Neuer Bericht über die Alterung in der Steiermark   

erstellt am
12. 04. 11

Landesstatistik: Zahl der Senioren steigt bis 2050 auf über 30 Prozent
Graz (lk) - „Derzeit sind 227.000 der mehr als 1.208.000 Menschen in der Steiermark über 65 Jahre alt, das entspricht etwas weniger als einem Fünftel – genau 18,8 Prozent – der gesamten steirischen Bevölkerung. Im Jahr 2030 wird dieser Anteil ein Viertel betragen, 2050 bereits fast ein Drittel – genau 30,4 Prozent beziehungsweise 387.000 Personen", erklärt Martin Mayer, Leiter der steirischen Landesstatistik.

Grazer sind am jüngsten
Das Durchschnittsalter der in der Steiermark lebenden Personen beträgt aktuell 42,3 Jahre. Graz-Stadt ist der „jüngste" Bezirk mit einem Wert von 41,0 Jahren, Leoben der „älteste" mit 45,8 Jahren, womit Leoben eine auch anhand weiterer Indikatoren festgestellte stark überalterte Wohnbevölkerung aufweist, während Graz-Stadt durch die massive Zuwanderung der letzten Jahre als einziger Bezirk die Überalterung – zumindest kurzfristig – sogar stoppen konnte. Bis 2030 wird das Durchschnittsalter landesweit auf über 46 Jahre, bis 2050 sogar auf 48,5 Jahre ansteigen!

Lebenserwartung steigt weiter
Die Lebenserwartung bei der Geburt steigt mittlerweile seit Jahrzehnten stark an und ist der Hauptgrund des demografischen Alterns. 2009 haben Männer bei der Geburt eine Lebenserwartung von 77,5 und Frauen eine von 83,1 Jahren, das sind um etwa zehn Jahre mehr als Anfang der 70er Jahre. Bis 2050 könnte die Lebenserwartung weiter auf fast 86 Jahre bei den Männern und fast 90 Jahre bei den Frauen steigen!

Eine Abschwächung des demografischen Alterns erfolgt durch internationale Zuwanderung, hier vor allem nach Graz, mit daraus resultierenden Bevölkerungszuwächsen. Herkunftsländer der Migranten sind besonders ost- und südosteuropäische Länder sowie Deutschland. Unzählige Indikatoren – einige davon werden in diesem Bericht auch vorgestellt – zeigen, dass die demografische Alterung in der Steiermark in vollem Gang ist und sich ab dem Jahr 2020 noch verstärken wird.

Brennpunkt Pflege
Ein immer wichtigeres Thema wird daher die Altenpflege. Durch die stark wachsende Zahl an Hochbetagten (85 Jahre und älter), aber auch durch eine Veränderung in den Familienstrukturen, ergeben sich neue Herausforderungen. Dadurch wird sich das Pflegeangebot erhöhen müssen, wobei die innerfamiliäre Pflege wieder an Bedeutung gewinnen wird, da eine umfangreichere institutionelle Betreuung kaum in der erforderlichen Höhe zu finanzieren sein wird.

Der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung (20 bis 64 Jahre) wird kontinuierlich geringer, im Jahr 2010 lag dieser Wert bei 61,5 Prozent, im Jahr 2050 werden es nur mehr 52,8 Prozent sein, damit werden dann mit 58 fast doppelt so viele Senioren auf 100 Personen im Erwerbsalter kommen wie heute (31)! Daher wird man versuchen müssen, die Lebensarbeitszeit zu verlängern, um den zu erwartenden Rückgang beim Angebot an Erwerbspersonen etwas kompensieren zu können.
Bei einigen selbständigen Berufsgruppen ist die Alterung bereits sehr deutlich erkennbar. So haben Notare, Ärzte, Architekten, Apotheker und Zahnärzte in der Steiermark ein Durchschnittsalter von über 50 Jahren.

Pensionierungswelle bei Lehrern
Die drastisch gesunkenen Geburtenzahlen nach dem Babyboom verringern die Schülerzahlen in der Steiermark seit etwa 35 Jahren, am Beispiel der Volksschulen um fast 60 Prozent vom Schuljahr 1971/72 (101.408 Schüler) auf das Schuljahr 2009/10 (nur mehr 43.992 Schüler). In der Steiermark sind im Schuljahr 2009/10 mehr als 57 Prozent (!) der Lehrer in allgemeinbildenden Pflichtschulen 50 Jahre oder älter, daher wird es in den nächsten Jahren zu einer enormen Pensionierungswelle kommen!

Personen über 65 Jahren haben ein wesentlich höheres Armutsgefährdungsrisiko als Jüngere. In der Steiermark ergibt sich insgesamt eine Armutsgefährdungsquote von etwa zwölf Prozent, bei Frauen über 65 erhöht sich diese Quote beispielsweise auf 17 Prozent. Bereits fast 30 Prozent der über 65-jährigen Steirer leben allein in einem Haushalt (im Vergleich zu etwa 13 Prozent insgesamt), und dieser Anteil wird sich weiter erhöhen. Das Alleinleben im eigenen Haushalt ist also vorwiegend eine Lebensform der älteren Menschen, und nicht ein Phänomen der Jugend, wie man mit dem heutzutage oft verwendeten Ausdruck „Single-Haushalt" assoziieren würde.

Generationenlandesrätin Elisabeth Grossmann sieht in diesen Daten einen politischen Auftrag: „Wir haben es mit einem demografisch und historisch einmaligen Prozess zu tun – eine verantwortungsvolle Politik muss sich den Herausforderungen, die dieses Phänomen mit sich bringt, stellen. Dabei sollten wir aber auch die positiven Seiten des Alterns nicht aus den Augen verlieren. Die Gesellschaft kann vom Wissen und der Erfahrung der älteren Generation enorm profitieren, für die so genannten ,jungen Alten' gibt es im Bereich der Freiwilligenarbeit zahlreiche Möglichkeiten, aktiv zu werden – dafür gilt es, Rahmenbedingungen zu schaffen."
     
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