Gesamtschau von Hölle, Fegefeuer und Paradies   

erstellt am
08. 06. 11

Sonderausstellung des Dommuseums mit Illustrationen zu Dantes „Göttlicher Komödie“ – vom 8. Juni 2011 bis 28. Jänner 2012
Wien (pew) - Vor weit mehr als 100 Gästen wurde am Abend des 07.06.die neue Sonderausstellung des Wiener Dommuseums – Dantes Vision. Durch die Hölle zum Licht. Die Göttliche Komödie in Bildern - eröffnet. Beim Ausstellungsauftakt in den Festsälen des erzbischöflichen Palais, stellte Dr. Bernhard A. Böhler die Konzeption der Ausstellung vor, die Illustrationen zu dem „nach der Bibel meistkommentierten Werk des abendländischen Schrifttums“ (Böhler) des deutschen Malers und Grafikers Theodor Zeller (1900–1986), sowie von Sandro Botticelli (1445–1510), Markus Vallazza (*1936), Valery Kharitonov (*1939), Roger Roberts (*1952) und Robert Hammerstiel (*1933) mit den entsprechenden Zitaten aus Dantes Werk versieht und somit eine Gesamtschau des mittelalterlichen Kosmos ermöglicht. Der Botschafter Italiens in Österreich, S.E. Dr. Eugenio d’Auria, referierte über den Dichter und seine bleibende Bedeutung.

Der theologischen Tiefen der Bilder und Zeichnungen nahmen sich der Verleger und Leihgeber Dr. Hermann Herder und der Hausherr Kardinal Dr. Christoph Schönborn an. Herder berichtete über das enge Verhältnis von Theodor Zeller zu seinem Vater Theophil Herder-Dorneich, der auch Inspirationsquelle für den Dante-Zyklus des Künstlers war. Die Bilder entstanden weitgehend im Kapuzinerkloster von Palestrina nahe Rom. Zeller malte dort, wie Herder aus dessen Notizen zitierte, „aus dem Nichts, mit aufgerissenen Augen die Welt der Erscheinungen anstarrend, aufwachend nicht nur durch physischen Hunger allein, der dauernd mein Gast war; so schuf ich Inferno, Purgatorio und die Anfangsblätter des Paradiso – außer mir selbst, über mich selbst hinaus, ohne Wissen, blindlings glaubend.“ Wenige Tage vor seinem Tode hat Zeller, so berichtete Hermann Herder, an den Vater Herders folgende Botschaft gerichtet: „Dreimal bin ich aus dem Koma erwacht, ich weiß jetzt, dass es Ihn gibt – ich bin Ihm begegnet, weiß, dass er unendlich gut ist. Er wartet auf uns…“

Kardinal Christoph Schönborn eröffnete seine knappen Betrachtung: „Wenn wir heute über die letzten Dinge reden, fehlt uns meistens der Ernst, der zur Zeit Dantes noch selbstverständlich war.“ Der Inhalt der Bildwerke seien nicht bloß Metaphern, sondern von großem Ernst: „Immer wieder spricht Jesus vom ewigen Feuer, vom Weltgericht, wo Jesus ,die Schafe von den Böcken scheiden‘ wird.“ Wenn von den Gleichnissen Jesu über die Hölle die Rede ist, sei das aber „vor allem der dringende Aufruf zur Umkehr.“ Die Rede von der Hölle solle und dürfe nicht dazu dienen, Menschen Angst zu machen: „Gott will das Heil für alle Menschen.“

Schönborn beantwortete die Frage: „Gibt es die Hölle?“ so: „Der Glaube sagt, dass das Nein zur rettenden Hand Gottes möglich ist.“ Und: „Ohne die Gnade der Bekehrung gibt es keinen Weg ins Paradies.“ Hölle und Himmel seien aber „keine gleichwertigen Alternativen“: „Die Hölle ist eine Möglichkeit, die Gott für uns nicht will, und die wir Menschen im Letzten auch nicht wollen können. Uns ist das Paradies, die ewige Seligkeit verheißen.“:
     
Informationen: http://www.dommuseum.at    
     
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