Ein durch nichts zu erschütternder Optimist wird 70   

erstellt am
06. 07. 11

Festakt im Parlament für Andreas Khol
Wien (pk) - "Ein durch nichts zu erschütternder Optimist", "ein Konservativer, der Reformer sein will". So beschrieb der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, Bernhard Vogel, am Abend des 05.07. das Geburtstagskind Andreas Khol.

Zum Festakt im Parlament anlässlich seines 70. Wiegenfestes am 14. Juli hatte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer geladen und konnte dabei zahlreiche Gäste, mit Bundespräsident Heinz Fischer und seiner Frau Margit an der Spitze, aus allen gesellschaftlichen Bereichen und, wie sie betonte, fast die gesamte Familie Khols begrüßen. Nicht nur Zweiter Nationalratspräsident Fritz Neugebauer und Bundesratspräsidentin Susanne Neuwirth gaben Andreas Khol die Ehre, sondern auch Mitglieder der Bundesregierung, die Klubobleute der parlamentarischen Fraktionen, Abgeordnete und BundesrätInnen aller Parteien, Präsidenten und VizepräsidentInnen der Obersten Gerichtshöfe sowie der ehemalige Vizekanzler Alois Mock.

Für die musikalische Umrahmung sorgte das Tritonus Horn Quartett.

Prammer: "Wir haben das Haus lieben gelernt"
Nationalratspräsidentin Prammer spannte einen weiten Bogen über die politische Tätigkeit Khols (siehe PK-Meldung Nr. 689/2011) und meinte, all seine politischen Schwerpunkte aufzuzählen, sei fast unmöglich. Sie hob besonders sein Eintreten für die Erweiterung der EU hervor und würdigte sein Engagement für die regionale Partnerschaft, die er auf die parlamentarische Ebene gehoben habe. Nicht fehlen dürfe dabei selbstverständlich seine Initiative für den Österreich-Konvent, der bedeutende Arbeit geleistet habe. Es liege alles auf dem Tisch, sagte Prammer, es gehe nun darum, die aufgearbeiteten Themen aufzugreifen.

Besonders hob sie Khols Tätigkeit in Nationalfonds hervor und unterstrich, dass er die Öffnung des Parlaments durch seinen Vorgänger Heinz Fischer als Nationalratspräsident konsequent weitergeführt habe. Dies sei ein Meilenstein gewesen und sie, Prammer, sei bemüht, dem Rechnung zu tragen und das Haus täglich mit Leben zu erfüllen. Fischer, Khol und sie hätten eines gemeinsam, unterstrich Prammer: "Wie haben das Haus lieben gelernt", und zwar mit hoher Emotionalität.

Neugebauer: Khol steht für Streitkultur, Zivilcourage und Menschlichkeit

Der Zweite Präsident des Nationalrats, Fritz Neugebauer, ging auf Spurensuche anhand von Zitaten und Khols Liebe zur Musik, um dessen Persönlichkeit zu umschreiben. Dass als Musikstück der Chor der Priester aus Mozarts Zauberflöte gewählt wurde, sei gut gewählt, meinte er. Der Mythos von Isis und Osiris sei das Symbol einer glücklichen Ehe. Zu einer der Kernaussagen der Oper zähle die Betonung der Menschlichkeit, dass sich jeder als Mensch erweisen müsse. Das zeichne auch Andreas Khol aus.

Khol brauche die Gemeinschaft und die Gemeinschaft brauche ihn, formulierte Neugebauer, Khol habe sich als Nationalratspräsident immer an die Abgeordneten, vor allem an die neuen Abgeordneten, gewendet. Er sei ein Präsident für alle gewesen, die Geschäftsordnung habe für ihn als Maßstab der Gerechtigkeit gegolten. Khol habe das Parlament stets als Angelpunkt der Demokratie begriffen, seine Tätigkeit als Dienst an der Republik und letztendlich als Dienst am Menschen.

Die Person Khols sei auch dessen Zivilcourage und dessen Streitkultur geprägt. "Ohne Zivilcourage lebt die Freiheit nicht lange", zitierte Neugebauer das Geburtstagskind. Eine echte Streitkultur sei Khol ein besonderes Anliegen, denn er vertrete die Auffassung, dass es einen Unterschied zwischen harter Auseinandersetzung und persönlicher Gemeinheit gibt.

Eine "Khol-Rose" und ein "Khol-Generationenfonds"
Der Jubilar wurde auch reich beschenkt. Klubobmann Karlheinz Kopf überreichte Khol eine Statue, die vom behinderten Künstler Rudolf Pinter stammt und von Khol selbst für den Klub einmal angeschafft worden war. Kopf bezeichnete Khol, den er in seiner ersten Abgeordnetenzeit als Klubobmann erlebt hatte, als "hart aber herzlich", bei dem immer eine Portion Menschlichkeit mit dabei gewesen sei.

Im Namen des Österreichischen Seniorenbundes übergab die ehemalige Volksanwältin Ingrid Korosec Khol nicht nur die Gründungsurkunde des "Andreas Khol-Generationenfonds" für Hilfsbedürftige aller Generationen, sondern auch eine für ihn gezüchtete weiße Edelrose, die vor den Augen der anwesenden Gäste als "Andreas Khol-Rose" getauft wurde. Die Sorte sei eine echte Neuheit, sie sei robust und krankheitsresistent, erläuterte sie gegenüber dem begeisterten Rosenzüchter Khol und zog damit eine Parallelität zu dessen Persönlichkeit.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer überraschte ihren Vorgänger mit einem großen Foto, das Khol mit ausgestreckten Händen vor der Pallas Athene zeigt, sowie mit Faksimile-Drucken von Originalplänen von Hansen. Eine riesige Torte mit Spritzkerzen bot den richtigen Abschluss der Geschenkübergabe.

Vogel: Khol ist ein Konservativer, der Reformer sein will
Auch Bernhard Vogel, Ministerpräsident a.D. und seit gut 30 Jahren mit Andreas Khol befreundet, sprach Khols "Lust am Streit" im positiven Sinne an. Khols Motto sei es, "lieber ein aufrechter Streiter als ein falscher Fünfziger". Khol sei Föderalist und Patriot, der für Südtirol, die europäische Integration und den Beitritt Österreichs engagiert eingetreten sei, der aber auch sehr die Freiheit liebe. Er, Vogel, habe den Jubilar als einen durch nichts zu erschütternden Optimisten kennengelernt, der sich mit heiterer Gelassenheit durch nichts aus der Spur bringen lasse. Khol ginge es immer um das Grundsätzliche, seine guten Ideen seien ihm auch heute nicht ausgegangen. In diesem Sinne ist er laut Vogel auch ein Konservativer, der Reformer seil will, der in Ordnung bringen möchte, was in Unordnung gekommen ist. Diesen Weg habe er geradlinig verfolgt, auch wenn es unpopulär gewesen sei. Khol sei ein Mensch, der nachdenke, lese und schließlich handle. Er sei auch in der Kunst zu Hause, vor allem in der Literatur, und habe selbst viel publiziert.

Vogel unterstrich abschließend die Grundüberzeugung Khols, dass die Bürgergesellschaft, die Stärkung der Verantwortung des Einzelnen und die Stärkung der Familie eine Vision sei, die das 21. Jahrhundert prägen sollte.

Spindelegger: Andreas Khol ist ein großer Sohn unserer Zeit
Vizekanzler Michael Spindelegger würdigte in seiner Festrede einzelne Facetten der Persönlichkeit Khols. Da sei zunächst dessen Heimatverbundenheit zu Tirol zu erwähnen, sagte Spindelegger und zollte ihm besondere Anerkennung für sein Südtirol-Engagement. Khol zeichne sich auch als ein Jurist erster Güte aus, der bei Felix Ermacora gelernt habe, er sei Vordenker, Kolumnist und begnadeter Formulierer. Khol habe auch den Großen Europas klar gemacht, dass Österreich in Europa seinen Platz hat, und habe darüber hinaus viel zur Annäherung der Nachbarländer Österreichs an Europa beigetragen. In politischer Hinsicht sah der Vizekanzler Khol als Wegbereiter und prägende Führungspersönlichkeit, wenn auch nicht immer zur Freude aller, merkte er an. Besonders schätze er ihn auch als Familienmenschen und Christen, betonte Spindelegger, der immer konsequent handle. In diesem Sinne sei Andreas Khol ein "großer Sohn unserer Zeit".

Khol: "Ich bin der Republik Österreich dankbar"
"Ich bin der Republik Österreich dankbar" bekräftigte schließlich Andreas Khol, indem er sich an die schwere Zeit erinnerte, als er 1947 mit seiner Schwester von Italien über den Brenner abgeschoben wurde und von Null anfangen musste. Österreich habe ihn großzügig aufgenommen, ihm alle Chancen geboten, und er hätte es sich damals nicht träumen lassen, dass er seinen 70. Geburtstag im Budgetsaal des Parlaments feiern könne.

Das sei auch die Aufgabe der Politik, allen jungen Menschen die gleichen Chancen zu eröffnen, appellierte er. Trotz des allgemeinen Ansehensverlusts von Politik und PolitikerInnen habe er Vertrauen in die neue PolitikerInnengeneration, dass diese sichert und weiterentwickelt, was ihr übergeben worden ist. Khol zeigte sich zuversichtlich, dass sich der Abwärtstrend in den Meinungen auch wieder umkehren werde und erwies sich damit als Optimist. Die Republik ist wesentlich besser als die Stimmung, sagte er, noch dazu, wenn man bedenkt, wie gut Österreich im internationalen Vergleich dasteht.

"Ungefragte Ratschläge sind Ausschläge" zitierte er die ehemalige Unterrichtsministerin Gehrer, deshalb wolle er sich auf seine aktuelle Arbeit für die SeniorInnen beschränken und nicht als "Balkon-Muppet" agieren.

Die festliche Stimmung hinderten Khol jedoch nicht daran, seine Sorgen um die Zukunft der parlamentarischen Demokratie zu äußern. Sie komme von mehreren Seiten unter Druck, sagte er. Einerseits durch die Forderungen nach mehr direkter Demokratie in Richtung "dem Volk auf den Mund schauen" und Abwälzen der politischen Verantwortung, andererseits durch den Zug der "Regierungsgesetzgebung" am Parlament vorbei. Europäische Verflechtungen machten überdies oft rasche und unvorhergesehene Entscheidungen auf EU-Ebene ohne Parlamentsbeschluss notwendig. Hier seien Sicherheitsvorkehrungen zu diskutieren, damit das Hohe Haus der Ort der Entscheidung bleibt, rief der ehemalige Nationalratspräsident den anwesenden PolitikerInnen zu. Auch das Verhältnis zwischen den Regierungsfraktionen einerseits und der Opposition andererseits kritisierte er als "viel zu schablonenhaft".

Jedenfalls habe er die Politik als einen schönen Beruf empfunden, resümierte Khol, und sie sei ein schöner Beruf, wenn es gelingt, etwas zu bewegen und mitzugestalten. Als eine der "aufwühlendsten" Tätigkeiten bezeichnete er seine Arbeit als Nationalratspräsident im Nationalfonds.
     
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