Gütesiegel für Tagesmütter kommt  

erstellt am
18. 07. 11

 Für einheitliche Qualitätsstandards
Wien (oe1.orf.at) - Die fachliche Qualität von Tagesmüttern soll einheitlich geregelt werden. Für die Schulung und Ausbildung solcher Personen, die vor allem Kleinkinder betreuen, kommen nun klare Vorgaben. Ein Gütesiegel und eine höhere Förderung für die Ausbildung von Tageseltern gibt es vom Wirtschaftsministerium, meldete Andreas Jölli im "Morgemjournal" auf Radio Ö1.

300 Stunden Ausbildung
Mehr als 3.200 Tagesmütter sind derzeit in Österreich aktiv, betreuen also eines oder mehrere Tageskinder bei sich zu Hause. Für diese Tätigkeit werden die Tagesmütter speziell geschult. Bildungsexperten haben nun im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Kriterien erarbeitet, die für die eine solche Ausbildung notwendig sind: Etwa über pädagogische und psychologische Themen, Gesundheitsförderung und richtige Ernährung, aber auch Unfallverhütung und Erste Hilfe. Die theoretische Ausbildung, die Übungen und Rollenspiele sowie ein Praktikum müssen mindestens 300 Stunden betragen.

Mitterlehner: "Einheitliche Qualität"
Mit diesen Vorgaben sollen einheitliche Qualitätsstandards der Tagesmütter erreicht werden, sofern diese nicht schon erfüllt sind.

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP)erklärt: "Wir haben jetzt die Situation, dass in den Bundesländern unterschiedlich von 60 bis 400 Stunden Angebote da sind. Wir wollen mit unsere Zertifizierung für die Trägereinrichtungen einen Impuls geben, Qualität auf einheitliche Ebene zu stellen."
Förderungen werden erhöht

Organisationen werden eingeladen, freiwillig an der Umsetzung teilzunehmen, dann gibt es ein Tagesmutter-Gütesiegel und mehr Förderung für die Ausbildung von Tagesmüttern und Tagesvätern. "Wir haben das bisher schon gefördert mit 750 Euro pro Ausbildungsvorgang und werden das noch erhöhen auf 1.000 Euro und damit sicherstellen, dass diese Möglichkeit der Qualifikation auch wirklich genutzt wird", sagt Mitterlehner.

Der Wirtschaftsminister erwartet, dass bald die ersten Organisationen mitmachen.
Beruf der Tagesmutter attraktiver machen

Mit dem Ausbildungsgütesiegel für Tagesmütter verfolgt das Wirtschaftsministerium, das auch für den Bereich Familien zuständig ist, ein weiteres Ziel, nämlich die Betreuungsquote für Kleinkinder bis zum Alter von drei Jahren zu erhöhen.

Dazu hat sich Österreich in den EU-weiten Barcelona-Zielen verpflichtet. Das Gütesiegel soll den Beruf der Tagesmutter attraktiver machen, mehr Interessentinnenen und Interessenten gewonnen und mehr Kinder betreut werden. Derzeit betreuen in Österreich gut 3.200 Tagesmütter und Väter etwa 13.600 Kinder. "Wenn wir diese Zahl verdoppeln könnten, wäre das eine wirklich tolle Umsetzung. Ich glaube, es ist insgesamt auch erreichbar."

 

Wurm: Jede Maßnahme für mehr und qualitätsvollere Kinderbetreuung wichtig
"Damit wird eine langjährige Forderung von uns umgesetzt"
Wien (sk) - "Jede Maßnahme, die mehr und qualitätsvollere Kinderbetreuung schafft, ist wichtig", begrüßt SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm die Ankündigung von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner, ein Gütesiegel und damit eine höhere Förderung für die Ausbildung von Tageseltern einzuführen. "Damit wird eine langjährige Forderung von uns umgesetzt", so Wurm. Schon im Regierungsprogramm von 2006 ist die "bundesweite Qualitätssicherung und die sozialrechtliche Absicherung von Tagesmüttern" festgeschrieben.

Es sei wichtig, die in den Bundesländern sehr unterschiedlichen Ausbildungsangebote auf ein einheitliches, hohes Niveau zu heben. "Gerade die Betreuung von Kleinkindern erfordert von Tageseltern hohes pädagogisches Wissen, zu dem auch laufende Fortbildung gehört."

Wurm, die auch Tiroler SPÖ-Frauenvorsitzende ist, nennt als Vorbild bei der Ausbildung den Tiroler Verein "Frauen im Brennpunkt", der seit 1986 Tagesmütter nach höchstem Standard ausbildet, die neben einer fundierten pädagogischen Ausbildung zukünftige Tagesmütter auch in psychologischen und sozialen Fragestellungen schult, sowie verpflichtende Weiterbildungsveranstaltungen vorschreibt.

 

Haubner: Gütesiegel für Tagesmütter ist eine "reine Schönungsaktion"
Diese Alibi-Handlung vom Familienminister ändere aber nichts am Grundproblem
Wien (bzö) - "Das von Familienminister Mitterlehner angekündigte Gütesiegel für Tagesmütter ist eine "reine Schönungsaktion - nicht mehr und nicht weniger"", meinte BZÖ-Familiensprecherin Abg. Ursula Haubner.

Diese Alibi-Handlung vom Familienminister ändere aber nichts am Grundproblem, dass es keine einheitliche Ausbildung und vor allem keine einheitliche Bezahlung gibt. "Ebenso existieren viele unterschiedliche Vereine, die Tageseltern ausbilden und anstellen. Der Beruf der Tagesmütter wird von der Bundesregierung viel zu wenig professionell dargestellt. Dringend notwendig wäre daher ein bundeseinheitliches Rahmengesetz für eine einheitliche Ausbildung und Bezahlung von Tagsmüttern", forderte Haubner.

 

 Musiol: Freiwilliges Gütesiegel für Tageseltern nicht ausreichend
Verbindliche Qualitätsstandards und einheitliche Besoldung notwendig
Wien (grüne) - "Es ist positiv zu werten, dass Minister Mitterlehner die uneinheitliche Ausbildung der Tageseltern endlich als Problem anerkennt und Handlungen setzt. Denn es ist Eltern nicht zu erklären, weshalb die Qualität der Ausbildung einer Tagesmutter bzw. Tagesvaters von Ost bis West derart unterschiedlich ist. Das Ziel muss sein, dass Kinder - ob sie nun von Tageseltern oder in einem Kindergarten betreut werden - die gleichen Bildungschancen haben und das Personal bestens ausgebildet ist", erklärt die Familiensprecherin der Grünen, Daniela Musiol.

Zweifel hat Musiol am Plan des Familienministers, dass die Beteiligung der Tageseltern-Träger an der neuen Ausbildung lediglich auf freiwilliger Basis passiert und es sich nicht um bundesweit verbindliche Standards handelt. So hat er auch keine bundesweiten Qualitätskontrollen vorgesehen. Manche Träger hätten ihre Ausbildungen schon in den letzten Jahren erweitern können und stagnieren noch immer bei Schmalspur-Varianten.

"Die qualitative Aufwertung und Vereinheitlichung von Tageseltern darf jedoch nicht allein auf deren Ausbildung reduziert werden, sondern muss ebenso für ihre Arbeitsbedingungen gelten. Auch bei Gehalt, Supervision und Fortbildung darf es nicht derart eklatante Unterschiede zwischen den Bundesländern geben. Tageseltern verdienen wie auch KindergartenpädagogInnen ein existenzsicherndes und angemessenes Einkommen", fordert Musiol.
     

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