TU Wien stellt neuartige Klappbrücke vor   

erstellt am
01. 09. 11

Eine Klappbrücke, die ganz ohne Hydraulik und Zugseile auskommt, wurde an der Technischen Universität (TU) Wien entwickelt. Für ihren Betrieb reicht eine solarbetriebene Wasserpumpe aus.
Wien (tu) - Wenn eine Brücke dem Schiffsverkehr den Weg versperrt, gibt es verschiedene mögliche Lösungen. Man kann Brücken hochziehen, drehen oder ins Wasser versenken – doch alle diese Varianten sind aufwändig und benötigen viel Energie. An der TU Wien wurde nun ein völlig neues Konzept für eine Klappbrücke entwickelt. Sie benötigt nur zwei einfache Wasserbehälter und eine kleine Pumpe, die mit Solarzellen betrieben werden kann. Die neuartige Klappbrücke wurde im Auftrag der Stadt Wien entwickelt, in einem Modellversuch konnte nun gezeigt werden, dass die Idee tatsächlich funktioniert.

Wassertank klappt Brücke hoch
Bisher verwendete man für solche beweglichen Brücken Seilzüge oder aufwändige hydraulische Mechanismen. Die neue Entwicklung der TU Wien ist viel einfacher. „Die Bauteile unserer Brücke sind genau austariert, Druckstäbe leiten die Kräfte an den richtigen Stellen ab“, erklärt Johann Kollegger. Durch die ausgeklügelte Konstruktion ist nicht viel Kraft nötig um die Brücke hochzuklappen und Schiffen den Weg freizugeben. Ganz oben am Brückenpfeiler befindet sich ein Wasserreservoir, aus dem Wasser in zwei Metallbehälter geleitet werden kann, die am Brückenpfeiler beweglich montiert sind. Sind die Behälter voll, sinken sie nach unten und klappen gleichzeitig die Brückenfahrbahnen hoch. Am Ende liegen die Fahrbahnen senkrecht am Brückenpfeiler an, und selbst breite Schiffe können mühelos passieren.

Entwickelt wurde die Brücke im Auftrag der Stadt Wien. In einer Machbarkeitsstudie sollte geklärt werden, ob man nach dem Klappbrückenprinzip der TU Wien in schiffbaren Gewässern eine Brücke für Fahrräder und Fußgänger errichten könnte, die gleichzeitig den Schiffsverkehr nicht behindert. Insgesamt soll die Brücke 100 Meter überspannen, der Abstand zwischen den beiden Brückenpfeilern soll 66 Meter betragen. „Sowohl in innerstädtischen Bereichen als auch in naturnahen Landschaftsgegenden muss man in Umweltfragen besonders behutsam vorgehen“, findet Susanne Gmainer, die gemeinsam mit David Wimmer an der TU Wien das Projekt mitentwickelte. Es ist daher ein bemerkenswerter Erfolg, dass die Brückenidee mit erstaunlich wenig Energieaufwand auskommt. Eine einfache solarbetriebene Wasserpumpe und ein paar hundert Liter Wasser reichen aus, um die Brückenfahrbahnen zumindest dreimal täglich zu heben und zu senken.

Praxistest an der TU Wien
Auch wenn das TU - Forschungsteam die Brücke am Computer schon genau analysiert hat: Um ganz sicher sein zu können, dass sie tatsächlich funktioniert, musste man das neue Brückenkonzept testen. Am Versuchsgelände der TU Wien wurde daher der Klappmechanismus nun an einem Brückenpfeiler im Maßstab 1:5 ausprobiert. „Der Versuch verlief so, wie wir uns das gewünscht hatten“, freut sich Johann Kollegger. „Unser Hebe- und Senkmechanismus hat sich bewährt.“

Klappbare Brücken beschäftigen Professor Johann Kollegger vom Institut für Tragkonstruktionen an der TU Wien schon seit Jahren. Ihm gelang es, eine neuartige Brückenbaumethode zu entwickeln, bei der die Bauteile der Brücke senkrecht aufgestellt und dann wie ein Regenschirm aufgeklappt werden.

„Unsere Klappbrückenmethode ist international patentiert, sie soll den Brückenbau deutlich billiger machen“, ist Johann Kollegger zuversichtlich. Die Weiterentwicklung dieser „Brückenklapp-Idee“ zu einer Konstruktion, die nicht nur beim Bau, sondern beliebig oft auf und zugeklappt werden kann, war somit der logische nächste Schritt. „Die Entscheidung darüber, ob und in welchem städtischen Bereich diese Idee der Brückenklappbauweise eingesetzt werden soll liegt bei der Stadt Wien“, erklärt Johann Kollegger. „Wir haben jedenfalls gezeigt, dass eine solche Brücke mit einfachen Methoden kosten- und energiesparend betrieben werden kann.“
     
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