Goldene Auszeichnung für Alice Teichova und Peter Kampits   

erstellt am
05. 10. 11

Wien (rk) - Univ.-Prof. DDDr. Alice Teichova, Wirtschafts- und Sozialhistorikerin, und Univ.-Prof. Dr. Peter Kampits, Dekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Uni Wien, erhielten am 05.10. im Wiener Rathaus das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Zahlreiche Gäste aus dem Wissenschaftsbereich waren gekommen, um der Feierstunde beizuwohnen, darunter Vizekanzler und BM a. D. Dr. Erhard Busek, Landeshauptmann a. D. Mag. Siegfried Ludwig, Univ.-Prof. Dr. h. c. Clemens Jabloner, Präsident des Verwaltungsgerichtshofs, und Mag. Eva Blimlinger, Rektorin der Akademie der bildenden Künste.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny bezeichnete die Ehrengäste als "wissenschaftliche Kapazunder, die sich nicht nur der Forschung und Lehre widmeten, sondern sich ganz besonders für die Anliegen der Studierenden engagierten".

Univ.-Prof. Dr. Hubert Christian Ehalt beschrieb in seiner Laudatio das Wirken Kampits' mit Hilfe eines wissenschaftlichen Alphabets von A wie Alaska bis Z wie Zeit für Studierende. Er marschiere unverkrampft durch die Philosophie und setze sich für die Freiheit des Individuums ein, so Ehalt.

Univ.-Prof. Herbert Matis, ehemaliger Vizepräsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften: Teichova habe alle Zeiten des vorigen Jahrhunderts mit allen Höhen und Tiefen durchschritten. Drei Städte prägten ihr Leben: Wien, wo sie geboren und aufgewachsen war, Prag, wo sie gemeinsam mit Ihrem Mann die ersten wissenschaftlichen Erfolge gefeiert hat und Cambridge, wo sie seit den 70er Jahren lebt und wirkt.

Alice Teichova wurde als Alice Schwarz 1920 in Wien geboren und musste als Verfolgte des Naziregimes als junges Mädchen ihr Heimatland verlassen und 1938 nach England emigrieren. Sie arbeitete dort zunächst als Haushaltshilfe, konnte daneben aber auch eine Abendschule besuchen, um sich auf ihr Studium vorzubereiten. Sie nahm das Studium an der Universität London auf und erhielt 1942 ein Stipendium, um an der Universität von Leeds weiter zu studieren. Sie schloss 1945 mit dem B.A. Honours (Economics) an der University of Leeds ab. Ihr wahrhaft abenteuerlicher Lebensweg führte sie dann gemeinsam mit ihrem aus der Slowakei stammenden Mann, Prof. Dr. Mikulas Teich, den sie in England geheiratet hatte, nach dem Krieg nach Prag, wo sie 1952 zum Dr. Phil. (Summa cum laude) an der Karls Universität promovierte. 1960 wurde sie zum C.Sc. (Candidate of Historical Sciences) ernannt und 1964 erfolgte die Habilitation in Wirtschaftsgeschichte an der Karl Universität. Obwohl ihre wissenschaftliche Laufbahn recht erfolgreich verlief, erfuhren die beiden Teichs vom herrschenden Regime Unterdrückung und nützten 1968 eine sich ergebende Gelegenheit, um ein zweites mal nach England zu emigrieren. Sie hat in England, Schweden und den USA in der Folge eine Reihe wichtiger Positionen bekleidet. Obwohl sie allen Grund gehabt hätte ihr Geburtsland Österreich, wo ihr und ihrer Familie 1938 übel mitgespielt wurde, zu meiden, kommt sie auf Einladung erstmals 1972 wieder in ihre Heimatstadt, und zwar als Gastprofessorin an der Wirtschaftsuniversität. Daraus entwickelte sich in der Folge eine andauernde intensive Austauschbeziehung mit England. Die neuerliche Verleihung der österreichischen neben der britischen Staatsbürgerschaft bedeutete für sie auch einen wichtigen symbolischen Schritt zur Aussöhnung mit ihrer Heimat, der sie mittlerweile wieder eng verbunden ist. Ihre großen Verdienste wurden 1985 mit dem Ehrendoktorat der schwedischen Universität Uppsala und 1995 mit dem der Universität Wien gewürdigt. Österreich hat ihr 2004 überdies das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Forschung I. Klasse verliehen.

Peter Kampits wurde am 1942 in Wien geboren. Er studierte Philosophie, Psychologie und Geschichte an der Universität Wien. Dieses Studium hat er mit der Promotion zum Dr. phil im Jahr 1965 abgeschlossen. Von 1966 bis 1967 absolvierte er ein Post-Graduate-Studium an der Sorbonne (Paris). Ab 1968 war er als Universitätsassistent am Philosophischen Institut der Universität Wien tätig. Seit 1970 hat Peter Kampits zahlreiche Auslandsvorträge in den USA, Südamerika, Mexiko und in fast sämtlichen europäischen Ländern gehalten. Er war von 1970 bis 1971 Visiting Professor an der University of Alaska (Fairbanks). Daneben arbeitete er an seiner Habilitation. Im Jahr 1974 erfolgte seine Habilitation an der Universität Wen. Bereits im Jahr 1977 erfolgte seine Ernennung zum Univ.-Prof. für Philosophie am Philosophischen Institut der Universität Wien. Im Jahr 1980 hat Peter Kampits eine Gastprofessur am Philosophischen Institut Beyazit an der Universität Istanbul erhalten. Von 1987 bis zum Jahr 1991 war er als Vorstand des Instituts für Philosophie an der Universität tätig. Von 1988 bis 1995 war Peter Kampits wissenschaftlicher Leiter der Wissenschaftlichen Landes Akademie für NÖ und zugleich Direktor des Zentrums für Ethik und Medizin an der genannten Einrichtung. Im Jahr 1993 hat er eine Einladung zu einer permanenten Gastprofessur an der Universität Banska Bystrica (Slowakei). 1994 hat Peter Kampits eine Gastprofessur an der Universität Zagreb (Kroatien) erhalten. Von 1995 bis dato ist er Leiter des Zentrums für Ethik in den Wissenschaften an der NÖ Landesakademie (St. Pölten). Seit 1999 ist er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Gen-Ethik-Kommission des Bundesministeriums für soziale Sicherheit und Generationen, und auch Leiter der Wiener Dokumentationsstelle für Ethik und Wissenschaft. Am 5. Mai 2004 erfolgte seine Ernennung zum Dekan der Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien.
     
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