Trotz niedriger Erträge wachsen Direktinvestitionsbestände wieder   

erstellt am
26. 07. 11

Ergebnisse der Direktinvestitionsbefragung der OeNB 2009
Wien (oenb) - Nachdem die Weltwirtschaftskrise enorme Unternehmenswerte vernichtet und damit das Wachstum der Direktinvestitionen im Jahr 2008 praktisch gestoppt hatte, zeigt die jüngste Erhebung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) eine Erholung. Der Wert der Direktinvestitionen ist 2009 wieder um 6 % gewachsen. „Die Ertragslage war schlecht, die Nachfrage schwach und das Umfeld von Unsicherheit gekennzeichnet. Trotzdem ging es bereits 2009 mit den österreichischen Direktinvestitionen wieder aufwärts“, sagte Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik der OeNB, anlässlich einer gemeinsamen Presseveranstaltung mit der UN Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD) in Wien, bei der der „World Investment Report 2011“ vorgestellt wurde.

Österreichische Investoren suchten neue Investitionsmöglichkeiten im Ausland
Für Jahresbeginn 2010 weist die Statistik der OeNB 1.249 österreichische Investoren mit Beteiligungen an 4.473 ausländischen Unternehmen aus, die einen Wert von 113 Mrd EUR repräsentieren. Damit wuchs die Anzahl an Investoren bzw. Beteiligungen mit 10% deutlich stärker als der Wert (+6%) und die Beschäftigung (+3%). Offensichtlich ist an die Stelle der früher dominierenden Großfusionen eine größere Anzahl kleinerer Investitionen getreten. Mit der wachsenden Ungewissheit scheinen sich die österreichischen Investoren in der Krise auf die vertraute Nachbarschaft zu konzentrieren. Wie bereits im Jahr 2008 standen auch im Berichts­jahr 2009 Deutschland und die Tschechische Republik im Vordergrund des Interesses. Jeweils 40 zusätzliche Beteiligungen, ein Wertzuwachs von mehr als 1 Mrd EUR kombiniert mit einem Beschäftigungszuwachs von 2.500 bzw. 3.500 Personen, festigen die Spitzenpositionen dieser beiden Zielländer. Etwa 25 neue Beteiligungen wurden in der Slowakei, in Ungarn und in Rumänien gemeldet, wobei sich allerdings der Wert des investierten Kapitals wenig verändert hat und die Beschäftigung rückläufig war. Dabei ist in Rechnung zu stellen, dass sich die OMV im Jahr 2009 von der ungarischen MOL zurückgezogen hat. Die Investoren haben ihre Aktivitäten auch in Russland, Polen, Serbien und den USA mit 15 bis 20 zusätzlichen Beteiligungen und deutlichem Beschäftigungswachstum bei stagnierendem Kapital ausgeweitet. Hohe Kapitalaufstockungen von in Summe 3,5 Mrd EUR gab es in einer Reihe von Off-Shore-Finanzzentren, erwartungsgemäß ohne nennenswerte Auswirkungen auf die Beschäftigung. Stark sinkende Kapitalbestände infolge von Wertberichtigungen oder den Abzug von Kapital gab es in der Ukraine, in Kasachstan und den Niederlanden. Am schlechtesten abgeschnitten hat im Jahr 2009 allerdings ebenfalls ein Nachbarland: In der Schweiz sind sowohl die Anzahl der Beteiligungen (–4) als auch der Kapitalstock (–700 Mio EUR) und die Beschäftigung (–1.200 Personen) zurückgegangen.

Das Ausland stockte 2009 das Unternehmensvermögen in Österreich auf
Auch bei den passiven Direktinvestitionsbeständen – also den unter ausländischem Einfluss stehenden inländischen Unternehmen – gab es Anzeichen einer Erholung. Zum Jahresultimo 2009 waren knapp 3.000 Ausländer an 2.573 inländischen Unternehmen mit mehr als 100.000 EUR Eigenkapital beteiligt. Ein derartiges Plus von rund 3% ist schon seit vielen Jahren nicht mehr beobachtet worden. Der Wert dieser Beteiligungen erreichte zu Jahresende 2009 unerwartete 120 Mrd EUR. Transaktionsbedingt wäre nur mit einem Zuwachs von rund 7 Mrd EUR zu rechnen gewesen, Änderungen bei Wechselkursen und Aktienpreisen, Buchwertberichtigungen sowie die verbesserte Erfassung haben jedoch zu „nicht transaktions­bedingten“ Zuwächsen im Ausmaß von weiteren 7 Mrd EUR geführt. Die Anzahl der Arbeitsplätze in ausländisch beeinflussten Unternehmen in Österreich ist allerdings um 4,6% auf 227.400 gesunken.

Ihre Aktivitäten in Österreich deutlich ausgeweitet haben im Berichtsjahr 2009 vor allem US-amerikanische Konzerne (+4,4 Mrd EUR und 26 zusätzliche Beteiligungen). An zweiter Stelle lag Russland mit +2,9 Mrd EUR, gefolgt von Spanien (+1,7 Mrd EUR), den Vereinigten Arabischen Emiraten (+1,4 Mrd EUR) und der Schweiz (+1 Mrd EUR). Italien (–1 Mrd EUR) und Deutschland (–2 Mrd EUR) haben ihre Direktinvestitionsbestände in Österreich reduziert, konnten aber trotz des Verlusts unangefochten die Plätze 1 und 2 beim investierten Kapital behaupten.

Die Ertragslage war 2009 ähnlich schlecht wie 2008
Von der Krise noch nicht erholt haben sich die Erträge der Direktinvestitionsunternehmen. Österreichische Investoren lukrierten im Jahr 2009 einen Gewinn von 5,1 Mrd EUR, um rund 1 Mrd EUR weniger als 2008. Die Eigenkapitalrentabilität ist auf 5,1% gesunken und nur mehr halb so hoch wie vor der Krise. Das etwas bessere Abschneiden der ausländischen Investitionen in Österreich – die Erträge waren mit 6,3 Mrd EUR um 1 Mrd EUR höher als 2008 – gelang nur dank der Auflösung von Rücklagen. Die Verzinsung des Eigenkapitals liegt auch hier mit 7,4% weit unter dem langjährigen Durchschnitt.
     
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