Innsbruck: Das "Osterfeld"   

erstellt am
08. 04. 11

Vom geplanten NS-Zentralfriedhof zur Schrebergartensiedlung
Innsbruck (rms) - Beim öffentlichen Themenabend zum ehemaligen NS-Zentralfriedhof auf dem Areal der städtischen Kleingartensiedlung "Osterfeld" am 07.04. im Innsbrucker Stadtarchiv herrschte ausgesprochen großer Andrang und reges Interesse. Über 80 Personen lauschten begeistert einem ein Rück- und Überblick über die Ereignisse und erfuhren mittels historischen Bildmaterials einige Hintergründe.

In Vertretung von Kulturstadträtin Univ.-Prof. Dr. Patrizia Moser richtete GRin Mag.a Gerti Mayr Grußworte an die vielen Interessierten: "Seien wir froh, dass diese schrecklichen Zeiten des Krieges vorbei sind, aber vergessen wir nicht die Geschichte - ein Themenabend wie dieser ist wertvoll, damit uns die Ereignisse im Gedächtnis bleiben."

Die Kleingartenanlage "Osterfeld" liegt im Südosten von Innsbruck im Stadtteil Amras und ist ein beliebtes Rückzugsgebiet. Mundartdichterin Lilo Galley fand in den 70er Jahren in ihrem Schrebergarten zwei Kreuze und später einen Knochen. Sie berichtete über ihre Nachforschungen, die sie ins Innsbrucker Stadtarchiv führten. Dort betreute Josefine Justic seit Herbst letzten Jahres die Quellenarbeit: "Das Osterfeld hätte als neuer Zentralfriedhof für Innsbruck dienen sollen."

Friedhofspläne nach dem Zweiten Weltkrieg fallen gelassen
Während der NS-Zeit wurden hier zumindest 109 Opfer der Bombenangriffe auf Innsbruck von 1943 bis 1945 begraben. Bereits 1942 lagen Pläne für einen neuen Innsbrucker Zentralfriedhof vor, am Gelände der heutigen Hermann-Gmeiner-Akademie hätte beispielsweise ein Krematorium entstehen sollen. Nach dem Ende der Naziherrschaft wurden seitens der Stadt Innsbruck die Friedhofspläne nicht weiterverfolgt und der Friedhof wieder aufgelassen. Laut den Ausführungen von Lilo Galley auch wegen des lehmigen Bodens am Osterfeld. Die menschlichen Überreste wurden exhumiert und am Pradler Friedhof bestattet. In der Erde schlummern am Osterfeld aber nach wie vor Reste aus dieser Zeit.

Der Vorarlberger Werner Schennach musste als 17-jähriger in der Zeit des Zweiten Weltkrieges am Osterfeld mithelfen die Toten zu bestatten. Über diesen Arbeitseinsatz stellte er einen Bericht samt Fotos zusammen, der auszugsweise ebenfalls beim Themenabend im Stadtarchiv präsentiert wurde.
     
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