut behandeln. Zentraler Bestandteil der Therapie ist die Bewältigung der Angst in den gefürchteten Situationen. Die Kinder lernen, dass die Angst unbegründet ist und die unangenehmen Begleiterscheinungen der Angst verschwinden, wenn sie sich den Situationen stellen. Die psychologische Behandlung wird im Rahmen der Studie durch das Zentrum für Psychotherapie der Ruhr-Universität von speziell ausgebildeten Psychologinnen und Psychologen durchgeführt. Am Anfang steht eine ausführliche Diagnostik, bei der auch die Eltern hinzugezogen werden. Die Behandlung umfasst typischerweise 16 Sitzungen. Frühere Therapiestudien von Prof. Schneider haben gezeigt, dass eine solche Behandlung 70 bis 80 Prozent der Kinder hilft, die Ängste zu bewältigen.

Die Rolle genetischer Faktoren
Im Fokus der Studie, die die Bochumer Psychologen in Zusammenarbeit mit dem Institute of Psychiatry, King's College London durchführen, steht die Rolle genetischer Faktoren in der psychologischen Behandlung von Kindern mit Angststörungen. Insbesondere wollen die Forscher prüfen, ob der Erfolg der psychologischen Behandlung mit genetischen Faktoren des Kindes zusammenhängt. Neben Fragebogen und persönlichen Befragungen werten sie die genetischen Informationen von Kind und Eltern aus, die sie aus Wangenschleimhautproben gewinnen (mit Wattestäbchen genommen). Die Ergebnisse der Studie werden ein besseres Verständnis des Zusammenspiels von Erbe und Umwelt bei der Entstehung und Bewältigung von Angststörungen bei Kindern erlauben. Darüber hinaus werden die Ergebnisse zukünftig helfen, die Behandlung besser auf das Kind zuzuschneiden bzw. frühzeitig zu klären, welche Form der Behandlung notwendig ist. Die Studie wird vom Medical Research Council in England finanziert. Insgesamt sollen 225 Kinder mit Angststörungen und ihre Eltern in Bochum untersucht werden.
     
Informationen: http://www.rub.de    
     
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