Der Konjunktursommer geht zu Ende   

erstellt am
12. 08. 11

Bank Austria Konjunkturindikator setzt Talfahrt im Juli mit 2,4 Punkten fort Stimmungsverschlechterung bei Verbrauchern und Industrie dämpft
Wien (bank austria) - Der Konjunkturhöhepunkt ist mittlerweile deutlich überschritten. „Der Bank Austria Konjunkturindikator hat im Juli seine Talfahrt mit einem Rückgang auf 2,4 Punkte fortgesetzt. Bereits seit dem Ende des ersten Quartals zeigt die österreichische Wirtschaft Abkühlungstendenzen. Der aktuelle Wert unseres Konjunkturindikators deutet sogar darauf hin, dass sich diese weiter verstärkt haben“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Vor rund zwei Jahren begann die Erholung der heimischen Wirtschaft. Ab Mitte 2010 war der Aufwärtstrend sehr kräftig, nun zur Jahresmitte 2011 verliert er spürbar an Schwung.

„Die Stimmung in der Wirtschaft hat sich im Sommer auf breiter Front verschlechtert. Dies hat maßgeblich den Rückgang unseres Konjunkturindikators verursacht. Dabei sehen sowohl die Konsumenten als auch die Industrie mit weniger Optimismus den kommenden Monaten entgegen“, analysiert Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die anhaltend hohe Inflation drückt auf die Laune der österreichischen Verbraucher. Zudem zeigen sich die Verbraucher von der Verschuldungskrise in den USA und einigen europäischen Ländern immer stärker verunsichert. Die positive Entwicklung am österreichischen Arbeitsmarkt tritt angesichts der Erwartung von Einsparungen in den öffentlichen Budgets und zunehmender konjunktureller Sorgen in den Hintergrund. Auch die heimischen Industriebetriebe sehen ihren weiteren Geschäftsaussichten im Juli deutlich zurückhaltender als noch vor wenigen Monaten entgegen. Weniger Neuaufträge lassen die Auftragspolster mittlerweile schmelzen. Die Unterstützung aus dem Ausland nimmt zusehends ab und das in fast allen Ländern Europas gesunkene Industrievertrauen deutet nicht auf eine unmittelbare Stimmungsänderung hin. Das mit den österreichischen Handelsanteilen gewichtete europäische Industrievertrauen sinkt bereits den vierten Monat in Folge relativ deutlich. “Die Stimmung sowohl in der Industrie als auch bei den Konsumenten ist mittlerweile auf dem tiefsten Stand seit Mitte 2010, als die Erholung der Wirtschaft nur zaghaft vorangekommen war“, so Pudschedl weiter.

„Das Wirtschaftswachstum ist im zweiten Quartal mit zumindest 0,5 Prozent zum Vorquartal geringer ausgefallen als zu Jahresbeginn. Die Erholung war jedoch bis in den Sommer sehr kraftvoll. Seit Mitte des Jahres beginnt sich die Konjunktur allerdings spürbar zu verlangsamen“, so Bruckbauer. Die Frühindikatoren drehen nach unten. Der Außenhandel – Motor des starken Aufschwungs – verliert an Schwung. Die Inlandsnachfrage zeigt sich trotz der angespannten internationalen Rahmenbedingungen zwar weiterhin recht robust, kann jedoch den Nachfrageausfall aus dem Ausland nicht kompensieren. „In der zweiten Jahreshälfte wird die Erholung der heimischen Wirtschaft nur noch langsam vorankommen. Die Risiken, dass der Aufwärtstrend temporär sogar zum Erliegen kommen könnte, haben sich wesentlich erhöht. Dank des starken Jahresbeginns und eines Wirtschaftswachstums von nur knapp unter der 4-Prozent Marke im Jahresvergleich in den ersten sechs Monaten, erwarten wir für das Gesamtjahr 2011 weiterhin einen Anstieg des BIP um 3,1 Prozent“, so Bruckbauer. Im Verlauf des Jahres 2011 hat die österreichische Wirtschaft den starken Einbruch des Jahres 2009 somit vollständig kompensiert und wird Ende 2011 das Vorkrisenniveau bereits klar übersteigen.

„Die Wachstumsperspektiven für die österreichische Wirtschaft sind durch das von hoher Verunsicherung geprägte globale Umfeld stark belastet. Wir erwarten für 2012 einen spürbaren Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 1,8 Prozent“, so Bruckbauer. Eine erneute Rezession ist nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria nicht wahrscheinlich, doch deuten die jüngsten Konjunkturdaten klar auf das Risiko eines länger anhaltenden internationalen Abschwungs hin, was auch die Konjunkturaussichten für Österreich beeinträchtigt. Die Anstrengungen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte bergen zudem die Gefahr einer Verstärkung der bereits eingesetzten Abkühlung der Weltwirtschaft. Die Exportdynamik wird unter diesen Vorgaben das Tempo im kommenden Jahr nicht halten können und damit der österreichischen Wirtschaft nicht mehr so starke Flügel verleihen wie 2011. Zudem sind die Aussichten für die Inlandsnachfrage limitiert, wenn sich sowohl die Konsumenten als auch die Unternehmer verunsichert in Ausgabenzurückhaltung üben. „Unsere Wachstumserwartung für 2012 von klar unter 2 Prozent erscheint mittlerweile gut abgesichert“, so Bruckbauer.

In diesem fiskalischen Umfeld und mit zu erwartenden monetären Verschärfungen ist die Aussicht auf eine spürbare Belebung der Konjunktur mittelfristig kaum gegeben. „Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass die Wirtschaftsdynamik in Österreich gänzlich zum Erliegen kommen wird, ist für die nächsten Jahre jedenfalls nur eine schwache Aufwärtstendenz zu erwarten. Mittelfristig rechnen wir bei einem gleichbleibend volatilen Umfeld mit einem moderaten Wachstum unter der 2 Prozent Grenze“, so Bruckbauer abschließend.
     
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