Zwei hochdotierte "ERC Starting Grants" für Forscher der Universität Wien   

erstellt am
25. 07. 11

Wien (universität) - Matthias Horn, Professor am Department für Mikrobielle Ökologie der Universität Wien, und der Molekularbiologe Bojan Zagrovic von den Max F. Perutz Laboratories erhalten prestigereiche "ERC Starting Grants" des Europäischen Forschungsrates. Ihre Forschungsvorhaben werden in den kommenden fünf Jahren mit jeweils rund 1,5 Mio. Euro finanziert. Somit sind bereits 16 ERC-Förderungen seit 2007 an SpitzenforscherInnen der Universität Wien gegangen.

Die Förderung von grundlagenorientierter Pionierforschung ist einer der Schwerpunkte der Europäischen Union. Dafür wurde der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) geschaffen. Gefördert werden Forschungsprojekte mit hohem Potenzial für Innovationen; ein internationales Gutachtergremium mit renommierten ExpertInnen entscheidet über die Förderungswürdigkeit der Anträge. Den ausgewählten ForscherInnen wird entsprechender Freiraum zur Verwirklichung ihrer Visionen zugestanden.

Die Evolution der Chlamydien
Matthias Horn, Professor am Department für Mikrobielle Ökologie der Universität Wien, forscht zu Chlamydien, einer Bakteriengruppe, die sich auf das Leben innerhalb tierischer Zellen spezialisiert hat. Diese Bakterien verursachen Atemwegserkrankungen, sexuell übertragbare Erkrankungen und das Trachom, eine entzündliche Augenerkrankung. Wenig bekannt ist, dass Chlamydien auch in der Umwelt weit verbreitet sind. Die Verwandten der Krankheitserreger des Menschen leben dort innerhalb von Amöben.

Schon seit längerem beschäftigt sich Horns Forschungsgruppe mit den genetischen Unterschieden zwischen den mit Amöben assoziierten Chlamydien und ihren humanpathogenen Artgenossen, etwa im Rahmen eines START-Projektes des FWF. In seinem über fünf Jahre laufenden und mit 1,5 Mio. Euro dotierten ERC-Projekt "The evolution of the Chlamydiae – an experimental approach" wird nun mit Ansätzen der "Experimentellen Evolution" die Evolution der Chlamydien und deren Anpassung an unterschiedliche Wirtszellen untersucht. "Die Kombination von Evolutionsexperimenten mit aktuellen Methoden der Genomsequenzierung werden erstmals Einblicke in die Dynamik der Evolution intrazellulärer Bakterien, die genetische Basis der Anpassung bei diesen Mikroorganismen und die Koevolution mit ihren Wirtszellen liefern", erklärt Horn.

Unsichtbares sichtbar machen
Der Molekularbiologe Bojan Zagrovic, Universität Wien, beschäftigt an den Max F. Perutz Laboratories (MFPL), befasst sich mit der Frage, wie sich Biomoleküle in der Zelle finden und wie sie miteinander interagieren. Proteine wechseln ständig geringfügig ihre Gestalt, also müssen beide Bindungspartner darauf warten, dass sie zusammenpassen – der Prozess der "conformational selection". Wenn beide Partner bereit sind, binden sie sich aneinander und verändern ihre Form noch einmal durch die Interaktion, "induced-fit" genannt.

Zagrovic und sein Forschungsteam arbeiten in den kommenden fünf Jahren mit Rahmen des mit rund 1,5 Mio. EUR geförderten Projektes "Towards a quantitative framework for understanding protein-protein interactions: from specific effects to protein ecology" daran, anhand von Computersimulationen diese zwei Modelle zu einer ganzheitlicheren Theorie zu verbinden. "Klassische molekularbiologische Experimente unter dem Mikroskop oder mit Spektroskopie eignen sich hierfür nicht. Nur unter Verwendung leistungsstarker Server und komplexer Computersimulation ist es möglich, Proteine mit einer kleineren Auflösung als einem Angstrom zu berechnen. Interaktionen zwischen den sehr kleinen und schnellen Biomolekülen können dadurch auf der Ebene von einzelnen Atomen visualisiert und untersucht werden", so Zagrovic.

Bereits 16 "ERC Grants" für die Universität Wien
Die Universität Wien hält nunmehr bereits acht "ERC Starting Grants" seit Einführung des Förderprogramms 2007. Drei davon gingen an Forscher der MFPL – Bojan Zagrovic, Sascha Martens und Florian Raible. Neben Matthias Horn erhielten noch die
Mathematikerin Goulnara Arzhantseva, die Historikerin Sigrid Wadauer sowie die Physiker Markus Aspelmeyer und Frank Verstraete diesen begehrten Preis. An weitere acht WissenschafterInnen der Universität Wien gingen "ERC Advanced Grants": Herlinde
Pauer-Studer (Philosophie), Anton Zeilinger (Physik), Tecumseh Fitch (Kognitionsbiologie), Gerhard J. Herndl (Meeresbiologie), Walter Pohl (Geschichte) sowie Ludmil Katzarkov, Walter Schachermayer und Adrian Constantin (jeweils Mathematik).

Max F. Perutz Laboratories

Die Max F. Perutz Laboratories sind ein 2005 gegründetes Joint-Venture der Universität Wien und der Medizinischen Universität Wien am Campus Vienna Biocenter. An den MFPL forschen über 60 Arbeitsgruppen im Bereich Molekularbiologie. Seit 2007 leitet
der Biochemiker Graham Warren das Institut.

Informationen
Webseite von Matthias Horn
MFPL-Forschungsgruppe von Bojan Zagrovic
European Research Council
     
zurück