Österreichs Banken erfüllen im EBA-Stresstest die Erwartungen der Aufsicht   

erstellt am
18. 07. 11

Wien (oenb) - Der von der Europäischen Bankaufsichtsbehörde (EBA, European Banking Authority) unter anderem in Zusammenarbeit mit der österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) und der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) durchgeführte EU-weite Stresstest 2011 brachte für die drei direkt teilnehmenden österreichischen Institute die erwarteten Ergebnisse:

Die Erste Group Bank AG (EGB) und die Raiffeisen Bank International (RBI) verkraften selbst unter der von der EBA gewählten engen Eigenkapitaldefinition den im Stressszenario angenommenen Rückfall in eine Rezession mit jeweils 8,1 % sowie 7,8 % hartem Kernkapital (Core Tier 1 Capital) gut.

Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) hingegen bleibt im Stresstest mit einer Quote von 4,5% unter dem von der EBA vorgegebenen Schwellenwert von 5%. Werden aber die mit FMA und OeNB vereinbarten und bereits eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen fristgerecht umgesetzt, so liegt die Kernkapitalquote auch nach EBA-Kriterien im Stress-Szenario zwischen 6,5% und 7,0%. Auf Basis der derzeitigen österreichischen Rechtslage (Berücksichtigung aller gemäß Bankwesengeset verlusttragenden Kapitalinstrumente) ergibt sich auch im EBA-Stressszenario eine Kernkapitalquote von 7,0%.

„Der EBA-Stresstest bestätigt unsere Erwartungen: Österreichs Bankensektor ist generell krisenfest aufgestellt. Die Gesamtergebnisse zeigen, dass unsere Großbanken in Bezug auf ihre Eigenmittelausstattung im oberen Mittelfeld liegen. Eine weitere Stärkung der Eigenkapitalbasis ist aber jedenfalls wünschenswert", sagte OeNB-Gouverneur Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny. FMA-Vorstand Dr. Kurt Pribil ergänzt dazu: „Die Ergebnisse bestätigen unsere Position, in Vorbereitung auf Basel III und als Prävention für Krisen, die Qualität und die Quantität der Eigenkapitalausstattung der heimischen Banken über die gesetzlichen Mindesterfordernisse hinaus nachhaltig zu verbessern." Zum Stresstestergebnis der ÖVAG hält FMA-Vorstandskollege Mag. Helmut Ettl fest: „Der EBA-Stresstest bestätigt die Schwachstellen, die die FMA bereits adressiert hat und zu deren Beseitigung mit der ÖVAG bereits ein Maßnahmenpaket vereinbart ist. Dieses ist nun mit einem exakten Zeitplan bis Ende des Jahres umzusetzen." OeNB-Direktoriumsmitglied Mag. Andreas Ittner ergänzt: „Für die ÖVAG bestätigt der vorliegende Stresstest die Notwendigkeit der bereits eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen. Die Aufsicht begleitet diesen Prozess sehr aufmerksam."

Der nunmehr bereits dritte auf EU-Ebene durchgeführte Stresstest für die größten europäischen Bankengruppen dient der Einschätzung wie krisenresistent die Institute und der Gesamtmarkt sind. Getestet wurde wie sich die Eigenkapitalbasis der Banken im Fall eines schweren wirtschaftlichen Schocks bis Ende 2012 verändert. Dabei hat die neue Europäische Bankaufsichtsbehörde die Annahmen gegenüber den Vorjahren spürbar verschärft:

So wurde als Messlatte für die Risikotragfähigkeit hartes Kernkapital (Core Tier 1 Capital) in einer sehr engen und von der derzeitigen europäischen Rechtslage abweichenden Definition gewählt, die bereits die geplanten Eigenkapitalregeln nach Basel III vorwegnimmt. Nicht berücksichtigt wurden unter anderem Vorzugsaktien, von Privaten gehaltenes, verlusttragfähiges Partizipationskapital sowie Hybridkapital. Zusätzlich wurde gegenüber dem Vorjahr das Stressszenario verschärft. Im Stressszenario fällt das Wirtschaftswachstum aggregiert über den zweijährigen Beobachtungszeitraum (2011–2012) um vier Prozentpunkte in der EU bzw. über fünf Prozentpunkte in Österreich niedriger aus als in der Prognose der Europäischen Kommission von Ende 2010. Das entspricht jeweils einem um einen Prozentpunkt höheren Abschlag im Vergleich zum Vorjahr. Eingerechnet wurden auch stark steigende Zinsniveaus und Risikoprämien auf europäische Staatsanleihen (letztere nach Ländern differenziert). Neben Kredit- und Marktrisiken werden auch steigende Refinanzierungskosten und ein ausgesprochen harter Schock des Verbriefungsportfolios berücksichtigt.

Unter diesen sehr strengen Annahmen sinkt die harte Kernkapitalquote der Erste Group Bank bei Eintreten des Stressszenarios von anfänglich 8,7 % (Ende 2010) auf 8,1 % (Ende 2012) und jene der Raiffeisen Bank International von 8,1 % auf 7,8 %. Die Kernkapitalquoten der beiden Großbanken bleiben also auch im Falle des Stress-Szenarios deutlich über der Fünf-Prozent-Schwelle. Sie liegen damit im Ranking aller 90 teilnehmenden Banken deutlich in der oberen Hälfte.

Bei der ÖVAG hingegen fällt die harte Kernkapitalquote von 6,4% auf 4,5% und somit unter das von der EBA geforderte Minimum. Unter Berücksichtigung der mit der Aufsicht bereits vereinbarten, aber zum Stressteststichtag noch nicht finalisierten Restrukturierungsmaßnahmen (Verkauf der RZB-Anteile, Verkauf der Volksbank International, Spaltung der ÖVAG in die Investkredit), ergibt sich im EBA-Stressszenario eine harte Kernkapitalquote von zwischen 6,5% und 7,0%. Grundsätzlich muss berücksichtigt werden, dass im EBA-Stresstest bestimmte österreichspezifische Kernkapitalinstrumente (z. B. privates Partizipationskapital) von der EBA nicht anerkannt wurden, um eine europaweit einheitliche Kapitaldefinition sicherzustellen. Unter Berücksichtigung dieser verlusttragfähigen Kernkapitalinstrumente gemäß derzeitiger österreichischer Rechtslage ergibt sich auch im EBA-Stressszenario für die ÖVAG eine Kernkapitalquote von 7,0%, die mit der Umsetzung der Restrukturierungsmaßnahmen auf 9,8% steigt.

Neben Erste Group Bank, Raiffeisen Bank International und ÖVAG, die am EBA-Stresstest direkt beteiligt waren, war die UniCredit Bank Austria indirekt über ihre italienische Eigentümerin, UniCredit Group, in den Stresstest einbezogen. Das Ergebnis der UniCredit Bank Austria wird nicht gesondert ausgewiesen, sondern fließt in das der italienischen UniCredit ein. Diese vier Banken decken über 50 % des österreichischen Bankensektors ab.

Durchgeführt wurde der EBA-Stresstest in Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank (EZB), der Europäischen Kommission sowie den nationalen Aufsichtsbehörden und Zentralbanken, unter ihnen die österreichische Finanzmarktaufsicht und die Oesterreichische Nationalbank.
     
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