Jahresmitte bringt Abkühlung des hohen Wirtschaftswachstums   

erstellt am
19. 07. 11

Ergebnisse des OeNB-Konjunkturindikators vom Juli 2011
Wien (oenb) - Die zuletzt hohe Wachstumsdynamik der österreichischen Wirtschaft lässt zur Jahresmitte 2011 nach. Die Ergebnisse des Konjunkturindikators der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigen für das zweite Quartal eine Verlangsamung des realen BIP-Wachstums auf 0,6% (saison- und arbeitstägig bereinigt, im Vergleich zum Vorquartal) an. Im dritten Quartal ist mit einer weiteren Abschwächung des Wachstums auf 0,3% zu rechnen. Gegenüber der OeNB-Prognose von Anfang Juni wurde die Prognose für das zweite Quartal geringfügig (um 0,1 Prozentpunkt) nach oben revidiert. Diese Revision ergibt sich aufgrund einer etwas günstigeren Einschätzung für die Hochbau- und die Ausrüstungsinvestitionen, während sich die Exportkonjunktur im zweiten Quartal stärker verlangsamt hat als noch vor kurzem angenommen. Die schwächeren Exportaussichten erklären auch die Abwärtsrevision um 0,2 Prozentpunkte für das dritte Quartal.

Die Einschätzung der Konjunkturaussichten wird aktuell durch eine Reihe von Umständen erschwert. Während die verfügbaren harten Fakten für Österreich auf ein zuletzt noch überdurchschnittliches Wachstum schließen lassen, signalisieren Vorlaufindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex eine Abkühlung sowohl der globalen wie auch der nationalen Konjunktur. Hinzu kommt das Risiko, dass die globalen Ungleichgewichte und die Schuldenkrisen in einigen europäischen Peripherieländern die weitere konjunkturelle Entwicklung negativ beeinflussen könnten. Vor diesem Hintergrund erwartet die OeNB nach einem noch leicht überdurchschnittlichen Wachstum im zweiten Quartal eine deutliche schwächere Dynamik im dritten Quartal.

Das zuletzt sehr starke Wachstum der österreichischen Wirtschaft wurde in erster Linie von der regen Exporttätigkeit getragen. Die Ergebnisse des auf Fahrleistungsdaten der ASFINAG basierenden OeNB-Exportindikators zeigen für Mai und Juni, dass sich die Exportkonjunktur in diesen beiden Monaten spürbar abgekühlt hat; dies ist vor dem Hintergrund des rasanten Wachstums davor jedoch nicht überraschend. Die Güterexporte, die im ersten Quartal sehr kräftig expandierten, sind demnach im zweiten Quartal real nur mehr um ½% gegenüber dem ersten Quartal gestiegen.

Deutliche Signale für eine Abkühlung kommen auch von der zuletzt florierenden Industrie. Die schwache Einschätzung der Auftragseingänge im Juni verdeutlicht, dass der Höhepunkt der Industriekonjunktur bereits überschritten wurde. Die OeNB rechnet damit, dass sich die Dynamik der Ausrüstungsinvestitionen trotz der hohen Kapazitätsauslastung nach der Jahresmitte verlangsamen wird. Mit dem Auslaufen des Lagerzyklus geht darüber hinaus ein in der ersten Jahreshälfte noch wichtiger Konjunkturträger verloren. Die Bauwirtschaft zeigt hingegen erste Anzeichen einer Erholung.

Vom privaten Konsum werden in den nächsten Monaten keine nennenswerten Konjunkturimpulse ausgehen. Trotz der erfreulichen Arbeitsmarktentwicklung – im Juni wurde mit 3.448 Millionen unselbstständig Beschäftigten ein neuer Beschäftigungsrekord verzeichnet – werden die real verfügbaren Haushaltseinkommen nur geringfügig steigen. Die erforderlichen Konsolidierungsmaßnahmen und die aktuell höhere Inflation lassen wenig Spielraum für zusätzliche Ausgaben. Aufgrund der zuletzt rückläufigen Entwicklung wichtiger Rohstoffpreise wird der Preisauftrieb in den nächsten Monaten zwar etwas nachlassen, mit deutlich niedrigeren Inflationsraten ist aber erst gegen Jahresende zu rechnen. Für das Gesamtjahr 2011 erwartet die OeNB weiterhin eine Inflationsrate von knapp über 3%.

Die nächste Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators ist für Oktober 2011 vorgesehen.
     
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