ÖVAG putzt aus, Volksbank-Verbund wird näher zusammenrücken   

erstellt am
14. 10. 11

Wien (övag) - „Die wirtschaftliche Lage in Europa wird von Tag zu Tag dramatischer. Die Finanzwelt ist heute mit einer Situation konfrontiert, die in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar war und durch die anhaltende Staatsschuldenkrise noch weiter verschärft wird. Das hat uns dazu bewogen, Sonderabschreibungen für Länderrisiken und Beteiligungen vorzunehmen, weshalb wir signifikante Auswirkungen auf die ÖVAG, ihre Ergebnisse und die geplanten Maßnahmen erwarten. Diese Schritte sind aus unserer Sicht notwendig, um uns auf die schwierige gesamtwirtschaftliche Situation vorzubereiten“, so ÖVAG-Generaldirektor Gerald Wenzel.

Die Österreichische Volksbanken-Aktiengesellschaft (ÖVAG) beschäftigt sich im Zuge der derzeit laufenden Redimensionierung mit der Neuausrichtung ihres Geschäftsmodells und möglichen strategischen Optionen. Die aktuelle Überarbeitung der Planung ist maßgeblich von der aktuellen Wirtschaftslage und der Volatilität auf den Aktien- und Finanzmärkten beeinflusst. Die Kombination dieser krisenbedingten Marktfaktoren sowie die derzeit in dieser Form nicht realisierbare Spaltung der ÖVAG in die Investkredit Bank AG, ergeben erhebliche Belastungen der ÖVAG im Geschäftsjahr 2011, trotz erwartungsgemäß positiv laufendem operativen Geschäft.

Generaldirektor Wenzel zu den Maßnahmen: „Die Marktwerte von Bankbeteiligungen sind weltweit in den letzten vier Monaten dramatisch gefallen. Diese derzeitigen Marktverhältnisse zwingen auch uns, unsere Beteiligungen neu zu bewerten und an die aktuellen Marktentwicklungen anzupassen. Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen bringt sich der ÖVAG Konzern für eine aus heutiger Sicht langanhaltende Krise in Stellung. Deshalb werden wir deutliche Abwertungen in der Höhe von ca. EUR 700 Mio. auf unsere Beteiligungen Investkredit Bank AG und Volksbank Romania S.A. im Einzelabschluss der ÖVAG vornehmen. Neben weiteren Einmaleffekten erwarten wir für den Einzelabschluss aus heutiger Sicht einen Jahresverlust der ÖVAG von rund EUR 900 Mio. mit einer Bandbreite von +/- EUR 150 Mio., abhängig von der weiteren Entwicklung der Märkte. Gemäß IFRS Konzernabschluss wird ein Jahresverlust in einer Bandbreite von EUR 500 bis 750 Mio. erwartet. Da die Einmaleffekte im Wesentlichen konzerninterne Bewertungen betreffen, wird die aufsichtsrechtliche Kapitalbasis lediglich um ca. EUR 200 Mio. reduziert. Durch den eigenmittelstärkenden Effekt aus dem Verkauf der Volksbank International an die Sberbank, wird die Kernkapitalquote per Jahresende voraussichtlich bei rund 10,4 % (Vergleichswert 31. 12. 2010: 9,4 %) und die Eigenmittelquote bei rund 13,7 % (Vergleichswert 31. 12. 2010: 12,8 %) liegen, begleitet von einer Stärkung der Risiko- und Liquiditätssituation der ÖVAG“, betont Wenzel.

Volksbanken Grundsatzbeschluss zur Strukturreform
Nach Abgabe der VBI konzentriert sich der Volksbank-Verbund auf den österreichischen Markt. Um in diesem kompetitiven Markt bei den sich dramatisch ändernden regulatorischen Rahmenbedingungen weiterhin ihre Stärken in ihren regionalen Märkten ausspielen zu können, haben die Volksbanken eine weitgreifende Strukturreform auf den Weg gebracht. Ein entsprechender Grundsatzbeschluss wurde am 13.10. getroffen. „Der österreichische Volksbanken Verbund erarbeitet derzeit ein Modell auf Basis des Artikel 3 der Richtlinie 2006/48/EC (das sich am erfolgreichen Modell der niederländischen Rabobank orientiert). Damit wollen die Volksbanken vor allem die aufsichtsrechtlichen Erfordernisse nur einmal gemeinsam und nicht 63 Mal erfüllen und dadurch das Erfolgsmodell der regional verankerten, eigenständigen Genossenschaftsbanken den aktuellen Erfordernissen anpassen“, so Hans Hofinger, ÖGV Vorstand und Verbandsanwalt. „Die regionalen Volksbanken arbeiten bereits konsequent an der Umsetzung dieses Zukunftsmodells. Dieses beinhaltet ein klares Bekenntnis zur ÖVAG und eine Stärkung für die Volksbanken und die ÖVAG. Das neue Verbundmodell bietet den Miteigentümern und Kunden der regionalen Volksbanken noch höhere Sicherheit, stärkt die dezentralen Volksbanken und führt zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen dem Spitzeninstitut ÖVAG und den lokalen Volksbanken“, erläutert Hofinger.

„Die österreichischen Volksbanken übernehmen Verantwortung und sehen diese Krise auch als Chance, ihr Geschäftsmodell zu erneuern, ohne dabei den Gründungsauftrag und die DNA der Volksbank-Idee aus den Augen zu verlieren“, so Hofinger. „Im Fokus aller Überlegungen stehen die Interessen unserer 700.000 Miteigentümer. Genossenschaftliches Banking ist aktueller denn je, die volkswirtschaftlich wichtige Aufgabe der Stärkung der Wertschöpfungskette in den Regionen wird in Anbetracht der gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen aus unserer Sicht stark an Bedeutung zunehmen. Die österreichischen Volksbanken, die bei Klein- und Mittelbetrieben einen Kundenanteil von rund 25 % (rd. 100.000 Firmenkunden) haben und der über 1.000.000 Mio. ÖsterreicherInnen ihr Vertrauen schenken, sehen sich dazu verpflichtet, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Dazu zählt auch, sich auf eine wohl längere wirtschaftliche Unsicherheitsperiode im Euroraum einzustellen. Darauf bereiten wir uns heute vor. Wir werden auch in Zukunft weiterhin alles daran setzen, der erste Ansprechpartner für Privat- und Firmenkunden in ihren Regionen zu sein und damit unsere Position als Nr. 1 in der Kundenzufriedenheit und Nr. 1 in der Weiterempfehlungsbereitschaft auszubauen“, so Hofinger abschließend.
     
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