6 Wochen Urlaub für alle?  

erstellt am
07. 06. 11

Mehr Urlaub für alle!
Österreichweite Aktionswoche der GPA-djp von 6. bis 10. Juni
Wien (gpa/djp) - Der Urlaubsanspruch wird heute oft als Selbstverständlichkeit empfunden. Bezahlter Urlaub ist einfach nicht mehr wegzudenken - wie auch das Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Dabei wird vergessen, dass die rechtliche Absicherung und die Durchsetzung dieser Ansprüche noch gar nicht so lange zurückliegen. Die Gewerkschaften mussten in mühsamen und oft konfliktreiche Verhandlungen mit Arbeitgebern und Politik den Urlaubsanspruch erst durchsetzen. Der Urlaub für alle ArbeitnehmerInnen ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis gewerkschaftlicher Interessenvertretung. Darüber informiert die GPA-djp in einer österreichweiten Aktionswoche von 6. bis 10. Juni.

25 Jahre 5 Wochen Urlaub!
Heuer wird das 25-jährige Jubliäum von 5 Wochen gesetzlichem Jahresurlaub gefeiert. Das ist ein Grund zum Feiern, aber auch Anlass, über eine Weiterentwicklung des Urlaubsrechts nachzudenken. Wenn wir wollen, dass Beschäftigte länger und gesund im Arbeitsleben verbleiben, brauchen wir auch mehr Erholungsphasen.

Mehr Urlaub für alle!
Derzeit gibt es 6 Wochen Urlaub für ArbeitnehmerInnen, die sehr lange bei demselben Arbeitgeber beschäftigt sind. Aufgrund des Wandels in der Arbeitswelt mit kurzfristigen und wechselnden Jobs erreichen immer weniger Beschäftigte diesen Anspruch. Deshalb findet die GPA-djp, dass diese Regelung nicht mehr zeitgemäß ist. Man ist der Meinung, dass viel mehr Beschäftigte den Anspruch auf 6 Wochn Urlaub erreichen sollten. Außerdem setzt sich die GPA-djp dafür ein, dass auch freie Dienstnehmer endlich Anspruch auf Urlaub haben.
     
 Achitz: Zeit zur Erholung
Mehr Urlaub notwendig, denn erholte Beschäftigte bleiben länger gesund
Wien (ögb) - "Österreich ist bei den geleisteten Überstunden und bei der Wochenarbeitszeit an der Europaspitze. Überlange Arbeitszeiten machen krank, deshalb darf sich die Wirtschaft der Forderung nach einer zusätzlichen Urlaubswoche nicht länger entgegenstellen, denn wer viel arbeitet, braucht auch Zeit zur Erholung", sagt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Auch Freie DienstnehmerInnen sollen einen gesetzlichen Urlaubsanspruch bekommen.

Der theoretischen Zahl der Feiertage müsse man auch gegenüberstellen, von wie vielen die ArbeitnehmerInnen nichts haben, weil sie auf Wochenenden fallen. Achitz: "Das lässt sich mit einem kurzen Blick auf den Kalender leicht feststellen: 1. Mai, 25. Dezember, 1. Jänner: alles Sonntage."

Auch eine Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters wird nur gelingen, wenn die Menschen länger gesund bleiben. Doch lang arbeiten macht krank. Ein klares Bild über die gesundheitlichen Auswirkungen bei unregelmäßigen und langen Arbeitszeiten lieferte eine IFES-Befragung im Auftrag der Produktionsgewerkschaft PRO-GE. Anhand der Ergebnisse wird deutlich, dass vor allem regelmäßige Nachtarbeit und überlange Arbeitszeiten das Krankheitsrisiko zum Teil beträchtlich erhöhen können. Am häufigsten treten Beschwerden des Bewegungs- und Stützapparates auf. Auch psychische Belastungen seien eine vermehrte Konsequenz von Überlastungen und unregelmäßigen Arbeitszeiten.

 

 Schatz: Das ist Arbeitszeitpolitik aus den 70ern
Grüne: Kürzere Tages- und Wochenarbeitszeiten wären wichtiger
Wien (grüne) - "So nett sich wohl für JedeN auf den ersten Blick diese Forderung anhört, eine wirklich sinnvolle Maßnahme ist das nicht. Sowohl aus gesundheitlichen Gründen, aber auch im Sinne einer akzeptablen Work-Life-Balance ist es wesentlich wichtiger die realen Tages- und Wochenarbeitszeiten zu reduzieren", kommentiert Birgit Schatz, ArbeitnehmerInnensprecherin der Grünen, die aktuelle Forderung der GPA-djp nach mehr Urlaub.

"Mit dieser Kampagne wird einmal mehr deutlich, dass der ÖGB noch immer ArbeitnehmerInnenpolitik aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts praktiziert. Wer ist zum Beispiel heute noch 20 Jahre in ein und demselben Betrieb? Und wenn ich als atypisch BeschäftigteR bis zu meinem 43. Lebensjahr Raubbau an meinem Körper betreiben muss, um meinen Lebensunterhalt durch mehrere Jobs irgendwie zusammen zu bekommen, dann hilft mir eine Woche Urlaub ab dem 44. Geburtstag sicher auch nicht weiter," erläutert Schatz.

"Statt populistische Sommerträume zu verbreiten, ist es an der Zeit die echten Probleme mit den Arbeitszeitregelungen anzugehen. Wir müssen die Überstunden verringern, brauchen umfassende Beschränkungen im Bereich der All-in-Verträge und kürzere Tages- und Wochenhöchstarbeitszeiten. So müsste moderne Arbeitszeitpolitik aussehen, " betont die ArbeitnehmerInnensprecherin.

 

 Wirtschaft gegen Ausweitung des Urlaubsanspruches
Österreich bei Urlaubstagen international bereits im Spitzenfeld - Wirtschaft lehnt GPA-Aktion "Mehr Urlaub für alle" ab
Wien (pwk) - Die Wirtschaftskammer lehnt die Forderungen der GPA nach längeren Urlaubsansprüchen klar ab. "Österreich ist bei Urlaub und Feiertagen bereits im EU-Spitzenfeld. Es gibt Europameistertitel, die sich Österreich als Wirtschaftsstandort nicht leisten kann - und die wir daher nicht wollen", kommentiert WKÖ-Präsident Christoph Leitl die Forderungen der GPA nach mehr Urlaub für die ÖsterreicherInnen: "Das ist nichts anderes als die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich. Und das können wir nicht akzeptieren." Offenbar als ersten Schritt verlangt die GPA eine sechste Urlaubswoche schon ab 20 Jahren Betriebszugehörigkeit (derzeit 25 Jahre) bzw. für alle ab dem 43. Lebensjahr.

Im europäischen Vergleich liegt Österreich mit 25 Urlaubstagen pro Jahr gemeinsam mit Dänemark, Frankreich, Luxemburg und Schweden an der Spitze. Dabei ist der erhöhte Urlaubsanspruch bei langer Betriebszugehörigkeit noch gar nicht berücksichtigt. Nur Großbritannien verzeichnet in der Eurofound-Statistik mit 28 Tagen einen längeren Urlaubsanspruch - dort aber inklusive Feiertage. Im EU-Schnitt werden 21,5 Tage gewährt. In Deutschland sind gesetzlich sogar nur 20 Urlaubstage vorgesehen, Kollektivverträge enthalten teilweise Zusatzansprüche.

Auch bei den gesetzlichen Feiertagen liegt Österreich mit 13 Tagen vorne und wird nur von Spanien und Zypern übertroffen. EU-Schnitt sind hier 10,5 Tage. Zugleich gehört das faktische Pensionsantrittsalter mit rund 58 Jahren zu den niedrigsten.

Es sei durchaus nachvollziehbar, dass die Gewerkschaft mit einer populistischen Forderung nach mehr Urlaub neue Mitglieder anwerben will - durchdacht ist diese Forderung jedenfalls nicht, kritisiert Leitl: "Die Unternehmen in diesem Land schaffen Jobs und sorgen dafür, dass die Arbeitslosenquote in Österreich im Europavergleich spitze, die Beschäftigung sehr hoch ist. Wer Wert darauf legt, dass dies so bleibt und die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im international immer härter werdenden Konkurrenzkampf aufrecht bleibt, kann sich nicht für mehr Urlaub stark machen", hält Leitl fest. "Ich empfehle allen, zu unseren Wirtschaftskonkurrenten nach Asien oder Amerika zu schauen, wie hart und lange dort gearbeitet wird. Wir müssen alles daran setzen, den Wirtschaftsstandort Österreich zu sichern und unser hohes Produktivitätsniveau zu erhalten. Nur das sichert Österreichs soziale Netze und unsere Arbeitsplätze." Und nicht zuletzt verweist der WK-Präsident auf betriebliche Initiativen wie etwa proFitness, um die Gesundheit von Mitarbeitern zu erhalten.

 

Neumayer: Österreich ist bereits Urlaubs-Europameister
Urlaubsausmaß ausreichend und angemessen - Arbeitszeitverkürzung reduziert Produktivität und gefährdet Arbeitsplätze
Wien (pdi) - Die Industrie lehnt die Forderung der Gewerkschaft nach zusätzlichem Urlaubsanspruch vehement ab. "Diese populistische Forderung zeugt von einer völligen Unkenntnis der Herausforderungen der österreichischen Unternehmen in einem globalisierten Wirtschaftsraum", betont IV-Generalsekretär Mag. Christoph Neumayer.

Österreich liegt im europäischen Spitzenfeld, was den Anspruch auf Urlaubstage und gesetzliche Feiertage betrifft. "Österreich liegt mit 38 freien Tagen (inkl. Feiertage) bereits jetzt europaweit an der Spitze", so Neumayer. Zusätzlich werden in zahlreichen Kollektivverträgen Sonderurlaubstage oder Sabbaticals gewährt. Ab 25 Dienstjahren beträgt das Urlaubsausmaß bereits heute 36 Werktage.

Während die durchschnittliche Arbeitszeit in Österreich in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist, sind die Arbeitskosten weiter angestiegen. "Die Kosten für die geleistete Arbeitsstunde liegen in Österreich weit über dem EU-Durchschnitt und sind in den vergangenen Jahren weiter gestiegen. An eine Verkürzung der Arbeitszeit - und nichts anderes ist die Forderung nach einer Ausweitung der Urlaubsansprüche - ist unter den gegenwärtigen Bedingungen überhaupt nicht zu denken, da damit die Kosten weiter gesteigert werden, wodurch Wettbewerbsfähigkeit und in weiterer Folge Arbeitsplätze gefährdet werden. Jeder weitere zusätzliche Urlaub würde zu Produktivitätseinbußen, zum Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und letztlich auch zum Abbau von Arbeitsplätzen führen", so Neumayer.

Den Bedarf an zusätzlichem Urlaub mit geleisteten Überstunden zu begründen, ist schon gar nicht nachvollziehbar. Überstunden werden mit einem Zuschlag von 50% oder 100% vergütet bzw. durch Zeit ausgeglichen. Ein dritter zusätzlicher Ausgleich der geleisteten Überstunden durch Urlaubstage ist daher schlicht nicht notwendig, hält der IV-Generalsekretär fest.

"Um Krankenstände vermeiden und den Gesundheitszustand verbessern zu können, gibt es andere, wesentlich bessere Möglichkeiten als mehr Urlaub", sagt Neumayer: "Freiwillige betriebliche Gesundheitsförderung und generell ein gesunder Lebenswandel".

 

 Haubner: Diskussion um Erhöhung des Urlaubsanspruches entbehrlich
Utopische Forderungen der Gewerkschaft schaden dem Wirtschaftsstandort
Wien (öwb) - Im europäischen Spitzenfeld befindet sich Österreich bereits jetzt bei Urlaub und Feiertagen. "Mit dieser Forderung nach mehr Urlaub disqualifiziert sich der ÖGB selbst. Für die Unternehmer bedeutet das weniger Arbeitsleistung der Mitarbeiter bei höheren Lohnkosten. Das können wir uns als Wirtschaftsstandort einfach nicht leisten", so Abg.z.NR Peter Haubner, Generalsekretär des Wirtschaftsbundes, zu der von der Gewerkschaft geforderten Erhöhung des Urlaubsanspruches.

"Im EU-Schnitt liegt der Urlaubsanspruch bei 21,3 Tagen, bei den Feiertagen sind wir unter den Top 3. Für die KMUs, die das Rückgrat unserer Wirtschaft bilden, ist eine Erhöhung des Urlaubsanspruchs fatal. Bei steigenden Lohnkosten wird weniger und kürzer gearbeitet. Im Sinne der Wirtschaft sollte der ÖGB von utopischen Forderungen und dem Schlaraffenland auf Kosten des Wirtschaftsstandortes und der Arbeitsplätze Abstand nehmen", so Abg.z.NR Peter Haubner abschließend in Richtung Gewerkschaft.  
     

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