Kunstschätze des Mittelalters   

erstellt am
27. 05. 11

Vom 27. Mai bis zum 15. Jänner 2012 zeigt das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum die Sonderausstellung "Kunstschätze des Mittelalters".
Innsbruck (tiroler landesmuseen) - Auf 800 m² Ausstellungsfläche werden Meisterwerke der Spätromanik sowie der Früh- und Spätgotik, die vorwiegend aus den eigenen Beständen des Hauses stammen, präsentiert. Einige der Exponate waren seit 2005 nicht mehr im Ferdinandeum zu sehen.

Mit der Sonderausstellung "Kunstschätze des Mittelalters" zeigen die Tiroler Landesmuseen im Ferdinandeum Meisterwerke der Spätromanik sowie der Früh- und Spätgotik vorwiegend aus eigenen Beständen. Da einige Schauräume in ein temporäres Depot umgewandelt werden mussten, war ein Teil der Exponate seit 2005 nicht mehr in der Dauerausstellung zu sehen. Nicht zuletzt darin sahen die Tiroler Landesmuseen die Erfordernis, dem Publikum diese und viele andere herausragende Kunstschätze des Mittelalters im Rahmen dieser Sonderausstellung auf einer Fläche von 800 m² zu präsentieren.

"Die Tiroler Landesmuseen verfügen über beeindruckende Sammlungen und Bestände. Es freut mich sehr, dass wir dies mit dieser Ausstellung beweisen können und dem Publikum vermitteln können", so PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum.

Ein Highlight der Ausstellung stellen die realienkundlich und kostümgeschichtlich interessanten Wandmalereien aus der Burg Lichtenberg im Vinschgau dar, die erstmalig geschlossen präsentiert werden. Durch den Verfall der Burg im 19. Jahrhundert ging schätzungsweise mehr als die Hälfte der Bilder verloren. Elf Wandbilder konnten durch ihre Abnahme 1908 vor der Zerstörung gerettet werden und gelangten im selben Jahr in das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.
"In dieser Ausstellung zeigen die Tiroler Landesmuseen den Zyklus komplett, noch nie zuvor wurden alle erhaltenen Teile zusammen gezeigt", hebt Ausstellungskuratorin Dr. Eleonore Gürtler hervor.
Die ritterliche Vorstellungs- und Lebenswelt bestimmt das Bildprogramm des Freskenzyklus: Auf Schöpfung und Sündenfall folgen Szenen aus der höfischen Epik und Minne, die zu Darstellungen der adeligen Unterhaltungs- und Festkultur überleiten. Die Wandbilder zählen neben den Malereien in Schloss Runkelstein bei Bozen zu den bedeutendsten profanen Ausstattungen um 1400 in Tirol.

Flügelaltäre, Tafelbilder, Skulpturen und liturgische Goldschmiedearbeiten vermitteln die tief religiöse Geisteshaltung im Mittelalter. Sie dokumentieren die stilistische Entwicklung des Kunstschaffens in Tirol und die Auswirkungen überregionaler Einflüsse.

Eines der herausragenden Werke ist der "Altar von Schloss Tirol" aus der Zeit um 1370/72, der einst in der Kapelle der landesfürstlichen Residenz Schloss Tirol stand. Er gilt als der älteste erhaltene Flügelaltar des Alpenraums und als wichtiges politisches Manifest seiner Zeit.
Eine, eigens für die Ausstellung produzierte, Computeranimation bietet den Besuchern die Möglichkeit, sich über das komplexe Bildprogramm des Altars zu informieren.

Die seit dem 12. Jahrhundert zunehmende Marienverehrung führte zur Entstehung verschiedener Madonnentypen: So gehört die "Götzner Madonna", um 1180/90, zu den in der Romanik verbreiteten "Thronenden Madonnen". Zwei Marienfiguren aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts repräsentieren den Typus der "Schönen Madonna". Sie veranschaulichen die vollzogene Wandlung der unnahbaren Himmelskönigin zur Gottesmutter. Eine weitere Form des Andachtsbilds ist seit dem frühen 14. Jahrhundert die Pietà (Vesperbild), die Darstellung der trauernden Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß, die den Gläubigen zum Mitleiden anregen sollte.

Das Kunstschaffen in Tirol wurde nachhaltig von namhaften Künstlern geprägt: Vom Ulmer Meister Hans Multscher sind in der Ausstellung fünf Skulpturen zu sehen, die dem 1458 in der Sterzinger Pfarrkirche errichteten spätgotischen Flügelaltar angehörten.
Auch der in Brixen wirkende Hans Klocker ist mit einer Erbärmdegruppe aus der Predella des Hochaltars von St. Stephan in Pinzon, 1490/95, und einem Auferstandenen, um 1500, vertreten.
Eine weitgehend getreue Kopie des Kirchenväteraltars von Michael Pacher entstand nur circa 40 Jahre nach der Fertigung des Originals in einer Brixner Werkstatt und verdeutlicht dessen damalige Berühmtheit.

Die Architekten Uwe Münzing und Fabian Friedhoff aus Stuttgart entwarfen die Ausstellungsarchitektur, die die auratische Wirkung der Kunstwerke zur Geltung bringt. Durch Licht und transluzente Stoffflächen entstehen Raumqualitäten für eine kontemplative Rezeption. Räumliche Korrespondenzen ermöglichen mehrperspektivische Betrachtungsweisen.
     
Informationen: http://www.tiroler-landesmuseen.at    
     
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