Tourismus: Schlüsselbranche oder Stiefkind?   

erstellt am
07. 10. 11

Wie steht der Tourismus in der Öffentlichkeit da?
Innsbruck (pro.media) - Welchen Stellenwert räumt die Politik dieser Branche ein? Wie bringt der Tourismus die unterschiedlichen Interessen in den eigenen Reihen unter einen Hut? Am Abend des 05.10. traf sich die Tourismus Community Austria bereits zum dritten Mal, um in der Aula der Wissenschaften den Stellenwert der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Österreich und die Herausforderungen für die Zukunft zu diskutieren.

Helmut Peter, Altwirt im Weissen Rössl am Wolfgangsee, ließ in seinem einleitenden Statement keinen Zweifel darüber aufkommen, wie wichtig die Bedeutung des Tourismus für die österreichische Wirtschaft ist: "Mit Ausnahme der Jahre 2007 und 2008 hat der Tourismus die negative Handelsbilanz immer ins Positive gedreht! Deshalb ist der Tourismus eine Erfolgsstory, allerdings haben wir zurzeit, wie in anderen Branchen auch, eine Art Reformverweigerung. Wir müssen darüber reden, wie dieses Land touristisch effizienter werden kann." Hohe Steuerquoten, schwierige Arbeitsbedingungen, die Herausforderung der Internationalisierung - das sind laut Helmut Peter die vorrangigen Aufgaben der Lobbyisten im österreichischen Tourismus.

Kernkompetenzen stärker thematisieren
"Wenn Österreich eine international bekannte Kernkompetenz hat, dann sind das der Tourismus und die Kultur", betonte Hofburg-Direktorin Renate Danler. Für sie steht der Mensch im Mittelpunkt: "Ich würde mir viel mehr junge Menschen wünschen, die mit Herz und Engagement im Tourismus tätig sind. Heute ist es viel schwieriger, motivierte Mitarbeiter im Tourismus zu finden als Gäste!" Christopher Norden, Herausgeber der Fachzeitschrift T.A.I. - Tourismuswirtschaft Austria & International, hielt es für besonders wichtig, die Freizeitwirtschaft gesamthaft und mit ihren mannigfaltigen Vernetzungen mit anderen Branchen zu sehen: "Dies müssen wir in der Öffentlichkeit noch stärker herausstreichen. Es gibt Regionen in Österreich, die ohne den Tourismus nicht überlebensfähig wären."

Die künftige Entwicklung des Tourismus in Österreich aber auch international wurde generell positiv beurteilt. "Der Österreich-Tourismus wird langfristig wachsen", zeigte sich Christopher Norden überzeugt, "Österreich darf daher nicht locker lassen, was die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes oder andere steuerlichen Rahmenbedingungen für Betriebe betrifft. Nur dann bleiben wir im Vergleich zu den alten und neuen Mitbewerbern konkurrenzfähig." Renate Danler ließ keine Zweifel darüber offen, dass es einerseits zu einer Marktbereinigung kommen wird, andererseits Kooperationen und Allianzen immer wichtiger werden: "Das Personal ist und bleibt daher ein Schlüsselfaktor. Wir müssen schauen, dass junge Menschen aus dem Ausland nach Österreich kommen, um hier eine professionelle Ausbildung zu bekommen." Helmut Peter brachte in diesem Zusammenhang die Forderung nach einer Aufwertung der Tourismuswissenschaft und Forschung in Österreich ins Spiel.

Kassandrarufe nein, Problembewusstsein ja
Die Runde war sich dahingehend einig, dass die Rahmenbedingungen für den Tourismus in Österreich schwieriger werden. "Lassen Sie die Zinsen auf fünf Prozent steigen und gleichzeitig die Übernachtungen um fünf Prozent sinken", konkretisierte Helmut Peter ein Beispiel, "dann sinken die Preise um zehn Prozent - und das ist für eine

Vielzahl der Betriebe aus heutiger Sicht nicht verkraftbar". Christopher Norden betonte allerdings, dass sich der österreichische Tourismus in den letzten Jahren als überraschend krisenresistent erwiesen habe: "Viel kritischer wirkt sich die Wirtschafts- und Finanzkrise beispielsweise auf die Mittelmeerländer aus!" Zusammenfassend einigte sich das Podium auf das Resümee, dass der Tourismus zweifellos eine Schlüsselbranche ist und "ein Kind mit vielen Talenten", wie Christopher Norden es auf den Punkt brachte.
     
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