Vorsorge-Studie 2011: "Finanzwissen und Vorsorgepraxis"   

erstellt am
29. 06. 11

64% der Österreicher wissen nichts von einer Pensionslücke – 38% schwören auf die prämiengeförderte Zukunftsvorsorge
Wien (erste bank) - Die neue Studie „Finanzwissen und Vorsorgepraxis“ von GfK Austria im Auftrag von s Versicherung und Erste Bank & Sparkassen bringt erstaunliche Ergebnisse: Von den 1.000 befragten Österreichern zwischen 15 und 60 Jahren fühlt sich die Mehrheit bei Finanzthemen nur durchschnittlich informiert. Bei den Themen „Sparen und anlegen“ glauben sich die Österreich ganz gut informiert, doch zu den Themenkreisen „Versicherungen“ und „finanzielle Vorsorge“ sehen die Befragten Nachholbedarf. Männer sind im Durchschnitt deutlich mehr von ihrem Finanzwissen überzeugt als Frauen.

50% betrachten die Familie als wichtige Informationsquelle für Finanzthemen
Die Österreicher sind Familienmenschen. Auch bei Finanzthemen ist für die Hälfte der Befragten die Familie eine wichtige Informationsquelle. Dabei suchen 59% der weiblichen Befragten Rat im Familienkreis, aber nur 42% der Männer. Hoch im Kurs bei allen Österreichern stehen einschlägige Dienstleister wie zum Beispiel Bank- oder Versicherungsberater. 58% wenden sich an den Bankberater und 48% an den Versicherungsberater. Erstaunlich ist, dass die Österreicher bei Geldfragen Medien (40%), Internet (38%) oder auch öffentliche Einrichtungen (7%) nur vergleichsweise wenig Vertrauen entgegenbringen. „Drei Viertel aller Österreicher finden, dass Banken zuständig sind für das Thema Finanzbildung. Ein klarer Auftrag an uns, hier noch stärker zu werden“, so Peter Bosek, Privat- und Firmenkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich. Nur 29% betrachten Schulen, Universitäten und Medien als verantwortliche Wissensvermittler.

64% der Österreicher wissen nicht, was die „Pensionslücke“ ist
In Politik und Medien ist die Pensionslücke bzw. das Pensionsloch seit Jahren ein vieldiskutiertes Thema. Umso überraschender ist das Ergebnis der vorliegenden Studie: Nur 37% konnten den Begriff richtig zuordnen und wählten die Antwort „Differenz zwischen dem letzten Aktiveinkommen und der staatlichen Pensionsleistung“. Unglaubliche 64% der Österreicher konnten den Begriff nicht richtig zuordnen. So interpretierten 16% den Begriff „Pensionslücke“ dahingehend, dass der Staat grundsätzlich keine Pension auszahlt, 8% waren der Meinung, es handle sich dabei um die Verschiebung des Pensionsantrittsalters. „Und 25% konnte mit dem Begriff überhaupt nichts anfangen. Im Geschlechtervergleich zeigte sich, dass 31% der weiblichen Befragten und 18% der männlichen Befragten den Begriff „Pensionslücke“ nicht kannten. In diesem Bereich besteht unserer Ansicht nach noch sehr viel Aufklärungsbedarf“, bringt es Heinz Schuster, Vertriebsvorstand der s Versicherung, auf den Punkt. Als entscheidende Stelle für Informationen rund um das Thema Pensionslücke erachten 38% der Österreicher die Pensionsversicherungsanstalt. An zweiter Stelle (16%) nennen die Befragten den Versicherungsberater. „Hier zeigt sich, dass Versicherungen eindeutig mit dem Thema Altersvorsorge assoziiert werden“, meint Schuster.

Jeder Dritte unterschätzt die Pensionslücke
Die Frage nach der Höhe der zu erwartenden Pensionslücke zeigt deutlich, dass die Erwartungen der Befragten hier tendenziell zu optimistisch sind. Jeder Dritte erwartet bei Pensionsantritt „nur“ einen Verdienstentgang von brutto 400 bis 800 Euro. Experten rechnen aber bei einem durchschnittlichen Arbeiter bzw. Angestellten zwischen 30 und 45 Jahren mit einem durch die Pensionslücke bedingten monatlichen Verdienstausfall von 800 bis 1.000 Euro.

50% der Befragten wollen bei der Veranlagung wenig Risiko eingehen
Die Finanzkrise zeigt beim Thema der finanziellen Vorsorge österreichweit noch immer Nachwirkungen. Jeder zweite Studienteilnehmer will nur „geringes bzw. kein Risiko in der Veranlagung“. 46% wollen gar eine „Kapitalgarantie“. Versicherungsexperte Schuster: „Interessant ist, dass 51% der Männer Wert auf „Kapitalgarantie“ legen, aber nur 40% der Frauen. Mit nur 24% Zustimmung sind „hohe Rendite bzw. hohe Zinsen“ vergleichsweise unwichtig bei der Altersvorsorge“.

Gleichzeitig sind 37% der Österreicher eher bzw. sehr unsicher, ob die eigene finanzielle Vorsorge den gewohnten Lebensstandard auch in der Pension weiterhin garantieren kann.

38% schwören auf die prämiengeförderte Zukunftsvorsorge
Als bestes Produkt für die Altersvorsorge wird von 38% der Befragten die „Pensionsvorsorge mit staatlicher Förderung“ betrachtet. Knapp gefolgt von der privaten Krankenversicherung (37%). Auf nahezu demselben Niveau rangieren bei den Befragten die „Private Zusatzpensions­versicherung“ mit 34% Zustimmung und die „Lebensversicherung“ mit 33%. „Sehr skeptisch hingegen stehen die Österreicher der „Firmenpension“ gegenüber. Nur 11% halten diese für das beste Produkt für die Altersvorsorge“, so Schuster zu diesem überraschenden Ergebnis.

Dominanz des Sparbuchs ist ungebrochen
Eine echte Überraschung lieferte die Befragung beim Thema Sparbuch. Nur 29% erachten dieses als geeignetes Altersvorsorgeinstrument. Wobei gleichzeitig 67% angeben, bereits ein Sparbuch als Vorsorge angelegt zu haben. „Offenbar wird das Sparbuch nicht mit dem Begriff Vorsorge in Verbindung gebracht. Trotzdem hat jeder eines, und es ist auch Teil einer guten Vorsorge“, so Peter Bosek. Sehr beliebt sind bei den Österreichern aber auch klassische Vorsorgeprodukte wie der Bausparer (50%) und die Lebensversicherung (47%). Mit einigem Abstand folgen die private Zusatzpensionsversicherung (21%) und die Firmenpension (12%). „Jene Personen, die angeben, sehr bzw. eher informiert zu einzelnen Finanzthemen zu sein, haben auch überdurchschnittlich häufig das Produkt Lebensversicherung oder die Pensionsvorsorge mit staatlicher Förderung abgeschlossen“, so Heinz Schuster.

Nur 63 Euro fließen in die Altersvorsorge
„Es zeigt sich heuer einmal mehr ein großer Unterschied zwischen ,Können und Wollen’. 2010 meinten die Österreicher, sie wollten durchschnittlich 111 Euro im Monat für die eigene Vorsorge zur Seite legen. Tatsächlich sind es aber aktuell nur 63 Euro“, erklärt Bosek. Dabei ist der Unterschied zwischen Männern und Frauen durchaus gegeben: Männer geben 67 Euro pro Monat für die Altersvorsorge aus, Frauen mit 59 Euro etwas weniger. Auch der ausgeübte Beruf hat Einfluss auf die Höhe der monatlichen finanziellen Vorsorge. Freiberuflich Tätige und Selbständige wenden monatlich 73 Euro für die Vorsorge auf. Arbeiter geben 68 und Angestellte beziehungsweise Beamte nur 63 Euro pro Monat für Vorsorgeprodukte aus. Immer noch jeder Dritte (34%) gibt an, nichts für die eigene Altersvorsorge zur Seite zu legen.

41% der Österreicher rechnen mit einer Einkommenssteigerung
Die Meinung der Österreicher zu ihrer künftigen Einkommensentwicklung ist verhalten optimistisch. Immerhin 41% rechnen mit einer Einkommenssteigerung in den nächsten drei Jahren. 38% rechnen mit einem gleichbleibenden Einkommensniveau, und nur jeder Zehnte glaubt an eine Einkommenssenkung. Von den 41% der Österreicher, die mit einer Einkommenssteigerung rechnen, ist jeder Zweite (47%) bereit, auch die monatliche Prämie seiner privaten Altersvorsorge zu erhöhen. Beinahe jeder Dritte (31%) würde den Betrag allerdings gleich belassen.

30% der Befragten haben mehr als 5.000 Euro verfügbar
Die Österreicher sind finanziell sehr solide aufgestellt. Wie groß ist aber jetzt der finanzielle Polster für unvorhergesehene Ereignisse wie z.B. eine kaputte Waschmaschine oder eine Autoreparatur?

34% der Österreicher können sofort bis zu 5.000 Euro abrufen. 30% können im Notfall sogar darüber hinaus Geld rasch locker machen. Nur knapp jeder Zehnte verfügt über kein finanzielles Polster. „Grundsätzlich sollten drei Monatsgehälter als finanzielles Basislager zur Verfügung stehen. Damit ist man für kurzfristige Engpässe abgesichert“, meint Bosek.
     
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