ELGA-Vorreiter: Ordensspitäler vernetzen Patientendaten   

erstellt am
20. 07. 11

Ordens-ELGA der Vinzenz Gruppe und der Barmherzigen Brüder nimmt Echtbetrieb in neun Krankenhäusern auf
Wien (skillls) - Die mittlerweile zehnjährige enge Zusammenarbeit der Vinzenz Gruppe mit den Barmherzigen Brüdern mündet in einem neuen, zukunftsweisenden Projekt, der “Elektronischen Gesundheitsplattform der Ordenseinrichtungen“ (eGOR). Damit setzen die Orden einen wichtigen Meilenstein beim träger- und bundesländerübergreifenden Zugriff auf elektronisch gespeicherte Patientendokumentationen. Es sind somit die Voraussetzungen zur Anbindung an die österreichweite ELGA geschaffen. Weitere Kooperationen mit anderen Krankenhaus-Trägern sind angedacht.

Schon jetzt stehen den Ärzten rund 500.000 Befunde und andere Dokumente von 120.000 Patienten zur Verfügung. Die Vorteile von eGOR liegen auf der Hand: Doppeluntersuchungen fallen weg und aufgrund der Mehrinformation für Ärzte wird die Betreuungsqualität für die Patienten gesteigert. Um größtmögliche Sicherheit der Patientendaten zu garantieren, wurde in Abstimmung mit der Österreichischen Datenschutzkommission ein strenges Berechtigungssystem entwickelt.

Große Erfahrung dank langjähriger Spitalspartnerschaft
Der elektronische Zugriff auf Befunde und andere Patientendaten wird in Österreich seit vielen Jahren diskutiert – in einzelnen Projekten wurden Erfahrungen dazu gesammelt, darunter auch im Rahmen der Spitalspartnerschaft an der Seilerstätte in Linz. Dort arbeiten die Krankenhäuser Barmherzige Schwestern und Barmherzige Brüder Linz seit über zehn Jahren eng zusammen.

Diese Kooperation brachte eine umfassende Abstimmung der Abteilungen der beiden Häuser mit sich, Doppelgleisigkeiten wurden beseitigt und Bereiche wie Labor, Küche und die Akutaufnahme wurden zusätzlich zusammengeführt. Diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass den Patienten am Standort Seilerstätte höchste Effizienz und Qualität angeboten werden. Eine wesentliche Voraussetzung für das Funktionieren von medizinischen Schwerpunkten war und ist die Vernetzung der Patientendaten.

Bei der in Planung befindlichen bundesweiten Gesundheitsreform geht es darum, in den einzelnen Krankenhäusern medizinische Schwerpunkte zu schaffen und diese aufeinander abzustimmen. Das funktioniert jedoch nur, wenn die Patientendaten zwischen den Krankenhäusern fließen können und nicht weiterhin sämtliche externe Informationen extra erhoben werden müssen.

Ein weiteres Ziel der österreichischen Gesundheitspolitik muss die “Integrierte Versorgung“ sein. Das heißt: Der Patient wird über die einzelnen Versorgungsbereiche – niedergelassener Arzt, Krankenhaus, Rehabilitation, Pflege – hinweg in seiner Krankheit begleitet. Das ist vor allem für chronisch kranke Patienten sehr wichtig. Voraussetzung dafür ist unter anderem jedoch, dass den jeweiligen Gesundheitsdienstleistern die entsprechenden Daten der Einrichtungen zur Verfügung stehen.

Mit ihrer Kooperation wollen die Vinzenz Gruppe und die Barmherzigen Brüder die Zusammenarbeit über die Krankenhaus-Grenzen hinweg zu Gunsten der Patienten weiter verbessern. Dazu ist ein funktionierender Datenfluss notwendig. “Im Mittelpunkt unserer Initiativen für die Ordens-ELGA stehen ausschließlich die Vorteile für die Patienten“, so Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe. “Mit der Ordens-ELGA fallen Doppeluntersuchungen und unnötige Unannehmlichkeiten für die betroffenen Patienten weg. Wenn Ärzte wichtige Informationen schneller zur Verfügung haben, kann die Therapie des Patienten auch früher beginnen“, erklärt Heinisch. Dazu Adolf Inzinger, Gesamtleiter der Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder: “Für die Patienten ist das eine Verbesserung der Betreuungsqualität. Für das Gesundheitswesen bringt der Wegfall unnötiger Mehrfachuntersuchungen eine finanzielle Entlastung.“

Bis jetzt wurden neun Spitäler vernetzt: die Krankenhäuser der Barmherzigen Brüder in Wien und Linz sowie die sieben Spitäler der Vinzenz Gruppe – die Krankenhäuser der Barmherzigen Schwestern in Wien, Linz und Ried und die Wiener Krankenhäuser Göttlicher Heiland, St. Josef, Herz-Jesu sowie das Orthopädische Spital Speising. “Bis Jahresende werden noch vier weitere Häuser der Barmherzigen Brüder dazukommen. Durch unsere Erfahrungen mit derzeit neun Spitälern in fünf Bundesländern haben wir ein großes Know-how gesammelt und sind bereit, wesentlich zur weiteren Entwicklung von ELGA beizutragen“, so Adolf Inzinger. Durch den Echtbetrieb von eGOR werden künftig rund 254.000 stationäre und 562.000 ambulante Patienten der 13 beteiligten Krankenhäuser pro Jahr vom optimierten Informationsfluss profitieren: Das entspricht in etwa zehn Prozent aller in Österreich behandelten stationären Patienten und sieben Prozent der ambulanten Patienten.

“Wir haben das Projekt mit jenen Abteilungen gestartet, in denen es einen besonders hohen medizinischen Abstimmungsbedarf gibt, wie etwa bei der Akutgeriatrie“, so Inzinger zum Ausbau des Systems. Bis Ende 2012 werden alle Abteilungen der Krankenhäuser die Ordens-ELGA im Vollbetrieb nutzen.

Um hohe Datensicherheit zu garantieren, haben die beiden Krankenhausträger in Abstimmung mit der Österreichischen Datenschutzkommission ein strenges Berechtigungssystem entwickelt. Jeder Arzt, der Daten abfragen will, muss sich zuerst identifizieren und vom Patienten eine schriftliche Einverständniserklärung bekommen. Ab dem Tag der Einverständniserklärung kann der Arzt 28 Tage lang auf die freigegebenen Daten zugreifen. Jede Abfrage wird protokolliert und ist nachvollziehbar. Die Patienten haben die Möglichkeit, den Zugriff auf die Daten einzuschränken.

Inzinger und Heinisch hoffen auf eine rasche Verabschiedung des ELGA-Gesetzes. Heinisch: “Das ELGA-Gesetz ist von großer Bedeutung für die Umsetzung unseres Systems. Derzeit werden alle rechtlichen Rahmenbedingungen mit Verträgen geregelt, die gemeinsam mit der Österreichischen Datenschutzkommission erarbeitet wurden. Mit dem ELGA-Gesetz gäbe es endlich eine gesetzliche Grundlage, die den Betrieb erleichtert.“
     
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