Was leisten Österreichs Bürgermeister/innen? Was bekommen Sie?   

erstellt am
20. 07. 11

PwC Untersuchung der Einkommenssituation der österreichischen Bürgermeister/innen
Wien (gemeindebund) - In den vergangenen Monaten war die soziale Situation der österreichischen Bürgermeister/innen immer wieder Gegenstand medialer und politischer Debatten. "Nach vielen Jahren ist es uns immerhin gelungen, die gravierendsten sozialrechtlichen Nachteile zu beseitigen", sagt Gemeindebund-Präsident Bgm. Helmut Mödlhammer unter Hinweis auf das kürzlich vom Nationalrat beschlossene "Bürgermeister-Paket". "Diese Beschlüsse waren nicht nur inhaltlich wichtig, weil sie zum Teil drastische Benachteiligungen aus dem Weg geräumt haben, sie sind vor allem deshalb relevant, weil sie auch als Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit der Kommunalpolitiker zu sehen sind."

Es sei in den letzten Jahren zunehmend problematisch gewesen, geeignete Persönlichkeiten für dieses Amt zu gewinnen, sagt Mödlhammer. "Wir wollen ja schließlich auch nicht irgendwen, sondern nach Möglichkeit jene Menschen, die für dieses Amt am besten geeignet sind." Unter den bisherigen Rahmenbedingungen habe man sich in vielen Gemeinden jedoch reihenweise Absagen geholt.

"Beruf Bürgermeister": Deutliche Veränderungen im Berufsbild
"In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich das Berufsbild der Bürgermeister erheblich verändert", erklärt Mödlhammer. Die Zeiten, in denen man dieses Amt mit ein paar Eröffnungen und Stammtischbesuchen verbunden hat, sind lange vorbei. Die heutigen Anforderungen an Bürgermeister/innen erfordern ein hohes Ausmaß an Managementkompetenz. Ein Ortschef hat ein Budget zu erstellen, es einzuhalten, er ist für die Planung und Durchführung von Projekten zuständig, er hat Mitarbeiter zu führen, Beteiligungen zu verwalten und auf regionaler Ebene die Interessen seiner Gemeinde in diversen Verbänden zu vertreten. Außerdem soll er nach Möglichkeit auch noch Finanzexperte sein, u.v.m.. Das ist ein Bündel an Herausforderungen, das den Bürgermeister/innen hohen Einsatz abverlangt. Im Schnitt werden allein für das Amt zwischen 30 und 40 Wochenstunden aufgewandt.

Ein weiteres wichtiges Thema in diesem Zusammenhang seien die Haftungsverantwortungen der Bürgermeister. "Wir leben inzwischen in einer Gesellschaft, in der es für alles immer einen Schuldigen geben muss. Die Anzahl der Amtshaftungsklagen gegen Gemeinden, aber auch gegen Bürgermeister/innen persönlich nimmt ständig zu. Wenn Baustellen mit Schildern einer falschen Reflektorstufe abgesichert werden, dann steht man als Ortschef mit einem Fuß praktisch schon im Kriminal", weiß der Gemeindebund-Chef.
Die maßgebliche Veränderung, so Mödlhammer, sei also, dass man nicht mehr vom Amt des Bürgermeisters, sondern vielmehr vom Beruf des Bürgermeisters sprechen müsse. "Das ist ein entscheidender Unterschied, der auch dazu führt, dass im Zentrum des eigenen Lebens die Aufgabe als Bürgermeister steht und oft nicht mehr der zivile Beruf. Zunehmend können die Bürgermeister/innen daher auch ihre zivilen Berufe nur noch kaum oder stark eingeschränkt ausüben."

Bezahlung der Bürgermeister entspricht den Maßstäben der Privatwirtschaft nicht
"Wir haben uns dazu entschlossen, von PwC eine Untersuchung durchführen zu lassen, um zu klären, wie das Verhältnis zwischen Berufen in der Privatwirtschaft mit vergleichbarer Verantwortung wie in der Gemeindepolitik ist", so Mödlhammer. "Wir wollten wissen, wo die Bürgermeister/innen in diesem Spektrum ungefähr stehen."

Die Ergebnisse der nun vorliegenden Untersuchung überraschen Mödlhammer nur wenig, zeigen aber sehr deutlich auf, dass die heimischen Bürgermeister keineswegs überbezahlt seien. "Mit Ausnahme der großen Städte sind die Einkommensunterschiede zwischen Bürgermeistern und Geschäftsführern vergleichbarer Ebenen in der Privatwirtschaft gewaltig groß", so Mödlhammer. "Ein Bürgermeister einer kleineren Gemeinde verdient im Schnitt die Hälfte des Grundeinkommens eines Geschäftsführers mit ähnlich vielen Mitarbeitern. Noch größer wird die Schere, wenn man die Erfolgsbestandteile beim Gehalt der Geschäftsführer einberechnet."

Mit zunehmender Größe gleichen sich die Gehälter einigermaßen an. "Wobei die Bürgermeister von Graz oder Linz auch immer noch um ein Viertel weniger verdienen als die Geschäftsführer oder Vorstände der gleichen Ebene."

Für die Zukunft wünscht sich Mödlhammer nun zweierlei: "Zum einen haben wir in der sozialen Absicherung immer noch einige Aufgaben zu erledigen. Das betrifft u.a. Dinge wie Karenzregelungen, Mutterschutz oder Pflegefreistellungen. Zum anderen könnte ich mir vorstellen, dass wir ein Modell erarbeiten, das Bonuszahlungen im Erfolgsfall vorsieht. Dazu bedarf es klarer Kriterien, die wir gemeinsam mit der Wirtschaft erarbeiten wollen. Bürgermeister, die ihre Gemeinden gut führen, sollen dafür auch belohnt werden, dieses System der Erfolgsprämien ist in der Privatwirtschaft auf dieser Ebene eine Selbstverständlichkeit. Hier geht es auch darum, Anreize zu schaffen, dass erfolgshungrige Menschen die Übernahme dieses Amtes nicht vorweg schon ablehnen." Der Gemeindebund werde diesbezüglich eine Arbeitsgemeinschaft mit Vertretern der Wirtschaft einrichten, um mögliche Kriterien für solche Regelungen zu erarbeiten. "In! Vorarlberg gibt es schon derartige Varianten, dort gibt es Erfolgsprämien, die z.B. an den Erfolg der Gemeinde im Tourismus gekoppelt sind", so Mödlhammer abschließend.
     
Informationen: http://www.gemeindebund.at
     
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