Zweiter Akt für "KulturlotsInnen"   

erstellt am
29. 08. 11

Verstärktes Team ebnet weiterhin Zugang zu Kultur – Evaluationsbericht: Kunst-Vermittlung künftig auch für ArbeiterInnen und Lehrlinge
Wien (rk) - "Das 2009 ins Leben gerufene Kulturvermittlungsprojekt der 'KulturlotsInnen' hat überaus eindrucksvoll bewiesen, wie man Kultur einem breiten Publikum näher bringen kann. Über 10.000 ArbeitnehmerInnen - die Belegschaft aus 77 Betrieben - wurden von den Lotsinnen in Kooperation mit den BetriebsrätInnen für das Wiener Kulturangebot interessiert",so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.

"Der Erfolg der Initiative basiert auch auf den gut ausgewählten Programmen: So besuchten beispielsweise PolizistInnen eine Vorstellung von 'Kottan ermittelt' im Rabenhof oder die Statistik Austria war zu Gast bei der Festwochenproduktion '100 Prozent Wien', bei der ihre errechneten Daten künstlerisch verarbeitet wurden", so Mailath.

Das Pilotprojekt "KulturlotsInnen" wurde im Frühjahr 2009 vom Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung (VÖGB) ins Leben gerufen und wird von der Stadt Wien (MA 7) kofinanziert. Ziel ist es, ArbeiternehmerInnen stärker für das kulturelle Leben Wiens zu interessieren und durch ein stark ausgebautes Vermittlungsangebot Zugang zu Kunst und Kultur schaffen. So soll eine aktive Beteiligung am Wiener Kunst- und Kulturleben und eine Stärkung der Demokratisierung des Zuganges zur Kultur unterstützt werden. Ebenso wird durch die Initiative das Klima in den Betrieben verbessert.
Verstärktes Team und Ausweitung des Projekts

Eine externe Evaluation wurde im Mai 2011 für das Projekt "KulturlotsInnen" fertig gestellt. Die Evaluierung zog Bilanz auf quantitativer und qualitativer Basis und gab Empfehlungen. Das Projekt stellt laut Evaluierung nicht nur aufgrund seines hochrelevanten und innovativen Konzepts, sondern auch durch die hervorragende Umsetzung ein Beispiel für "Best Practice" dar. Es wurde eine Erweiterung der Angebote im Bereich Musik und die Erschließung neuer Zielgruppen, wie z.B. ArbeiterInnen mit geringem Bildungsniveau, Lehrlinge und migrantische ArbeitnehmerInnen, empfohlen.

Auch der empfohlenen personellen Aufstockung wurde nachgekommen: Seit Mitte Juni 2011 gibt es daher ein neues Team, welches aus drei Lotsinnen (bisher zwei) und einer administrativen Mitarbeiterin besteht.

Das neue Team besteht aus den drei Kulturlotsinnen Mag.a Ulli Fuchs, Mag.a Sandra Trimmel und Mag.a Sabine Forstner-Widter und Mag.a Magdalena Winkler übernimmt die administrative Unterstützung. Dadurch wird eine Erweiterung in den Bereichen Musik und Literatur forciert (Bisher lagen die Schwerpunkte auf den Bereichen Theater und Ausstellungen).

Auch werden ab Herbst 2011 neue Zielgruppen erschlossen und ein stärkeres Eindringen in das Arbeitermilieu forciert. Auch Lehrlinge und ArbeitnehmerInnen mit migrantischem Hintergrund sollen nun verstärkt angesprochen und in das Projekt eingebunden werden. Das einzigartige Konzept des Projekts, TeilnehmerInnen in Gruppen über Betriebe oder Arbeitsstätten zu akquirieren und maßgeschneiderte Kulturangebote mit niederschwelligem Vermittlungscharakter anzubieten, ist äußert erfolgreich und effektiv.

Sabine Letz, die Geschäftsführerin des VÖGB, bringt das Anliegen der Kulturlotsinnen auf den Punkt: "Die Kulturlotsinnen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Wiener Kulturarbeit geworden. Wir haben damit bewiesen, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht nur stark am Wiener Kunst- und Kulturangebot interessiert sind, sondern auch eine für Kulturinstitutionen bereichernde Zielgruppe darstellen. Damit sind wir unserer gewerkschaftlichen Forderung 'Kunst und Kultur für alle' ein großes Stück nähergekommen."
Was bisher geschah

Etwa 10.000 Personen oder die Belegschaften von 77 Betrieben nahmen seit Projektstart im April 2009 das KulturlotsInnenangebot in Anspruch. 54 Kulturinstitutionen waren bisher involviert. Fast 500 Veranstaltungen wurden seit Projektstart besucht. Die Homepage http://www.kulturlotsinnen.at freut sich monatlich über 600 unterschiedliche BesucherInnen.

Auch entstand aus einer von den Kulturlotsinnen initiierten Workshop-Reihe im Theater Spielraum eine eigenständige Theatergruppe, "Die Sternschnuppen".

Die maßgeschneiderten Kunst- und Kulturangebote für Betriebe sowie die persönliche Beratung erreichen auch wenig kulturaffine Personen und führen diese an Kunst und Kultur heran. Bei etwa 60 Prozent der TeilnehmerInnen handelt es sich um Personen mit vormals geringer Teilhabe am Wiener Kunst- und Kulturleben. Diese gaben zu fast 100 Prozent an, durch die Projektteilnahme dazu angeregt worden zu sein. Auch für die Kulturbetriebe bedeutet dieses Projekt eine Win-win-Situation: Sie können neues Publikum erschließen, das für sie sonst schwer erreichbar wäre.

"Von Beginn an, waren sämtliche Wiener Kulturinstitutionen von der Projektidee begeistert und gewährten uns Ermäßigungen bzw. - was sich als noch größerer Anreiz herausstellte - spezielle Extras, die man als 'normaler' Besucher/ als 'normale' Besucherin nicht erhält, wie Führungen hinter die Kulissen, meet and greet mit SchauspielerInnen und RegisseurInnen", so Kristina Zoufaly, Kulturlotsin in Karenz.

Die WienerInnen werden aber nicht nur zum Kulturkonsum gelotst, sondern können in einem zweiten Schritt auch selbst aktiv werden: Workshops für Belegschaften in verschiedensten Bereichen (Stimmbildung, Trommeln, Malen, Dialektdichtung etc) werden angeboten.
     
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