"The Excitement Continues" im Leopold Museum    

erstellt am
14. 10. 11

2. Ausstellung zum 10 Jahres-Jubiläum präsentiert
Wien (leopoldmuseum) - Ab 14.10. zeigt das Leopold Museum eine Auswahl zeitgenössischer Kunst aus der geheimnisumwitterten Privatsammlung der Familie Leopold. "The Excitement Continues" ist das Motto der neuen Ausstellung im Leopold Museum. Die Schau gibt mit rund 140 Arbeiten zum ersten Mal einen umfassenden Einblick in den Bestand zeitgenössischer Kunst aus der Privatsammlung der Familie Leopold, der sogenannten Sammlung Leopold 2. Prof. Rudolf Leopold hatte diese Bilder nach Gründung des Museums erworben. Etwa 5 Millionen Euro standen ihm jährlich aus jener Summe, die er für die Sammlung 1 erhalten hatte für Neuankäufe zur Verfügung.

Der Titel der Ausstellung geht auf ein Zitat Rudolf Leopolds zurück, der einst in Bezug auf Kunstankäufe meinte: "Was mich nicht erregt, das interessiert mich nicht." Leopold Museum Managing Director Peter Weinhäupl konnte für die Gestaltung der Schau Architekt Laurids Ortner gewinnen. Er schuf aus schlichten naturbelassenen Europaletten monumentale Wände, die eine geradezu "Broadway-artige" Bühne für die heterogene Sammlung bilden. Laut Laurids Ortner sei bewusst "alles in Schwebe", unfertig, habe man doch eben erst begonnen, sich intensiv mit der Sammlung auseinander zu setzen. Durch das ruppige Material würden viele Bilder zu leuchten beginnen, etwa ein Muehl "der über den Rahmen hinausstrahlt." Die Wände seien "sanfte Protektoren" für die Bilder, erläuterte Ortner.

Franz Smola, der die Ausstellung mit Diethard Leopold kuratierte, erinnerte anlässlich der Pressekonferenz an erste Einblicke in die Sammlung zeitgenössischer Kunst Prof. Leopolds, jene Auswahl die zur Eröffnung des Hauses 2001 gezeigt wurde. Damals standen allerdings die Bilder der Sammlung 1, des Museumsbestandes im Mittelpunkt. Seit damals hatten persönliche Vorlieben zu eher spontanen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst geführt, etwa zu Horst Janssen, Karl Anton Fleck oder Linde Waber. Die aktuelle Ausstellung vermittelt einen Eindruck von der Vielfalt und Kompromisslosigkeit der Sammeltätigkeit von Rudolf Leopold, abseits jedes Mainstreams und mit großem Gespür für Qualität und Individualität. Smola erinnert sich, wie er mit Diethard Leopold nach Grinzing in das Haus der Leopolds pilgerte und verblüfft über den Umfang des Sammlungsbestandes war. Wobei sich ein Großteil der Werke, die etwa ein Fünftel der Sammlung 2 ausmachen, auf die Zeit von ca. 1980 bis 2008 konzentrieren. Gegenständliche Kunst steht im Vordergrund, starke Farbigkeit ist ebenso zu finden wie Werke, die sich ganz auf die Linie konzentrieren. Die Komposition scheint immer im Vordergrund zu stehen und auch die Sinnlichkeit kommt nicht zu kurz. Viele neuere Arbeiten spiegeln fotorealistische Tendenzen wieder. Das Frauenbildnis bildet einen eindeutigen Schwerpunkt. Jedenfalls sei es eine Ausstellung "voller Widersprüche", so Smola. Die kunsthistorische Struktur finde man im Katalog wieder, man hätte ja auch wahrlich Feldforschung betreiben müssen, meinte der Kurator. Der Katalog bietet auch Interviews mit Künstler über ihre Beziehung zu Rudolf Leopold, die gleichsam als Hommage gesehen werden können.

Für Co-Kurator Diethard Leopold, der speziell für die ausgeklügelte Hängung verantwortlich zeichnet, ist die Schau bereits die vierte Tätigkeit für das Leopold Museum. Nach der Wien 1900 Neupräsentation, die er zusammen mit Peter Weinhäupl gestaltet hatte, folgte eine Ausstellung zu Otto Muehls Gemälden (der erste große Einblick in die zeitgenössische Sammlung 2) und zuletzt das aktuelle Egon Schiele Projekt, in dem er Gegenwartskunst mit Schiele-Werken konfrontiert. Im Gegensatz zum Schiele-Projekt sei die "Excitement"-Schau allerdings nicht programmatisch zu verstehen sondern als Erinnerung an den Sammler Rudolf Leopold. Seiner Ansicht nach solle das Leopold Museum auch künftig nicht nur als "1900 Schatzkästchen" fungieren. Natürlich dominiere in der Ausstellung das "Auge des Sammlers". Die "Nachvollziehbarkeit des Schöpfungsaktes" wäre für Rudolf Leopold immer ein zentraler Punkt gewesen. Sehr wohl habe sein Vater bewusst gesammelt und keineswegs an kunstgeschichtlichem Wissen vorbei, allerdings immer mit dem Recht des Privatsammlers subjektiv sammeln zu können und ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder Systematik. Die Sammlung 1 sei die Landkarte, die Rudolf Leopold eben manchmal verlassen habe. Besonders hob Diethard Leopold Werke von Mario Merz und Alfred Klinkan hervor, di Gerümpelskulptur von Adolf Frohner, eine Totenmaske von Arnulf Rainer, Werke von Valentin Oman, Franz Grabmayr, Erwin Wurm oder "das vielleicht schönste Selbstporträt von Elke Krystufek." Abschließend meinte "der junge Leopold", dass es schade sei, dass sein Vater nicht mehr lebe "und ich nicht seine Meinung erfahren kann."

Am Rande der Pressekonferenz war auch die Zukunft der Sammlung 2 Thema. Angebote aus Krems für eine Präsentation wollte Diethard Leopold zu diesem Zeitpunkt nicht kommentieren. Der neue Museologische Direktor Tobias Natter und Managing Director Peter Weinhäupl plädierten für einen Verbleib der Sammlung 2 im Leopold Museum. "Es soll zusammen wachsen, was zusammen gehört", so Natter.

The Excitement Continues Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Leopold II 14. Oktober bis 30. Jänner 2012 Täglich außer Dienstag, 10-18 Uhr, Donnerstag, 10-21 Uhr
     
Informationen: http://www.leopoldmuseum.org    
     
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