Kundgebungen zu Tschernobyl und Anti-Atomkraft  

erstellt am
26. 04. 11

 Faymann: Österreichs Kraft, Wissen und Kreativität für eine Zukunft ohne Atomkraft
Rede bei Gedenkkundgebung anlässlich der Atomkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima in Wien
Wien (bpd) - "Es ist zynisch, wenn die Atomlobby von einer beherrschbaren Technologie spricht: 80.000 Menschen werden derzeit aus Fukushima abgesiedelt, wie viele werden noch folgen?", sagte Bundeskanzler Werner Faymann am Abend des 25.04. bei der Gedenkkundgebung zum 25. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl, zu der Global 2000 und die Plattform atomausstieg.at auf den Wiener Stephansplatz gerufen hatten. Ebenfalls auf dem Podium waren auch Caritas-Direktor Michael Landau und Grünen-Sprecherin Eva Glawischnig. Mehrere tausend Menschen nahmen an der Kundgebung im Zentrum Wiens teil.

Seit der Reaktorkatastrophe im Jahr 1986 seien mehr als 160 neue Atomkraftwerke gebaut worden, sagte der Kanzler. Dies zeige, wie schnell ein derartiges Unglück verdrängt werden könne. "Und die Atomlobby wartet auch jetzt wieder darauf, dass Fukushima in Vergessenheit gerät. Denn laut Finanzexperten wirft ein amortisiertes Atomkraftwerk zwei Millionen Euro am Tag ab. Das Geschäft mit alten AKW funktioniert offenbar ähnlich wie jenes mit spekulativen Finanzprodukten: Geht es gut, fließt es in die eigene Tasche, geht es schlecht, zahlt es die Allgemeinheit. Das dürfen wir uns nicht mehr gefallen lassen", betonte Faymann.

"Und wenn diese Atomlobby sich nun wieder formiert, und fragt: 'Wollt ihr lieber Kohle und den Klimawandel', so müssen wir gemeinsam dagegen aufstehen und für eine nachhaltige Energiepolitik eintreten", so Faymann. Österreich stehe als Land ohne Atomkraftwerke vergleichweise gut da. "Wenn wir nun noch die Energieeffizienz steigern und für den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen sorgen, können wir als Vorbild in Europa vorangehen." Österreich müsse daher in Bildung, Forschung und Entwicklung investieren, um mit Innovationen im eigenen Land diese nachhaltige Energiepolitik umsetzen zu können.

"Schöpfen wir alle unsere Möglichkeiten aus: Die Atomlobby hat mehr Geld, daher müssen wir unsere ganze Kraft, unser Wissen und unsere Kreativität einsetzen. Gemeinsam sind wir stark und können eine menschenwürdige Zukunft ohne Atomenergie schaffen", schloss der Kanzler.

 

Schultes: AKW-Stresstest-Kriterien müssen nachgeschärft werden
Staats- und Regierungschefs haben für Unverbindlichkeit der Stresstests gestimmt - Alle gefordert nachzuschärfen
Wien (övp-pk) - "Umweltminister Niki Berlakovich war der Erste, der nach der tragischen Atom-Katastrophe in Japan 'Stresstests' für europäische Kernkraftwerke gefordert hat. Dieser Vorstoß ist zur Überbrückung der Zeit bis zur endgültigen Abschaltung aller AKW und für eine sichere Energiepolitik mit Zukunft in Europa notwendig. Die Stresstest-Kriterien, die das Netzwerk der westeuropäischen Atomaufsichts-Behörden, 'WENRA', nun vorgelegt hat, sind eindeutig zu wenig weitreichend und müssen nachgeschärft werden", betont ÖVP-Umweltsprecher Hermann Schultes. Insbesondere kritisiert er die Unverbindlichkeit der Tests, die auf Basis des Beschlusses der Staats- und Regierungschefs festgelegt worden ist.

"Die Staats- und Regierungschefs - so auch Österreich - hätten sich in ihrem Beschluss klar für eine Verbindlichkeit der Stresstests aussprechen müssen. Es muss unmissverständlich geregelt sein, dass alle AKW an diesen Sicherheitsüberprüfungen teilzunehmen haben. In dieser wichtigen Frage darf es keine Ausnahme geben. Alle Schrottreaktoren müssen vom Netz gehen und alle Staaten und die EU- Kommission sind gefordert, dafür zu sorgen", so Schultes.

"Es reicht außerdem nicht, nur mögliche Auswirkungen von Stromausfällen und Naturereignissen auszuloten", so Schultes, "es müssen auch menschliche Einflüsse wie Flugzeugabstürze oder Terroranschläge bedacht werden. Der Stresstest muss auch Antwort darauf geben, wer im akuten Ernstfall tatsächlich die Arbeit an der Unfallstelle zu kommandieren und zu erledigen hat – und wer die Arbeiten dann auch ausführt. Es ist zu klären, ob es dafür verbindlich ausgebildete Fachkräfte gibt. 'Schmähtests' bringen uns nicht weiter. Mit der Zukunft und der Sicherheit unserer Bevölkerung spielt man nicht", betont ÖVP-Umweltsprecher Schultes.

 

Strache: Faymann demonstriert gegen sich selbst!
Ebenso die Grünen, deren Bundesobfrau ebenfalls bei der Demo anwesend sei werde, seien nicht aus der Verantwortung zu entlassen…
Wien (fpd) - "Wenn Faymann bei der heutigen Kundgebung anlässlich des 25. Jahrestages der Katastrophe von Tschernobyl auftritt, dann demonstriert er gegen sich selbst", kommentierte der freiheitliche Bundesparteiobmann HC Strache diesen billigen PR-Gag des Bundeskanzlers. So sei es Faymann gewesen der dem Euratom-Vertrag bedingungslos zugestimmt habe und selbst als die FPÖ Expertengutachten zum Ausstieg vorgelegt habe, auf der Einhaltung des Vertrages beharrt habe, erinnerte Strache.

Ebenso die Grünen, deren Bundesobfrau ebenfalls bei der Demo anwesend sei werde, seien nicht aus der Verantwortung zu entlassen, denn auch sie hätten mit ihrem "kritischen Ja" zum Vertrag von Lissabon, den Euratom-Vertrag mit akzeptiert. Damit unterstütze auch die Glawischnig-Truppe die mächtige europäische Atomindustrie, zeigte Strache auf.

Statt sich als Anti-Atom-Demonstrant am Stephansplatz feiern zu lassen, würde es Faymann besser anstehen in Brüssel ein Veto gegen den EU-Beitritt Kroatiens einzulegen, wenn sich das Land in Sachen Krsko, an dem es zu 50 Prozent beteiligt sei, nach wie vor uneinsichtig zeige, betonte Strache. "Krsko liegt auf einer Erdbebenlinie und stellt eine unmittelbare Bedrohung für Österreich dar", so Strache, der Faymann aufforderte endlich die Interessen der Österreicher zu vertreten.

Die FPÖ habe immer wieder auf die ungerechtfertigte Bevorzugung der Atomindustrie gegenüber den wirklich sauberen, heimischen Energieträgern aufmerksam gemacht. Die FPÖ habe zudem rechtliche Schritte (Menschenrechtsbeschwerde und Eingabe an die EU-Kommission) gegen die Laufzeitverlängerung deutscher AKWs angestrengt. Die FPÖ habe sich auch nachdrücklich für Sanktionen gegen Tschechien ausgesprochen, sollte dieses auf der Inbetriebnahme des AKW Temelin bestehen. "Tschechische Minister haben das mit Österreich getroffene Melker Abkommen als 'Fetzen Papier' bezeichnet", erinnerte Strache. "Und von den bisher über 150 Störfällen in dem Schrottreaktor wurde Österreich sehr oft sehr viel später informiert als dies erforderlich gewesen wäre und auch gesetzlich verbürgt ist", erinnerte Strache.

"Die Atomkraft ist eine gescheiterte Technologie", betonte Strache, für den der aktuelle "Stresstest" in Japan Beweis genug dafür ist, dass diese Technologie nicht kontrollierbar und gefährlich ist.

 

Widmann: 25 Jahre nach Tschernobyl nicht zur Tagesordnung zurückkehren
Die Bundesregierung ist gefordert, die Energieautarkie voranzutreiben
Wien (bzö) -
"25 Jahre nach Tschernobyl und der Katastrophe in Fukushima darf die Politik nicht zur Tagesordnung zurückkehren. Die gefährlichsten Kernkraftwerke in Europa sollen möglichst rasch stillgelegt werden, in den nächsten 20 Jahren muss Europa atomfrei sein", fordert BZÖ-Energiesprecher Abg. Mag. Rainer Widmann. "Die Bundesregierung ist gefordert, die Energieautarkie voranzutreiben und auf EU-Ebene alle politischen und rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um den Ausstieg aus der Atomkraft zu beschleunigen", so Widmann. Er versichert, "dass das BZÖ die Regierung in diesem Punkt voll unterstützen wird!"

 

 Glawischnig: Wir werden nicht ruhen, bis das letzte AKW abgeschaltet ist
Tschernobyl und Fukushima Mahnmale unserer Risiko-Gesellschaft
Wien (grüne) - Grünen-Chefin Eva Glawischnig nimmt die Anti-Atomkundgebung am Abend des 25.04. am Wiener Stephansplatz zum Anlass, daran zu erinnern, dass Katastrophen wie vor 25 Jahren in Tschernobyl und derzeit im japanischen Fukushima jederzeit passieren können: "Die beiden Katastrophen sind Mahnmale für die Risikogesellschaft, in der wir leben. Wir werden dieses "Rest"-Risiko, das hunderttausende Menschen täglich bedroht, nicht in Kauf nehmen."

Glawischnig bezeichnet Tschernobyl nicht bloß als verheerendes Ereignis der Vergangenheit - "Tschernobyl bestimmt die Gegenwart und die Zukunft von über sieben Millionen Menschen, die durch diese Katastrophe alles verloren haben, deren Kinder noch heute an Krebs erkranken, deren Heimat nicht mehr bewohnbar ist. Wir müssen an diese Menschen denken, dürfen ihr Leid niemals vergessen." Besonders verurteilt die Grüne Bundessprecherin, dass bei Tschernobyl in einem ungeheuren Ausmaß vertuscht wurde.

"Informationen wurden bewusst zurückgehalten, Kritische Wissenschafter wurden entlassen, die die Wahrheit gesagt haben. Es wurde eine Mauer der Ignoranz aufgebaut. Ähnliches erleben wir jetzt in Japan. Das wahre Ausmaß der Katastrophe in Fukushima wird nur Stück für Stück bekanntgegeben, es wird alles schöngeredet. Vom Betreiber Tepco kamen die Worte ,Wer die Sicherheit von Atomkraftwerken in Frage stellt, wird wie ein Staatsfeind behandelt'. Das dürfen wir nicht hinnehmen." Von Fukushima wurden bereits 70.000 Menschen evakuiert. Deren bisheriges Leben ist den Betreibern einen Schadensersatz von 7000 Euro wert. Glawischnig: "7000 Euro dafür, dass ein Mensch sein Leben verloren hat? Wieder stoßen wir an eine Mauer der Ignoranz. Ich möchte allen Japanerinnen und Japanern unsere Solidarität aussprechen - den Opfern von Fukushima und all jenen, die jetzt erstmals auf die Straße gehen und gegen Atomkraft protestieren."

Glawischnig will aber an diesem Abend nicht nur gedenken, sondern sieht in all diesen Katastrophen und ihren verheerenden Folgen einen Auftrag. "Wir werden nicht ruhen, bis das letzte Atomkraftwerk abgeschaltet ist. Nicht nur für unsere Sicherheit, sondern für die Sicherheit unserer Kinder und Kindeskinder. Für die Zukunft der Menschheit."

 

Tschernobyl und Fukushima sind überall
Weitere Maßnahmen Oberösterreichs gegen die atomare Bedrohung - OÖ will europaweite Allianz der Regionen für einen Atomausstieg
Linz (lk) - Oberösterreich ist in Europa Vorreiter im Kampf gegen die Atomenergie. Jahrelang wurde Oberösterreich allerdings von der Bundesregierung im Stich gelassen. Nach Fukushima hat sich vieles verändert: viele Länder wie z.B. Deutschland streben einen Atomausstieg an, in der Schweiz und Italien wird es ein Referendum geben, Frankreich überprüft alle AKW, China hat ein Ausbaumoratorium verhängt etc.

Und auch die österreichische Bundesregierung ist rhetorisch aktiv geworden. Allein es fehlen bislang die notwendigen Maßnahmen. Daher hat das Land Oberösterreich per von Umwelt-Landesrat Rudi Anschober beantragten Regierungsbeschluss fünf konkreten Klagen gegen Betreiber von Risiko- AKW in unserer Nachbarschaft eingefordert, die bisher nicht gesetzt wurden.

Die Großdemonstrationen am 25.04.- über 100.000 Menschen haben sich an Antiatomkundgebungen in Deutschland beteiligt, Tausende in Frankreich und über Fünftausend in Wien - und die sensationelle Unterstützung für die Petition für einen internationalen Atomausstieg, die bereits von mehr als 500.000 Personen unterzeichnet wurde, sollte allerdings den Druck auf die Regierungspolitik weiter verstärken.

Als nächster Schritt wird Anschober bei der Landesumweltreferentenkonferenz eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit den anderen Bundesländern ua durch Schwerpunktbildungen beantragen:

  • mehrere Bundesländer sollen sich bei ihrer Antiatomarbeit jeweils auf ein Grenz-AKW konzentrieren, um so die Kräfte zu bündeln und noch effizienter zu werden, Rechtsschritte sollen gemeinsam gesetzt werden.
  • Oberösterreich selbst wird noch im Mai einen neuen Antiatombeauftragten bestellen, ein neues Massnahmenpaket ist derzeit in Umsetzung.


Anschober startet Allianz der Regionen für einen europaweiten Atomausstieg um Druck von unten zu verstärken
Ähnlich wie seit Jahren erfolgreich beim Kampf gegen die Gentechnologie verwirklicht (Oberösterreich hat nach sieben Jahren Engagement und in einer Allianz mit mittlerweile 53 Regionen Europas das Selbstbestimmungsrecht der Regionen durchgesetzt), soll ein Zusammenschluss von Regionen mit dem strategischen Ziel eines europaweiten Atomausstiegs immer mehr Druck auf die Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission machen.

Derzeit kontaktiert Anschober in Frage kommende Regionen, im September soll es zu einem ersten Koordinationstreffen kommen. Das Erfolgsmodell GVO soll also beim Kampf gegen die Atomenergie wiederholt werden.

Eine weitere wichtige europäische Leitveranstaltung soll zukünftig jährlich das Anti-Nuclear European Forum (ANEF) im Bereich der Anti-Atom-Politik werden:

Von der EU wurde das European Nuclear Energy Forum (ENEF) als offizielle Plattform zur Diskussion über die Zukunft der Kernenergie eingerichtet. Die Organisation haben die Tschechische und die Slowakische Republik übernommen. Bald stellte sich jedoch heraus, dass die Veranstalterstaaten dieses Forum als ein einseitiges Propagandainstrument für die Renaissance der Kernenergie missbrauchen. Von der ursprünglich angekündigten kritischen Diskussion blieb nichts übrig.

Internationale NGOs haben daher im Vorjahr das Forum unter Protest verlassen. Um eine offene Diskussion der Schattenseiten der Kernenergie zu ermöglichen, wurde im Juni 2009 in Linz das erste Anti-Nuclear European Forum unter breiter internationaler Beteiligung erfolgreich veranstaltet. Zukünftig sollte dieses Forum jährlich stattfinden und zu einer europaweit anerkannten Leitveranstaltung im Bereich der Anti-Atom-Politik etabliert werden.

Anschober abschließend: "Reagiert die EU nicht und die Bundesregierung unzureichend, dann werden wir auch Mittel wie Volksbegehren in Österreich und Europa ernsthaft überlegen. Bis Herbst müssen Entscheidungen fallen."

Voraussetzungen für europäischen Atomausstieg derzeit so gut wie noch nie -
Österreich muss die Initiative ergreifen!

1. In Deutschland deuten alle politischen Zeichen auf eine Rücknahme der Laufzeitverlängerung und eine Beschleunigung des Atomausstieges hin. Nach Fukushima und den Wahlsiegen der Grünen sind alle Parteien für einen Atomausstieg - selbst glühende Befürworter wie etwa die CSU hat sich gewendet. Das ist gut so. Bis Sommerbeginn sollte eine Entscheidung über die Etappen des Atomausstieges fallen.

Gefordert wird: Eine sofortige Stilllegung aller Altreaktoren, die vorerst für drei Monate vom Netz genommen wurden sowie des Reaktors Kalkar - das wären acht Reaktoren. Realistisch ist ein schrittweiser Gesamtausstieg bis 2017.

Bis Mitte Mai wird die Reaktor-Sicherheitskommission die deutschen Reaktoren vor allem auf Einwirkungen von Außen untersuchen und die generell die Erkenntnisse aus Japan bei den deutschen Reaktoren in die Überprüfung einbringen.

Der Atomausstieg ist finanzierbar und wird Deutschland durch die Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energieträger einen starken neuen Konjunkturimpuls bringen. Auch für Oberösterreichs Ökoenergiefirmen ist das eine neue Chance. Und neuer Rückenwind für die Energiewende Oberösterreichs.

Selbst im Fall der erfolgreichen Durchsetzung eines raschen Atomausstiegs ist aber das Problem nicht gelöst - verantwortungslose Betreiber und Politiker haben Deutschland eine Hypothek bereitet, die das Land noch hunderte Jahre begleiten wird. Denn wenn ein Atomkraftwerk stillgelegt wird, müssen die kommenden Generationen die strahlenden Überreste endlagern.
Am Beispiel des 1989 stillgelegten AKW Hamm zeigt sich, was das bedeutet: der Reaktor liegt bis 2030 brach, um ein Abklingen der Strahlung im Inneren zu erreichen, dann erfolgt der voraussichtlich 15 Jahre dauernde Abriss des Reaktorgebäudes und der Transport von etwa 6000 Kubikmeter Überreste wie Strahlträger oder Grafitteile in ein Endlager, das es nicht gibt (siehe Süddeutsche Zeitung, 19. April 2011, S 6)

2. Italien: Berlusconi hat letzte Woche sein Gesetz, mit dem Einstieg in die Atomenergie 2013 zu beginnen, zurückgezogen. Die geplante Volksabstimmung wird aber vermutlich dennoch Mitte Juni stattfinden, um eine definitive und endgültige Entscheidung gegen Atom zu erreichen. Italien stellt in der Zwischenzeit ebenfalls die Weichen für die Energiewende - ua ist Italien durch ein positives Fördergesetz mittlerweile weltweit die Nummer 2 beim jährlichen Ausbau von Solarstrom.

3. Schweiz: Die Regierung hat ein Moratorium für den Atomausbau in der Schweiz fixiert. Allerdings genügt dies Grünen und anderen Atomgegnern nicht - im Herbst soll ein Referendum über den Atomausstieg der Schweiz durchgeführt werden. Ähnlich wie Österreich hat die Schweiz eine miserable Förderung von Solarstrom - der Anteil liegt wie in Ö lediglich bei 0,1 Prozent des Stromverbrauchs. Ein Ausstieg wird auch in der Schweiz den Einstieg in die Energiewende erzwingen.

4. Frankreich: Selbst in Frankreich gewinnt nun die Antiatom-Bewegung an Stärke. Entscheidend werden die Präsidentschaftswahlen 2012 sein, bei denen ein massiver Aufschwung der Grünen zu erwarten ist. Eine Volksabstimmung über die Atomenergie wird die Grundforderung der Grünen für einen Regierungseintritt sein.

Aber auch die französischen Kontrollbehörden agieren in den letzten Wochen auffallend offensiv: Da in den nächsten Monaten die Entscheidung über beantragte Betriebszeitverlängerungen für jene 34 Reaktoren ansteht, die nun ihr 30. Lebensjahr erreichen, ist der Zeitpunkt für aus Sicherheitsgründen erzwungene Stilllegungen erster Reaktoren ideal - zB des 34 Jahre alten AKW Fessenheim, das auf erdbebengefährdetem Untergrund steht. Auch über eine Unterbrechung des Baus des französischen EPR-Reaktors in Flamanville wird spekuliert.

5. Tschechien: Auch hier beginnt eine neue Diskussion über die Zukunft der Atomenergie. Fast alle Medien setzen sich seriös mit Fukushima und den Argumenten der Atomgegner/innen auseinander. In den Medien ist ein Comeback der Atomgegner/innen zu verzeichnen. Auch die Meldungen über eine Beschleunigung des Temelin - Ausbaus erwiesen sich als Falschmeldungen. Die Antiatombewegung konzentriert sich jetzt grenzüberschreitend auf ein Stoppen des Temelin- Ausbaus und das Durchsetzen einer alternativen Energiestrategie.

Durch die neuen Entwicklungen ist es eine deutliche Mehrheit der EU-Staaten, die keine AKW betreibt oder Ausstiegsbeschlüsse hat. In etlichen Staaten läuft eine offene politische Auseinandersetzung über den Ausstieg. Jetzt muss Österreich die Initiative ergreifen und eine starke Allianz der Antiatom-Mitgliedsstaaten der EU bilden, um einen gesamteuropäischen Atomausstieg durchzusetzen.


 

Jubiläum zum Nachdenken
Eisenstadt (blms) - Tschernobyl probte vor 25 Jahren, am 26. 04. 1986, einen folgenschweren Störfall. Bei der Simulation eines Stromausfalls kommt es zum Supergau. Der vollständige Stromausfall am Kernreaktor sollte den Nachweis erbringen, dass nach einer notwendigen Reaktorabschaltung eine ausreichende Stromversorgung kein Problem sei. Doch die Simulation wurde zur länderübergreifenden Katastrophe. Der unkontrollierte Leistungsanstieg im Block 4 des Kernkraftwerkes Tschernobyl führte daraufhin sogar zur Explosion. Noch heute leiden die Menschen und die Natur unter den tragischen Folgen.

„Ein Jubiläum, das nicht zum jubilieren, sondern zum Nachdenken und Trauern veranlasst. Wir gedenken der Todesopfer und Leidtragenden. Doch nicht nur das Hinnehmen dieser Katastrophe und Hoffen, dass so etwas nie wieder passiert soll die Reaktion sein – wir sehen es aktuell an Japan. Aktives Tun muss der Tenor sein. Deshalb haben wir vor Monaten die überparteiliche, überkonfessionelle und ehrenamtliche Plattform ‚Atomkraftfreies Burgenland’ gegründet“, so Landesrätin Verena Dunst in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Prof.in Helga Kromp-Kolb, Mag. Peter Molnar (GF Klimabündnis) sowie dem Leiter der Abteilung 2 beim Amt der burgenländischen Landesregierung und Strahlenschutzbeauftragten des Landes WHR Dr. Andreas Gold

Diese Plattform soll sensibilisieren und das Bewusstsein schärfen, dass wir alle etwas dazu beitragen müssen, dass eine Atomkraftfreie Zukunft möglich ist. Nur mit Maßnahmen, die jeder von uns in seinen Alltag integrieren kann, reduzieren wir den Bedarf an Energie. In Kombination mit „sauberer“ Energiegewinnung, wie beispielsweise Windkraft oder Biomasse, zeigt das Burgenland, wie es gehen kann. Lobbyismus gegen grenznahe Atomkraftwerke, ein konsequentes Eintreten für ein atomwaffen- und atomkraftfreies Europa, die rasche Stilllegung aller AKWs - besonders der Hochrisikoreaktoren Mochovce, Bohunice, Kosloduj und Ignalina, kein Neubau von AKWs, der intensive Ausbau der Erneuerbaren Energien, die rasche Durchsetzung von Energiesparmaßnahmen, die Änderung des EURATOM-Vertrages in Richtung gezielter Ausstieg aus der Atomenergie sowie die Einstellung aller Atomwaffenversuche sind nur einige der Ziele und Forderungen.

Dazu Landesrätin Verena Dunst abschließend: „Doch Bewusstseinsbildung alleine hilft den Menschen in Fukushima und Umgebung vor Ort nicht. Japan ist eine Katastrophe mit unermesslichem Leid und unvorstellbaren Folgen. Die Menschen brauchen jetzt unsere Unterstützung. Gemeinsam mit der Volkshilfe, die unser verlässlicher Partner ist, sammelt die ‚Plattform Atomfreies Burgenland’ bei der Bank Burgenland unter der Kontonummer 910 184 50000, BLZ 51000 Spenden für die in Japan von der Katastrophe unmittelbar Betroffenen.“
 
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