Des Kaisers neue Farben.   

erstellt am
01. 04. 11

Chinesische Kunst des 19. Jahrhunderts aus der MAK-Sammlung
Wien (mak) - Die Ausstellung "Des Kaisers neue Farben. Chinesische Kunst des 19. Jahrhunderts aus der MAK-Sammlung", die am 12. April 2011 eröffnet wird, demonstriert Vielfalt und Geschichte der höfischen Kunstproduktion dieses Zeitraums anhand von Objekten aus der MAK-Sammlung Textilien und Teppiche und Asien. Die Trennung nach Materialien wird zugunsten einer umfassenderen Präsentation aufgehoben.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war China eine führende Weltmacht, am Ende ein zerrütteter, von europäischen Mächten abhängiger Staat. Grund dafür waren sowohl äußere als auch innere Entwicklungen: Es war schon Ende des 18. Jahrhunderts absehbar, dass das riesige Reich administrativ immer schwieriger zu regieren war, doch die Zerfallstendenzen traten erst im 19. Jahrhundert zum Vorschein. Innere Unruhen und Kriege mit den erstarkenden Kolonialmächten Europas schwächten das Land, doch die Macht des Kaisertums wurde - unbeeindruckt von den politischen Problemen des Landes - in extravaganten Kreationen weiterhin zelebriert. Dabei fanden Motive aus der chinesischen Tradition großen Anklang in Kunst und Kunstgewerbe und wurden im Sinne eines Historismus variiert, während neu entwickelte chemische Farbstoffe begehrte grelle Kompositionen ermöglichten.

Prunkvolle kaiserliche Roben setzten den Herrscher weiterhin ins Zentrum des Kosmos. Er besaß das zeremonielle Exklusivrecht auf die Farbe Gelb und den Drachen mit fünf Klauen. In der Ausstellung bildet eine unvollendete, reich bestickte, kaisergelbe Robe einen der Höhepunkte. Neben weiteren Drachenroben und Accessoires werden Beispiele für Beamtenkleidung, die die komplexe, straff organisierte Verwaltung widerspiegelt, präsentiert. Während die Exporte vor allem für die europäischen Märkte stockten, zeigen Porzellane und Luxusartikel aus den kaiserlichen Manufakturen das Fortleben der Tradition hohen handwerklichen Könnens. Die kaiserliche Porzellanmanufaktur in Jingdezhen belieferte den Hof mit kostspieligen Keramiken, die oft auf Vorbilder aus dem 18. Jahrhundert zurückgriffen. Zum Ende des Jahrhunderts wurde versucht, die verlorenen Exportmärkte zurück zu gewinnen. Große Ensembles von "Mustervasen" - die Ausstellung zeigt zwei solcher umfangreicher Gruppen - sollten den hohen Standard chinesischen Porzellans demonstrieren. Die damals übliche Beschreibung lautete: "Vasen aus der kaiserlichen Porzellanfabrik in Jingdezhen, die aus Anlass der Hochzeit des Kaisers 1889 bei Porzellangeschenken zur Anwendung gekommene Farben darstellend" und dokumentiert die Dringlichkeit, die eigene Exportindustrie zu stärken.

Das Handelsmonopol mit England in der ersten Hälfte des Jahrhunderts förderte unter anderem die Exportindustrie rund um die Hafenstadt Kanton / Guandong. Die Elfenbeinverarbeitung nahm zu, wobei in Stil und Verwendungszweck auf den europäischen Markt Rücksicht genommen wurde. Eine in der Ausstellung gezeigte Elfenbeinkassette ist ein rares Beispiel dieser Kunstfertigkeit. Die reiche Schnitzerei zeigt Alltagsszenen der chinesischen Kaufmannschaft, in der Mitte prunkt das Wappen des Staatskanzlers Klemens Wenzel Fürst von Metternich, der es 1813 von Kaiser Franz I. verliehen bekam.

Weiters ist ein Schachspiel ausgestellt, das angeblich von Erzherzog Franz Ferdinand auf seiner Weltreise 1892 bis 1893 in Kanton bestellt wurde. Ende des 19. Jahrhunderts wurden in dieser Region zahlreiche qualitätvolle Schachspiele für den Export gefertigt. Typisch für China ist das Rot-Färben der "schwarzen" Figuren, das von einer englischen Figurenvariante übernommen wurde. Die Figur des weißen Königs, die den chinesischen Kaiser symbolisiert, ist etwas größer als die des roten Königs, der einen fantasievoll gekleideten fremden Herrscher darstellt. Innerhalb des faltbaren Spielbretts befindet sich zudem ein Backgammon.

In der Ausstellung sind darüber hinaus Aufnahmen des österreichischen Fotografen Wilhelm Burger zu sehen, die 1869 in Hongkong entstanden waren. Sie zeigen jenes China, wie es sich den Europäern im ausgehenden 19. Jahrhundert darbot.
     
Informationen: http://www.MAK.at    
     
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