"Ladinia"   

erstellt am
10. 06. 11

Innsrbruck (tiroler-landesmuseen) - Vom 10. Juni bis zum 6. November 2011 zeigt das Tiroler Volkskunstmuseum die Sonderausstellung "Ladinia". Auf 200 m² Fläche werden Exponate aus diesem historischen Teil Tirols gezeigt, werden u. a. Fragen gestellt, in welche Richtung sich diese Region entwickelt und welcher wirtschaftliche Mehrwert der "Marke Ladinia" zukommt.

Ladinien besteht aus den fünf Tälern Anpezo/Ampezzo, Fodom/Buchenstein, Val Badia/Gadertal, Gherdëina/Gröden sowie Fascia/Fassatal. Die markante Landschaft der Dolomiten prägt den Blick auf jenen Teil des historischen Tirol, in dem sich die ladinische Sprache in fünf Varianten bis heute erhalten hat.

Es ist diese Landschaft, die viele von uns aus Urlauben kennen, aber oft ohne viel über die Region und ihre besondere Geschichte zu wissen: "Für uns ein Mitgrund, diese Ausstellung zu machen. Um den BesucherInnen die Möglichkeit zu geben, diese Lücken zu schließen", erklärt PD Dr. Wolfgang Meighörner, Geschäftsführer der Tiroler Landesmuseen.

Für Dr. Herlinde Menardi, Leiterin des Tiroler Volkskunstmuseums, steckt auch Persönliches in der Sonderausstellung: "Ladinia dem Museumsbesucher näher zu bringen und die Vielfalt dieser Region zu zeigen, war für mich Herzensangelegenheit." Um dem Anspruch der Vollständigkeit gerecht zu werden, wurde in der Ausstellung vor allem auch auf eines großen Wert gelegt: "Die gesamte Präsentation, wie auch der Katalog zu "Ladinia" sind dreisprachig: Deutsch, Ladin Dolomitan und Italienisch."

Natur und Sprache sind Ausgangspunkte der Suche nach ladinischen Identitäten. Diese erweisen sich als wechselvolles Zusammenspiel von gemeinsamen Entwicklungen, aber auch von regionalen Besonderheiten:

1511 vereinigte Kaiser Maximilian I. das Tal Ampezzo mit dem historischen Tirol. 500 Jahre später ist dies Anlass, der Forderung nach seiner Rückkehr zu Südtirol neuen Antrieb zu geben.

Der Frontverlauf des Ersten Weltkriegs führte in Buchenstein zur Zerstörung zahlreicher Orte und zur Evakuierung der Bevölkerung. Unter anderem brachte der Wiederaufbau einen Wandel der überlieferten Bauweise. Als einschneidendes Ereignis wird die Aufteilung der ladinischen Täler auf die Provinzen Südtirol, Trentino und Belluno und die dazugehörigen Diözesen empfunden. Diese Teilung ist gleichzeitig zu dem wichtigsten Element des gesamtladinischen Identitätsempfindens geworden.

Weitere Themen der Sonderausstellung sind das religiöse Leben im Gadertal, der Altarbau im Grödental, der Carneval im Fassatal sowie die Entdeckung der Dolomiten durch Alpinismus und Tourismus. Diese miteinander in Beziehung stehenden und doch separat zu betrachtenden Bereiche finden ihren Kulminationspunkt in einem Sammelsurium von Identitätsmittlern und dem wirtschaftlichen Mehrwert der "Marke Ladina": Eine Jacke im "Ladins-Style" hängt neben der ladinischen Fahne oder einer Ladins-Schokolade und regt in dieser Konstellation zum Reflektieren an. Der Besucher soll sich die Frage stellen: "Wohin geht Ladinien und wohin wollen es seine Protagonisten führen?"

Auf 200 m² Ausstellungsfläche wird so eine Spur zum ladinischen Selbstverständnis gelegt, die in der Dauerausstellung des Tiroler Volkskunstmuseums weiter zu verfolgen ist. Die aus dem ladinischen Gebiet stammenden Objekte werden durch das Sujet der Sonderausstellung, das dem Grundriss einer Hand nachempfunden ist, gekennzeichnet. Einigen Objekten in der Dauerausstellung sind Werke von zeitgenössischen ladinischen Künstlern gegenübergestellt, die neue Blickwinkel eröffnen können. Dadurch entsteht ein Spannungsfeld zwischen historischen Formen, moderner Interpretation und kommunikativer Deutung, die auch den Facettenreichtum dieser Identitätssuche widerspiegeln.

Die Ausstellungsarchitektur des Südtiroler Architekten Benno Simma wird dem gerecht. Sie leitet durch verschiedene Segmente historischer Kultur und zeigt deren identitätsstiftende Bedeutung in der Gegenwart.

Den Ausgangspunkt für das museumspädagogische Programm, erklärt die Leiterin der Besucher-Kommunikation, Dr. Angelika Schafferer, so: "Der Zugang zum ‚Fremden' findet oft über das Alltägliche statt. In den Aktionen für SchülerInnen, erzählen wir zum Beispiel eine Geschichte, diese wird weitergegeben, umso die Macht der Sprache zu demonstrieren."
     
Informationen: http://www.tiroler-landesmuseen.at    
     
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