Tirol, Südtirol und Trentino erinnern an 500 Jahre Landlibell   

erstellt am
31. 03. 11

Bozen (lpa) - Zur Erinnerung an 500 Jahre Landlibell planen das Bundesland Tirol, Südtirol und das Trentino ein gemeinsames, länderübergreifendes Projekt. Die Initiative wurde am 30.03. in Meran von den Kulturlandesräten Südtirols, Sabina Kasslatter Mur, Christian Tommasini und Florian Mussner, der Provinz Trient, Franco Panizza, sowie des Bundeslandes Tirol, Beate Palfrader, vorgestellt.

Das so genannte Landlibell bildet seit fünf Jahrhunderten eine geistige Klammer und eine besondere Einheit zwischen den Ländern der Europaregion Tirol. Es wurde vor 500 Jahren, am 23. Juni 1511, von Kaiser Maximilian I. auf Initiative der Landstände erlassen. Äußerlich einer feierlichen Kaiserurkunde entsprechend, legte der Landtagsabschied den Grundstein für eine dauerhafte gemeinsame Landesverteidigung der Grafschaft Tirol und der beiden Hochstifte Trient und Brixen, wobei auf frühere Verteidigungsbündnisse aufgebaut wurde.

Das seit der Mitte des 16. Jahrhunderts von den Tiroler Ständen als eine der Landesfreiheiten verstandene Landlibell regelte die Organisation der Landesverteidigung durch die Aufgebote der städtischen und ländlichen Bevölkerung sowie die Aufteilung der Mannschaftskontingente. Damit konnte es in der Folge auch zur Grundlage des Tiroler Steuerwesens werden. Die finanzielle Verteidigungslast wurde durch entsprechende Aufteilung des gesamten Steueraufkommens auf die verschiedenen Stände fixiert.

Die lange Wirksamkeit dieser gemeinsamen Verteidigungs- und Steuerordnung hatte mit Sicherheit auch Auswirkungen auf die Herausbildung eines gemeinsamen Landesbewusstseins zwischen den verschiedenen Teilen Alttirols. Nicht zuletzt deshalb wird das Landlibell von 1511 von den Schützenvereinen, die dieser Tradition besonders verbunden sind, gefeiert.

Zur Erinnerung an dieses historische Ereignis planen die Euregio-Länder Tirol, Südtirol und das Trentino - nach dem Gedenkjahr 2009 anlässlich des Tiroler Aufstandes von 1809 - auf Anregung des Trentiner Kulturlandesrates Franco Panizza eine Reihe gemeinsamer Initiativen. Die Initiative wurde heute in Meran im Rahmen der Sitzung des Dreier-Landtages von den Kulturlandesräten Südtirols, Sabina Kasslatter Mur, Christian Tommasini und Florian Mussner, der Provinz Trient, Franco Panizza, sowie des Bundeslandes Tirol, Beate Palfrader, vorgestellt.

Das gemeinsame Projekt der drei Länder wird von der "Società di Studi Trentini di Scienze Storiche" in Zusammenarbeit mit dem "Museo Castello del Buonconsiglio" und der "Fondazione Museo Storico del Trentino" koordiniert. Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto des Gedenkjahres 2009 "Geschichte trifft Zukunft/La storia incontra il futuro".

Zu den vom Trentino vorgeschlagenen Initiativen zählt die Veröffentlichung einer kommentierten Edition der italienischen Fassung des Landlibells in einer der Reihen der "Società di Studi Trentini di Scienze Storiche", wie sie derzeit im Buchhandel nicht greifbar ist. Außerdem wird es im Herbst 2011 eine Ausstellung zur Geschichte Alttirols der letzten fünfhundert Jahre geben. Besonders beleuchten wird diese Ausstellung die ständische Verfassung, die Landesverteidigung, das Steuer- und das Münzwesen. Parallel dazu wird eine für die Schulen bestimmte didaktische Broschüre erscheinen.

Am 17. Juni wird eine vom Tiroler Schützenbund veranstaltete Tagung auf Schloss Landeck stattfinden. Die offizielle Gedenkfeier mit großem Schützenumzug findet hingegen am 22. Juni in Innsbruck statt. Außerdem ist eine Vielzahl von Veranstaltungen geplant, die von verschiedenen Vereinen, Verbänden und Einzelpersonen in der Europaregion getragen werden.
     
zurück