Ostermayer: Opfer des Austrofaschismus sollen rehabilitiert werden   

erstellt am
20. 07. 11

Staatssekretär zeichnet Funktionäre des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen aus
Wien (bpd) - Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer überreichte am 19.07. im Bundeskanzleramt Auszeichnungen für Verdienste um die Republik Österreich. Prof. Dr. Jonny Moser erhielt das Bundes-Ehrenzeichen, an Prof. Hugo Pepper wurde das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich verliehen, Landtagsabgeordnete a. D. Gertrude Spieß und Peter Weidner erhielten das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

"Wir ehren heute vier Menschen, die einerseits einen aktiven Beitrag im Kampf gegen die NS-Diktatur geleistet haben und die sich andererseits als Funktionäre des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen, Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschist/inn/en Verdienste erworben haben. Als Vortragende und durch ihre publizistische und organisatorische Tätigkeit leisten sie einen wertvollen Beitrag im Dialog mit den jüngeren Generationen", sagte Staatssekretär Ostermayer, der die Verleihung in Vertretung von Bundeskanzler Werner Faymann vornahm.

Der Staatssekretär betonte in seiner Rede, wie viel Mut und Altruismus es bedürfe, um in besonders schwierigen Zeiten rechtsstaatliche Werte sichtbar zu machen und auch jungen Menschen zu zeigen, welchen Wert Demokratie und Frieden haben. "Es geht vor allem darum, die Erinnerung wach zu halten und an erlittenes Unrecht zu erinnern. Die Erfahrungen von unsäglicher Entbehrung und von unermesslicher Gewalt sollen und dürfen nicht verschüttet werden. All das muss der gegenwärtigen und den künftigen Generationen sichtbar gemacht werden. Wer eine solche Aufgabe zu seinem Lebensinhalt macht, der muss geehrt werden", sagte Ostermayer.

Nachdem Österreich die Opfer des Faschismus nach 1938 rehabilitiert habe, solle nun auch den Opfern des Austrofaschismus Gerechtigkeit zuteil werden. "Wir werden im Herbst ein entsprechendes Gesetz einbringen. Wir wollen also den bestehenden Mangel noch in diesem Jahr beheben", so der Staatssekretär.

Prof. Jonny Moser ist als Mitglied des Bundesvorstandes des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen sowie als Zeitzeuge ein in ganz Österreich gefragter Vortragender im Rahmen von Aufklärungsaktivitäten in Schulen und Jugendorganisationen. Er ist unter anderem Mitglied des Vorstandes des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Moser hat seine Jugenderinnerungen während der NS-Zwangsdeportation in Budapest in dem Buch "Wallenbergs Laufbursche" verarbeitet. Der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg rettete während des Zweiten Weltkrieges rund 50.000 Jüdinnen und Juden in Ungarn das Leben, indem er ihnen "Schutzpässe" des schwedischen Staates ausstellte. Der damals 19-jährige Moser war als Bote für ihn tätig.

"Hugo Pepper hat sich als Funktionär und von 1992 bis 1995 als Vorsitzender des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen stets für Demokratie und Freiheit eingesetzt", so der Staatssekretär. Sein Engagement im militärischen Widerstand gegen das NS-Regime wurde vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes aufgearbeitet. Erst jüngst wurden seine Verdienste in einem Film mit dem Titel "Denken auf eigene Gefahr" gewürdigt. Der heute 91-jährige Professor Pepper hielt auch im Namen der Geehrten die Dankesrede: "Der Antifaschismus ist der Grundkonsens der 2. Republik. Dies sollte immer in Erinnerung gebracht werden. Wir sind damals gegen den Nationalsozialismus angetreten, weil wir es im Einklang mit unserem Gewissen als das Richtige erachtet haben. In dieser für uns so feierlichen Stunde gedenken wir aber auch all jener, die nicht ausgezeichnet wurden. Ihnen gebührt unser Respekt."

Gertrude Spieß war bis 2000 Abgeordnete zum Burgenländischen Landtag. Sie ist Vorsitzende des Landesverbandes Burgenland des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen und Mitglied im Kuratorium des Burgenländischen Landtages für die Opfer des Krieges und des Faschismus. "Als Tochter eines Holocaust-Überlebenden galt ihr Engagement von Jugend an der politischen Tätigkeit sowie der Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus und Faschismus. Auch in ihrer beruflichen Tätigkeit bildeten diese Themen einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Arbeit", so Ostermayer.

Peter Weidner ist seit 2005 Vorsitzender des Landesverbandes Oberösterreich des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer/innen und Mitglied der Opferfürsorgekommission im Sozialministerium. "In seiner langjährigen Tätigkeit hat er die Opfer des Nationalsozialismus stets in hervorragender Weise betreut und sich für deren Interessen in bewundernswerter Weise eingesetzt", so Staatssekretär Ostermayer abschließend.
     
zurück