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erstellt am
15. 07. 11

LR Berger im Halbzeitgespräch
Landeshauptmannstellvertreter Hans Berger hat am 14.07. die Serie der Halbzeitgespräche der Landesregierung eröffnet
Bozen (lpa) - Dabei hat Berger aufgezeigt, dass die Zusammenlegung von Landwirtschaft und Tourismus in seinem Ressort bereits Früchte getragen hat und dass er die Vernetzung dieser beiden Schlüsselsektoren der Südtiroler Wirtschaft auch in der zweiten Legislaturhälfte vorantreiben will.
   

Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft ausbauen
Der Landeshauptmann und die Landesräte nehmen die Halbzeit der Legislaturperiode in diesem Sommer zum Anlass, um Bilanz zu ziehen und einen Ausblick auf die großen Vorhaben der kommenden zweieinhalb Jahre zu geben. Den Auftakt zu den Halbzeitgesprächen hat heute Landesrat Berger gemacht, der mit den Medienvertretern im Parkhotel Holzner am Ritten über das bereits Erreichte und die großen Vorhaben in den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus sowie Grundbuch- und Kataster sprach.

Berger wies darauf hin, dass sowohl Landwirtschaft als auch Tourismus zwei Schlüsselsektoren in der Südtiroler Wirtschaft sind und dass über die Vereinigung der beiden Bereiche in seinem Ressort die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Landwirtschafts- und Tourismusverbänden auf eine neue Ebene gehoben worden sei: „Die Meinungsbildung von oben – über den Südtiroler Bauernbund und den Hoteliers- und Gastwirteverband – hat ein Niveau erreicht, wie es noch nie da gewesen ist. Die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus ist eine klassische Win-Win-Situation, die wir in den vergangenen Jahren neu belebt und auch auf die Erfordernisse der heutigen Zeit angepasst haben.“

Der Landwirtschafts- und Tourismuslandesrat verwies auf etliche Aktionen, die die Kooperation zwischen den beiden Sektoren belegen: „Beim Wettbewerb Tourismus trifft Landwirtschaft wurden sehr gute Ideen präsentiert, von denen wir einige bereits umsetzen. Sehr erfolgreich sind auch die Listung der „Rote-Hahn-Produkte“ im Großhandel, die Bauernmärkte oder die Produktschulungen.“ Berger verwies auch auf einige regionale Initiativen, die sehr erfolgreich angelaufen sind, wie die Aktionen „WippLamm“ oder „LaugenRind“: „Diese Aktionen fördern die kleinen Kreisläufe und stärken somit die Kaufkraft der Südtiroler.“

Die Vernetzung zwischen Landwirtschaft und Tourismus soll auch in der zweiten Hälfte der Legislatur weiter vorangetrieben werden. Berger regte heute etwa an, die Idee des „offenen Bauernhofs“ weiter zu verfolgen. Dabei gehe es darum, so Berger, im Tourismus nicht nur die von den Bauern gepflegte Landschaft zu zeigen, sondern auch darauf hinzuweisen, was in der Landwirtschaft bzw. am Bauernhof passiert, damit sich Südtirol so präsentieren kann, wie es ist.

Außerdem regte Berger heute einen Schüleraustausch an: „Die Schüler der Landwirtschaftsschulen und der Tourismusschulen sollten die Gelegenheit erhalten, den jeweils anderen Sektor kennen zu lernen. Dazu würde sich ein Schüleraustausch anbieten.“
   

Gezielte Aufstockung der Bettenanzahl
Derzeit gibt es im Tourismusland Südtirol 219.000 Gästebetten. In den kommenden Jahren soll diese Zahl um 10.500 erhöht werden. „Von einem Bau- oder Bettenboom kann nicht die Rede sein. Die Landesregierung hat eine Aufstockung genehmigt und wünscht sich eine solche in strukturschwachen Gebieten“, so Landesrat Hans Berger heute (14. Juli) bei seinem Halbzeitgespräch.

Im Jahr 1986 gab es in Südtirols Beherbergungsbetrieben noch 230.000 Gästebetten, heute sind es noch 219.000. Vor diesem Hintergrund erklärte Landesrat Berger heute die von der Landesregierung ins Auge gefasste „maßvolle und gezielte Erhöhung“ der Bettenanzahl im Südtiroler Tourismus.

„Die Gemeinden haben insgesamt eine Erhöhung um 17.000 Betten gefordert, die Landesregierung hat 10.500 Betten genehmigt“, wies Berger auf verschiedene Entscheidungen der Landesregierung in den vergangenen Monaten hin.

Der Landesrat unterstrich, dass es ihm darum gehe, dass dem Südtiroler Tourismus Entwicklungsmöglichkeiten gegeben werden und dass besonders in strukturschwachen Gebieten eine Erhöhung der Bettenanzahl stattfindet. „Wir haben zwar 10.500 zusätzliche Betten genehmigt und wollen damit gezielt in die Entwicklung eingreifen. Uns wäre es sogar sehr recht, wenn besonders in strukturschwachen Gebieten zusätzliche Betten vorhanden wären, um die Wirtschaft anzukurbeln. Aber glauben Sie nicht, dass diese 10.500 genehmigten Betten auch alle entstehen. Vor einer Bettenschwemme muss sich niemand fürchten“, so Landesrat Berger.
   

Neue Form der Tourismusfinanzierung soll 50 Millionen Euro bringen
Der Südtiroler Tourismus braucht eine solidere Finanzierungsgrundlage, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Dessen sind sich Landesrat Hans Berger und die Tourismusorganisationen bewusst. Beim Halbzeitgespräch hat der Landesrat sein Finanzierungsmodell erläutert, das dem Tourismus zu den bisherigen 30 Millionen weitere 50 Millionen Euro bringen soll.

Für Landesrat Berger ist eines klar: „Wir brauchen eine neue Regelung zur Finanzierung des Tourismus. Die Tourismusorganisationen vor Ort bauen auf Freiwilligkeit auf und dadurch ist auf lange Sicht keine Finanzierungssicherheit gegeben. Wir müssen einen Weg finden, der uns Planungssicherheit garantiert.“

Derzeit finanzieren Landesregierung und Gemeinden den Tourismus mit 30 Millionen Euro aus den öffentlichen Kassen. Davon gehen 18 Millionen Euro an die Tourismusorganisationen und 12 Millionen Euro an die SMG, die Südtiroler Marketinggesellschaft. Dem Landesrat schwebt nun ein Modell vor, das dem Tourismus weitere 50 Millionen Euro einbringt und das auf zwei Säulen steht: 25 Millionen Euro sollen durch eine Abgabe in der Art einer Kurtaxe aufgebracht werden. „Diese Abgabe geht auf Kosten des Gastes und könnte etwa einen Euro pro Person und Übernachtung betragen“, rechnete Landesrat Berger vor. Die zweite Säule ist die Finanzierung durch die Tourismusbetriebe und jene Wirtschaftszweige, die vom Tourismus profitieren. Berger: „Etwa die Hälfte dieser 25 Millionen soll von den Tourismusbetrieben, also Hotels, Gasthäuser usw., eingebracht werden, während die andere Hälfte von den Unternehmen bzw. Wirtschaftssektoren beigesteuert wird, die aus dem Tourismus Nutzen ziehen.“

Die zusätzlichen 50 Millionen Euro sollen mit den 30 Millionen Euro des Landes eine adäquate Finanzierungsgrundlage des Südtiroler Tourismus bilden. „Die Gelder benötigen wir, um einerseits den Gast nach Südtirol zu bringen und andererseits, um dem Gast durch die Tourismusinfrastrukturen das zu bieten, was er sich erwartet“, so Berger.

„Ich habe bereits etliche Gespräche mit den Verbänden und Sozialpartnern geführt und werde noch weitere Gespräche führen müssen, um die neue Finanzierungsform unter Dach und Fach zu bringen. An einer neuen Lösung führt kein Weg vorbei“, unterstreicht Berger.
   

Zusatzeinkommen für Berglandwirte ermöglichen
„Das Einkommen bleibt gleich, aber die Kosten steigen sprunghaft an. Das sind schlechte Voraussetzungen. Wir müssen deshalb den Bergbauern Chancen für ein zusätzliches Einkommen schaffen, damit sie ihre Höfe weiter bewirtschaften“, ist Landesrat Hans Berger überzeugt und wies auf alternative Kulturen, gezielte Junglandwirteförderung und Ausweitung der Urlaubsangebote am Bauernhof hin.

Beim Halbzeitgespräch hielt der in der Landesregierung für Landwirtschaft zuständige Berger in aller Deutlichkeit fest, dass ihn der Agrarbereich vor große Herausforderungen stellt: „In der Berglandwirtschaft sinkt zwar das Einkommen nicht, aber dafür steigen die Kosten explosionsartig. Wir brauchen Lösungen, damit in Zukunft auch die kleinflächigen Betriebe bestehen können und eine Perspektive haben.“

Der Anbau von Beeren oder Kräutern könnte für die Kleinbetriebe eine Alternative zur Milchwirtschaft sein, ist Landesrat Berger überzeugt. Außerdem gelte es, den Jungbauern Perspektiven zu eröffnen. „Es steht im Raum Vorzugskriterien für junge Landwirte einzuführen, wie es sie schon in anderen Regionen Europas gemacht wird“, zeigte Berger eine weitere Möglichkeit auf. Apropos Jungbauern: Berger verwies heute auch auf den enormen Zulauf in den Landwirtschaftsschulen und den in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegenen Ausbildungsstand: „In den Landwirtschaftsschulen sind heuer über 1000 Schüler eingeschrieben. Das zeigt, dass die Jugend an die Landwirtschaft glaubt. Umso mehr müssen wir uns bemühen, tragfähige Konzepte für die Zukunft zu finden.“ Berger sprach in diesem Zusammenhang auch eine mögliche Senkung der Altersgrenze für Jungbauern an, die einen Hof übernehmen.

Chancen für eine Stärkung der Berglandwirtschaft sieht Berger auch in der Ausweitung der Urlaubsangebote: „Wir wollen zwar keine Toskana werden und einer Überentwicklung Tür und Tor öffnen. Es ist aber durchaus denkbar, dass wir die Größe für Urlaub-auf-dem-Bauernhof-Betriebe nach oben verschieben.“ Derzeit darf ein Bauernhof im Rahmen des Programms „Urlaub auf dem Bauernhof“ maximal sechs Gästezimmer und vier Ferienwohnungen betreiben.

Potenzial sieht der Landesrat auch in der Nutzung von Synergien im Bereich der Milchwirtschaft: „Der Obst- und der Weinbau haben es vorgemacht. In diesen beiden Bereichen wird auf allen Ebenen kooperiert. Dies wünsche ich mir auch in der Milchwirtschaft. Ich wünsche mir, dass das Bezirksdenken aufhört und Südtirol als ein Ganzes wahrgenommen und erkannt wird.“
   

Von zu Hause aus ins Grundbuch
Die Digitalisierung von Grundbuch und Kataster ist weit fortgeschritten. Mit dieser Nachricht konnte Landesrat Hans Berger beim Halbzeitgespräch aufwarten. Geht es nach dem Landesrat, so besteht in absehbarer Zukunft die Möglichkeit, alle Informationen von zu Hause aus abzurufen.

Im Grundbuch und im Kataster werden die Liegenschaften verwaltet. Bisher führte für den Bürger kein Weg an den beiden Einrichtungen vorbei, wenn er seine Rechte geltend machen wollte. Auch in Zukunft entfällt der Weg zu Grundbuch und Kataster nicht, aber man muss ihn nur noch digital zurücklegen. „In den letzten 15 Jahren wurden von der Landesregierung im Bereich Grundbuch und Kataster beträchtliche Investitionen getätigt, um die Daten Schritt für Schritt zu digitalisieren. Die Ergebnisse lassen sich sehen: die beiden öffentlichen Register werden immer effizienter und bürgernäher. 90 Prozent der Grundbuchakte sind beispielsweise digitalisiert“, führte Landesrat Berger aus.

Die Digitalisierung führt in der Praxis bereits jetzt dazu, dass Gemeindeverwaltungen, Techniker oder Notare die Informationen, die sie benötigen, via Internet abfragen können. "Wir stehen derzeit bei 9000 Nutzern unseres Online-Dienstes 'Openkat', auf den allein im Vorjahr 1,3 Millionen Zugriffe verzeichnet worden sind. Dadurch können bereits jetzt 70 Prozent der Wege vermieden werden“, so Landesrat Berger.

Doch damit nicht genug: „Wir wollen, dass in Zukunft nicht mehr nur die Verwaltung und die berechtigten Berufsgruppen auf Grundbuchdaten Zugriff haben, sondern alle Bürger von ihrem Computer zu Hause Grundbuchsauszüge einsehen und ausdrucken können. Mithilfe der Bürgerkarte sollte dies in absehbarer Zeit möglich sein“, kündigte Berger an.
     
Am 19.07. gehen die Halbzeitgespräche der Landesregierung mit Landesrat Michl Laimer weiter. Der Umwelt-, Energie- und Raumordnungslandesrat wird im ersten KlimaHotel Südtirols, in „Theiner’s Garten“ in Gargazon, den Medienvertretern die Arbeitsschwerpunkte der kommenden Monate und Jahre vorstellen.
     
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