StR Ludwig/Alpbach: Die wichtigsten Zukunftsthemen des Wohnbaus in Wien   

erstellt am
05. 09. 11

Eckpfeiler und Maßnahmen für ein auch weiterhin sozial gerechtes Wohnen
Alpbach (rk) - Der Grundtenor der diesjährigen Alpbacher Gespräche liegt ganz auf dem Thema Gerechtigkeit. Im Rahmen der Baukulturgespräche zum Thema "Gerechte Stadtentwicklung" skizzierte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig am 03.09. die aktuellen Herausforderungen, die es im Wohnbau zu meistern gilt und stellte die wesentlichsten Maßnahmen für die Zukunft des Wohnens in Wien vor.

Der geförderte Wiener Wohnbau ermöglicht den Zugang aller Bevölkerungsschichten zu qualitätsvollen und erschwinglichen Wohnungen und leistet damit einen maßgeblichen Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit. Der Schwerpunkt der Stadtentwicklung und Wohnungspolitik müsse daher auch weiterhin auf leistbarem und qualitätsvollem Wohnen für alle Menschen sowie auf einer funktionalen und sozialen Durchmischung der Stadt liegen, wie der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig bei den diesjährigen Alpbacher Gesprächen betonte. Dies, so Ludwig, erfordere eine vorausschauende Planung - auch hinsichtlich der Mobilisierung der Grundstücke - sowie eine starke öffentliche Wohnbauförderung: "Wohnbau muss auf die Herausforderungen, die sich aus der demographischen Entwicklung, der Veränderung der Haushaltsformen, der erhöhten Mobilität der Menschen und dem Umwelt- und Klimaschutz ergeben, durch flexible Angebote reagieren. Im Energiebereich bedeutet das etwa ganzheitliche Konzepte, die die Gesamtenergiebilanz eines Gebäudes über den gesamten Bestandszeitraum - einschließlich Produktion und Recycling, wohnungsnaher Infrastruktur und alternativer Mobilitätsmodelle - umfassen."

Wien sei gut gerüstet für die Ansprüche einer wachsenden, sozial gerechten Stadt unterstrich der Wiener Wohnbaustadtrat: "Gemeinde-und Genossenschaftswohnungen sind dauerhaft sozial gebunden, es gibt ausreichende Grundstücksreserven und durch den Einsatz der Wohnbauförderung sind die Mieten deutlich niedriger als in europäischen Vergleichsstädten." Kontinuierliche Anpassungen an neue Bedürfnisse und an die wirtschaftliche und demographische Entwicklung seien aber notwendig. Ludwig: "Ich habe daher alle notwendigen Schritte in die Wege geleitet, um den Schwerpunkt im geförderten Wohnbau noch stärker auf den Aspekt des leistbaren Wohnens zu legen. Einiges davon wird bereits umgesetzt: So wird bei Bauträgerwettbewerben auf einen höheren Anteil an Superförderungswohnungen geachtet, teilweise auch durch verbindliche Quoten. Als Folge davon können wir bereits heuer rund 1.100 fast eigenmittelfreie Mietwohnungen vergeben. Thematischer Schwerpunkt neuer Bauträgerwettbewerbe ist "Kostengünstiges Wohnen". Die Ergebnisse werden von der Wohnbauforschung genau analysiert, um weitere Änderungen - etwa im legistischen Bereich der Wohnbauförderung und bei den Bauträgerwettbewerben - einzuführen."

Der Wohnbau müsse aber auch auf eine zunehmend stärker diversifizierte Gesellschaft - und damit verbunden auch eine gesteigerte Bedeutung der Benutzerfreundlichkeit und Alltagstauglichkeit der Wohnprojekte - ausgerichtet werden, unterstrich er. "Daher arbeiten wir in Kooperation mit innovativen Bauträgern und Architektinnen und Architekten daran, noch zielgerichteter Wohnungen für unterschiedliche Bedürfnisse - etwa auch etwas kleinere, kompaktere Wohnungen mit innovativen Raumlösungen für alleinstehende ältere Menschen oder junge Wohnungssuchende - anbieten zu können", erläuterte Ludwig.

Die wesentlichsten Herausforderungen des Wohnbaus der Zukunft
Ludwig sieht für die kommenden Jahre bis 2020 - neben der Sicherstellung der Wohnbauförderung - vor allem folgende Herausforderungen für den Wohnbau in Wien:

  • die weitere Bodenmobilisierung für den leistbaren Wohnbau in Wien. Die Bevölkerung wächst, wobei auch die Zuwanderung nach Wien aus allen Bundesländern stark zunimmt.
  • Geförderter und leistbarer Wohnraum hängt stark von der Widmung ab (verträgliche Verdichtung und Nachverdichtung), da damit auch die Grundstückskosten beeinflusst werden.
  • Infrastruktur: Es gilt, gesetzliche und organisatorische Maßnahmen entwickeln, um die wohnungsnahe soziale Infrastruktur sicherzustellen (beispielsweise durch Widmungsabgaben oder privatrechtliche Verträge mit den Bauträgern)

Der Wohnungsmarkt der Zukunft
Wiens Wohnungsmarkt soll auch im Jahr 2020 eine funktionale und soziale Durchmischung der Stadt widerspiegeln. Erreicht werde dies durch weiterhin leistbare Wohnungen für alle Bevölkerungsschichten, durch den Einsatz der Wohnbauförderung sowie durch eine entsprechende Bodenmobilisierung, wie der Wiener Wohnbaustadtrat erklärte: "Die Bodenreserve des wohnfonds_wien wird laufend ergänzt. Zusätzlich nehmen wir die Neunutzung von weiteren Brownfield-Areas, ehemaligen Bahnhofs- und Kasernen-Arealen für den Wohnbau in Angriff."

Es müsse auch in Zukunft klare Kostenobergrenzen für den geförderten Wohnbau geben, hob er hervor. "Die Widmungskategorie ,Förderbarer Wohnbau' wird daher Teil der nächsten Novellierung der Wiener Bauordnung sein. Wichtig ist auch die verträgliche Verdichtung und Nachverdichtung von Wohngebieten. Einen weiteren wesentlichen Beitrag liefern Bauträgerwettbewerbe mit dem klarem Schwerpunkt auf dem Kosten-Qualitäts-Verhältnis sowie die Schaffung von Wohnungen für unterschiedliche Haushaltsformen und eine insgesamt heterogene und sich rasch wandelnde Gesellschaft. Wir entwickeln zudem neue Wohnformen, die besonders kostengünstig sind."
Stadt Wien baut seine Pionierrolle im nachhaltigen Wohnbau weiter aus

Durch die starke Verbindung von ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit sowie die bewusste Förderung der Vielfalt architektonischer, ökologischer und energetischer Lösungen wird Wien seine weltweite Führungsrolle im Wohnbau weiter stärken. Dazu zählen die Verbindung innovativer energetischer und bautechnischer Lösungen mit Mobilitätsalternativen, wie z.B. Car-Sharing, gute wohnungsnahe Infrastruktur, Wettbewerbe sowie die Umsetzung von Pilotprojekten und deren Evaluierung im Hinblick auf Innovation für den gesamten geförderten Wohnbau.

"Dabei sollen möglichst viele Akteurinnen und Akteure aus den verschiedensten Fachbereichen im Rahmen von Wettbewerben und Fachveranstaltungen mit ins Boot geholt werden. Zudem werden auch die Bewohnerinnen und Bewohner durch unterschiedliche Partizipationsangebote und kooperative Planungsverfahren noch stärker in die Gestaltung neuer Wohnprojekte und Stadtviertel mit eingebunden", betonte Ludwig. Mit einer ganzen Reihe von Projekten, wie den neuen Stadtquartieren im Sonnwendviertel und am ehemaligen Nordbahnhof, der größten Passivhaussiedlung Europas "Eurogate", dem neuartigen Bauträgerwettbewerb für das Areal nördlich des Heeresspitals mit aktiver BürgerInnenbeteiligung sowie der Seestadt Aspern beweise die Stadt Wien aktuell eine vorausschauende, zukunftsweisende und sozial gerechte Wohnbaupolitik. "Ein Weg, den ich auch weiterhin konsequent beschreiten werde", wie Ludwig abschließend festhielt.

     
zurück