Generelle Stabilität des österreichischen Finanzsektors   

erstellt am
21. 06. 11

Herausforderungen in einzelnen Geschäftsfeldern bleiben bestehen – Österreichs Banken im Stresstest resistenter gegen Risiken als im Vorjahr
Wien (oenb) - Österreichs Banken haben trotz der anhaltenden Spannungen auf den Finanzmärkten ihre Risikotragfähigkeit verbessert, wenngleich weiterhin Aufholbedarf besteht. Der jüngste Stresstest der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigt, dass das heimische Bankensystem in Summe besser auf einen eventuell erneuten Einbruch der Wirtschaft vorbereitet wären als vor einem Jahr. Allerdings zeigen die Ergebnisse erneut die seit der Krise beobachtbare breitere Streuung der Einzelresultate. „Die Exponierung der österreichischen Banken in den Euro-Ländern mit erhöhtem Risikoprofil ist allerdings vergleichsweise gering und war im vergangenen Jahr weiter rückläufig“, erklärte OeNB-Direktor Ittner anlässlich der Präsentation der 21. Ausgabe des Finanzmarktstabilitätsberichtes der Oesterreichischen Nationalbank. Die anhaltenden Unsicherheiten des internationalen Umfelds stellen für die österreichischen Banken jedoch weiterhin eine beträchtliche Herausforderung dar.

Trotz Konjunkturerholung weiterhin Herausforderungen für die österreichischen Banken
„Die Konjunkturerholung unterstützte 2010 die Geschäftsentwicklung der österreichischen Banken. Aufgrund verringerter Kreditrisikovorsorgen stiegen die Gewinne wieder“, führte Direktor Ittner weiter aus. Der Return-on-Assets nach Steuern des Bankensystems stieg von 0,18% im Jahr 2009 auf 0,46% im Jahr 2010.

Die Aktivitäten des österreichischen Bankensystems in der Region Zentral- Ost und Südosteuropa (CESEE) trugen weiterhin wesentlich zur Profitabilität bei. Dem steht ein Anstieg der aggregierten Wertberichtigungsquote der CESEE-Töchter in den vergangenen Jahren gegenüber, die im Jahr 2010 mit 6,5% etwa das Doppelte des Österreichgeschäfts (3,2%) erreichte. Die Exponierung gegenüber dem CESEE-Raum blieb im Jahr 2010 mit rund 210 Mrd. EUR weitgehend konstant.

Die Eigenmittelausstattung der österreichischen Banken hat sich dem internationalen Trend folgend verbessert. Die aggregierte Kernkapitalquote stieg seit ihrem Tief im dritten Quartal 2008 um insgesamt rund 2,7 Prozentpunkte auf 10,0% zum Jahresende 2010. In Anbetracht der höheren Kapitalausstattung internationaler Vergleichsgruppen ist die Eigenmittelsituation der österreichischen Banken allerdings weiter ausbaufähig. Hinzu kommt, dass bei einigen Instituten ein Teil ihrer Eigenmittelerhöhung in den letzten Jahren aus zurückzuzahlendem staatlichem Partizipationskapital besteht. Aus diesem Grund sollte die verbesserte Ertragslage primär zur Erhöhung der Eigenmittelausstattung verwendet werden.

Die OeNB-Stresstests wurden dieses Jahr mit den EU-weiten Stresstests weitestgehend harmonisiert und um den CESEE-Fokus des österreichischen Bankensystems ergänzt, indem in der CESEE-Region ein höherer Rückgang der Wirtschaftsleistung simuliert wurde. Selbst in diesem Fall weist das österreichische Bankensystem im Vergleich zum Vorjahr eine verbesserte Risikotragfähigkeit aus. Allerdings zeigen die Resultate erneut die seit der Krise beobachtbare breitere Streuung der Einzelergebnisse.

Bei verbesserter Finanzsituation erhebliche Zinsänderungsrisiken für Unternehmen und Haushalte
Die finanzielle Lage des österreichischen Unternehmenssektors zeigte sich zu Beginn des Jahres 2011 deutlich verbessert. Die Unternehmensverschuldung verzeichnete im vierten Quartal 2010 dank einer verstärkten Eigenkapitalfinanzierung die geringste Ausweitung seit rund vier Jahren. Der Konjunkturaufschwung ließ die Unternehmensgewinne im letzten Jahr um 7,2% ansteigen, was nicht nur die Stabilität und die Bonität, sondern auch das Innenfinanzierungspotenzial der Unternehmen erhöhte.

Die österreichischen Unternehmen und privaten Haushalte verzeichneten in den ersten Monaten 2011 moderate Zuwachsraten bei der Finanzierung durch Banken. Die geringe Kreditausweitung sowie die niedrigen Zinsen verminderten die Zinsbelastung deutlich. Dieser Effekt wurde durch den überdurchschnittlich hohen Anteil an variabel verzinsten Krediten (97% bei den Unternehmen und 83% der Haushalte im ersten Quartal 2011) verstärkt, was bei steigenden Zinsen jedoch die gegenteilige Wirkung auf den Zinsaufwand haben könnte.

Ein wesentlicher Risikofaktor für die finanzielle Position der privaten Haushalte ist der mit rund 29% im ersten Quartal 2011 nach wie vor hohe Fremdwährungskreditanteil. Aufgrund der starken Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro blieb ihr aushaftendes Volumen 2010 hoch, obwohl die Neuvergabe von Fremdwährungskrediten signifikant verringert wurde.

Die Geldvermögensbildung der privaten Haushalte verringerte sich im Jahr 2010, was die rückläufige Sparneigung widerspiegelte. Vor allen bei den Einlagen waren nur geringe Zuwächse zu registrieren, während die Kapitalmarktveranlagungen zunahmen. Trotz neuerlicher Kursgewinne konnten im Jahr 2010 die in der Krise verzeichneten Bewertungsverluste noch nicht vollständig wettgemacht werden.

Der halbjährlich erscheinende Finanzmarktstabilitätsbericht der OeNB enthält regelmäßige Analysen finanzmarktstabilitätsrelevanter Entwicklungen in Österreich und im internationalen Umfeld. Daneben werden im Rahmen von Schwerpunktartikeln zusätzlich auch Spezialthemen behandelt, die im Zusammenhang mit der Stabilität der Finanzmärkte stehen. In der aktuellen Ausgabe sind dies die Rahmenbedingungen und Instrumente der makroprudenziellen Aufsicht, die Entwicklung der Makrofinanzstabilität in Serbien sowie ein Überblick über die quantitative Auswirkungsstudie zu Basel III.
     
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