Burnout-Studie  

erstellt am
15. 07. 11

 3.000 PolizistInnen sind gefährdet
Gewerkschaft fordert Expertengruppe für Gegenmaßnahmen
Wien (ögb) - "Es sind rund 3.000 PolizistInnen die laut Studie des Innenministeriums Burnout-gefährdet sind. Und den Dienstgeber scheint das kalt zu lassen. Das finde ich unverantwortlich und ungeheuerlich", kritisiert der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Hermann Greylinger. Kein besonderer Stress, kaum Belastungssymptome, nicht ganz zehn Prozent sind Burnout-gefährdet. Angedachte Maßnahmen - keine. Greylinger: "Mit dem Ergebnis dieser Studie so umzugehen, ist ungeheuerlich und unverantwortlich. Zehn Prozent der Bediensteten sind in absoluten Zahlen ca. 3.000 PolizistInnen, die gefährdet sind. Ist das dem Dienstgeber wirklich egal? Mit Sicherheit muss man davon ausgehen, dass von den gefährdeten KollegInnen leider viele wirklich erkranken und für sie nur mehr der Weg in die Invaliditäts-Pension bleibt."

Neuste Zahlen der PVA (Pensionsversicherungsanstalt) zeigen, dass schon fast die Hälfte der Invaliditäts-Pensionen durch psychische Probleme bedingt ist. Greylinger: "Es ist nicht anzunehmen, dass die Zahlen bei der Polizei gravierend davon abweichen. Angesichts dieser Tatsachen ist es unangebracht, zur Tagesordnung überzugehen." In zwei Fällen herrscht Übereinstimmung zwischen Dienstgeber und Gewerkschaft: Besonders stark belastend wirkt erstens der Bürokratieaufwand und zweitens die Dauer der Zugehörigkeit zur Polizei.

Sauer stößt es dem Gewerkschaftsvorsitzenden auch auf, weil sich der Dienstgeber über den Fragenkatalog und auch über die Kriterien zur Auswahl der Bediensteten, die befragt worden waren, bedeckt hält. Greylinger: "Für Akzeptanz braucht man Transparenz. So lange sich der Dienstgeber derart bedeckt hält, darf er sich nicht wundern, dass die präsentierten Ergebnisse teilweise in Zweifel gezogen werden!"

Erschöpfung, Ausgebranntheit, Zweifel an der Bedeutung der Arbeit, verlorener Enthusiasmus, emotionale Belastung, keine Erfolgserlebnisse, mangelnde Wertschätzung: Wer Burnout gefährdet ist, führt diese klassischen Aussagen an. Greylinger: "Wo bleibt die Fürsorgepflicht des Dienstgebers? Jeder Erkrankte ist zuviel. Ich fordere die sofortige Einsetzung einer ExpertInnengruppe (ArbeitsmedizinerInnen, PsychologInnen, Arbeitgeber, ArbeitnehmervertreterInnen), die sich mit der Problematik ernsthaft auseinandersetzen. Es darf keine Tabus geben, alle Fakten müssen auf den Tisch." Der Gewerkschaftsvorsitzende kritisiert auch, dass Detailergebnisse nicht veröffentlicht werden, um keine inneren Differenzen zu schüren. Greylinger: "Das zeigt mangelnde Konfliktfähigkeit und keine Lösungsbereitschaft."

Die PolizistInnen haben das Recht, das ihre Probleme nicht nur gesehen, sondern auch einer Lösung zugeführt werden. Die österreichische Bevölkerung hat das Recht auf gesunde und motivierte Bedienstete. "Wir werden nicht locker lassen, das gesundheitliche Wohl der KollegInnen ist uns ein großes Anliegen. Wir sind bereit, an Lösungen mitzuarbeiten, der Ball liegt beim Dienstgeber", so Greylinger.

 

SPÖ-Abgeordnete fordern Maßnahmen gegen hohe Burnout-Gefährdung bei der Polizei
Der Polizeiberuf verlangt von den Bediensteten und ihren Familien viel und die Polizistinnen und Polizisten sind 365 Tage im Jahr für unsere Sicherheit im Einsatz.
Wien (sk) - "3.000 Polizistinnen und Polizisten sind Burnout-gefährdet, das sind immense zehn Prozent der Bediensteten. Da kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Hier muss etwas geschehen", fordern die SPÖ-Abgeordneten Otto Pendl, SPÖ-Sicherheitssprecher und Vorsitzender des Innenausschusses, und Gisela Wurm, SPÖ-Frauensprecherin und stv. Vorsitzende des Innenausschusses im Parlament. Die Bediensteten haben das Recht, dass sie mit gesundheitlichen Problemen, hervorgerufen durch Überlastung und Erschöpfung, vom Dienstgeber nicht allein gelassen werden. "Wir werden beim nächst möglichen Termin mit der Innenministerin im Innenausschuss besprechen, was man hier für die Bediensteten tun kann", so Wurm und Pendl am 15.07. gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.

Dazu sei es auch notwendig, die Details der Studie zu kennen (z.B. Informationen über den Fragenkatalog und die Auswahlkriterien für die befragten Bediensteten). Wurm und Pendl erwarten sich diesbezüglich volle Aufklärung und Transparenz. Die häufigsten Gründe für berufliches Burnout liegen in mangelnden organisatorischen Strukturen, überhöhter Arbeitsbelastung sowie mangelnder Führungskompetenz. "Es muss im eigenen Interesse der Innenministerin sein, Maßnahmen rasch zu setzen und nicht erst, wenn es zu spät ist und es zur Arbeitsunfähigkeit kommt.

"Der Polizeiberuf verlangt von den Bediensteten und ihren Familien viel und die Polizistinnen und Polizisten sind 365 Tage im Jahr für unsere Sicherheit im Einsatz. Für uns ist es unumgänglich, dass hier Schritte für das gesundheitliche Wohl der Polizeibediensteten gesetzt werden müssen", so Wurm und Pendl.

 

Kössl: Österreichs Exekutive leistet hervorragenden Dienst
Seelisches Wohl von Mitarbeitern hat höchste Priorität - über 90 Prozent der Polizisten von Burnout aber nicht betroffen
Wien (övp-pk) - "Österreichs Exekutivbeamte leisten tagtäglich hervorragende und höchst anerkennenswerte Dienste", hält ÖVP-Sicherheitssprecher Günter Kössl fest. "Das seelische Wohl der Mitarbeiter unserer Exekutive hat selbstverständlich höchste Priorität. Eben weil genau dieses Innenministerin Johanna Mikl-Leitner besonders am Herzen liegt, gibt es dazu eine aktuelle Studie des Innenministeriums. Diese wurde nicht aus Jux und Tollerei gemacht. Die Studienergebnisse werden genutzt, um die Bedingungen der Bediensteten, die täglich für die Sicherheit der Menschen in Österreich im Einsatz sind, weiter zu verbessern", so Kössl weiter. Fakt ist, dass bei über 90 Prozent der uniformierten Polizeibeamten kein Burnout feststellbar ist, mehr als die Hälfte weisen überhaupt keine Belastungssymptome auf. Die Burnout-Gefahr liegt bei der Exekutive auf gleichem Niveau mit vielen anderen Berufsgruppen.

"Natürlich bringt der Polizeiberuf Aufgabenstellungen mit sich, die erhöhten Stress bedingen – das führt aber nicht zwangsläufig in ein Burnout", so der ÖVP-Sicherheitssprecher, der abschließend betont: "Was es braucht ist eine sachliche Diskussion, bei der Qualität, Objektivität und Transparenz im Mittelpunkt stehen. Durch Panikmache, die jeder Grundlage entbehrt einen ganzen Berufsstand pauschal schlecht zu reden, hilft niemandem. Am allerwenigsten unseren Polizeibeamten, die für ihre Arbeit unsere Wertschätzung und volle Unterstützung verdienen."

 


 

Schenk fordert "Burnout"-Beauftragten für Polizisten
Seit 2006 haben sich insgesamt 31 Polizisten das Leben genommen
Wien (bzö) - Einen unabhängigen und parteifreien "Burnout"-Beauftragten für Polizisten forderte BZÖ-Abgeordnete Martina Schenk. "Die vom Innenministerium präsentierte "Burnout"-Studie muss nun für die Innenministerin Anlass genug sein, endlich zu handeln. In diesem Bereich ist Mikl-Leitner aber bisher völlig untätig", so Schenk.

Ein solcher "Burnout"-Beauftragter solle eine Anlaufstelle für Polizisten sein, an den sich "Burnout"-gefährdete Beamte wenden können, ohne Angst haben zu müssen, dass sie sofort für den Polizeidienst als untauglich erklärt werden, Führerschein oder Dienstwaffe abgeben müssen. "Einen Gips am Fuß sieht man, eine psychische Krankheit eben nicht", so Schenk.

"Wie aus einer parlamentarischen Anfrage des BZÖ an Mikl-Leitner zu erfahren war, haben sich seit 2006 insgesamt 31 Polizisten - allesamt Männer - das Leben genommen, elf davon in Wien. Das ist eine horrende Zahl", meinte Schenk, die auch eine verbesserte Schulung von Vorgesetzten einforderte. "Dabei muss die soziale Kompetenz und nicht parteipolitisch motiviertes Agieren im Vordergrund stehen", meinte Schenk.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
     

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