Zeitgenössische Kunst aus Kroatien und Serbien   

erstellt am
07. 06. 11

Werkpräsentation der Artists in Residence 02/2011 von 10. Juni - 29. Juli 2011
Wien (kka) - KulturKontakt Austria lädt zur Ausstellungseröffnung der drei Künstlerinnen Nina Kurtela sowie Tina Gverovic aus Kroatien und Tanja Jurican aus Serbien ein. Die drei Künstlerinnen sind im Rahmen eines Artists in Residence-Stipendiums drei Monate Gast von KKA.

Die kroatische Künstlerin Nina Kurtela setzt sich in ihrem Projekt "LACUNA" mit dem nomadischen Lebensstil vieler zeitgenössischer KünstlerInnen auseinander. Heute gehören die Begriffe Flexibilität und Mobilität zum festen Bestandteil des alltäglichen Vokabulars der westlichen Welt. KünstlerInnen sind von dem so genannten "modernen Nomadismus" besonders stark betroffen.

Kurtela stellt bei dem Projekt "LACUNA" ihre persönlichen Gegenstände aus und verwandelt den Galerieraum in einen privaten Ort, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinandertreffen. Als eine Künstlerin, deren künstlerische Existenz vom kontinuierlichen Reisen abhängt und folglich die Bedeutung des Wortes "Zuhause" zunehmend komplexer wird, fragt sich Kurtela: "What happens with the things that we posses, that we own, what are their values? Financial and/or emotional, nostalgic? Where is home, is it a location or a feeling, or a person,…? What do objects that we own present? Us? Is the gallery our home? Is a residency program our home? Or is it our work that we do?"

Ein wesentlicher Aspekt der künstlerischen Praxis von Tina Gverovic ist die Auseinandersetzung mit verschiedenen Möglichkeiten der Integration von Zeichnungen, Skulpturen, Videoarbeiten, Fotografien und Text in die architektonischen Gegebenheiten eines Ausstellungsraumes. Das hier ausgestellte Werk "News Keeps Us Awake" ist eine mehrteilige Installation. Sie besteht aus Abbildungen von monumentalen Unterwasser-Ruinen und vom Interieur eines alten Nuklearbunkers, einer Konstruktion, die zusammengesetzte Fragmente eines Schiffs, Flugzeugs oder Tanks nachahmen soll, sowie aus einer Projektion von Standbildern. Gverovic thematisiert in ihrer Installation das Ende und den Beginn vom Leben. Die dargestellten Maschinenteile, Zeugen einer vergangenen Epoche, werden im Laufe der Zeit zunehmend von Unterwasserorganismen überwuchert und folglich von neuem Leben in Besitz genommen. Gverovic schreibt: "In the case of both the bunker and the ruins, these subjects' participation in the forward motion of time and progress has been arrested and looking at them now they take on the role of the un-dead, irrepressible and disturbing intrusions into the present day, entirely displaced, but vital as live reminders of recent events that aren't ever fully dealt with."

Das Projekt "Pseudomorph" von Tanja Jurican besteht aus drei Werken. Basierend auf ihrer Erfahrung mit sehschwachen und blinden Menschen entstand das Video "Alteration", eine Dokumentation einer Performance in Form eines Interviews mit einem von Geburt an blinden Mann. Durch den Umgang des Mannes mit einem ikonenförmigen Objekt, stellt Jurican die Gültigkeit von Heiligenbildern und Devotionalien in Frage, beschäftigt sich mit der Frage ihrer Entmystifizierung und der Deformation der ursprünglichen Idee der intuitiven Erfahrung.
Daran anknüpfend ist ihre Arbeit "Hypostasis" zu verstehen: Ein Gesichtsabdruck aus Porzellan erlaubt viele Assoziationen, bleibt letztendlich aber nur ein Versuch, ein Abbild der Realität zu schaffen. "By testing and representing its forms, works leave nothing about themselves but the presentational fact, evoking the feeling of reality lost due to the use of representation and reproduction means."

In ihrer dritten Arbeit, "Elucidation" setzt sich Jurican mit dem im 16. Jahrhundert vom Thomas More geschriebenen philosophisch-politischen Text "Utopia" auseinander. Der Text, in Brailleschrift übersetzt, scheint mit Hilfe eines Computers auf einer Tafel mit integrierten Lichtquellen auf. Jurican schreibt über ihr Werk: "The act of translating the text into the symbols of a tactile media reveals the intention of immediate and a more intimate contact and experience, than the one of visual and intellectual perception. Never the less, by projecting on a flat panel the sign itself is deformed and narrowed to become merely a visual sensation, a visual representation of itself."

Das Gastatelier-Programm
KulturKontakt Austria hat 2011 13 junge KünstlerInnen als Artists in Residence nach Wien eingeladen. In vier Ausstellungen in der Galerie ArtPoint zeigen sie u.a. Werke, die sie während ihres dreimonatigen Wien-Aufenthalts entwickeln. Das Artists-in-Residence-Programm wendet sich an bildende KünstlerInnen und FotografInnen aus Ost-, Südosteuropa und der Türkei und wird seit 1992 von KulturKontakt Austria ausgeschrieben. Seit Beginn des
Programms haben sich mehr als 5.550 Künstlerlnnen beworben, mehr als 230 KünstlerInnen nahmen am Programm teil. Mit dem Artists-in-Residence-Programm unterstützt KulturKontakt Austria die Kontaktaufnahme und den Austausch der KünstlerInnen mit der österreichischen und internationalen Kunstszene.
     
Informationen: http://www.kulturkontakt.or.at    
     
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