Ansätze zur Erfassung nachhaltiger Entwicklung - Konzepte, Anwendungen und Ergebnisse   

erstellt am
14. 10. 11

Das Team eines inter- und transdisziplinären Forschungsprojektes präsentiert Schlussfolgerungen
Wien (wifo) - Seit der Veröffentlichung des Brundtland-Berichts "Our Common Future" im Jahr 1987 versucht die Wissenschaft verstärkt, Methoden und Lösungszugänge zu entwickeln, um "nachhaltige Entwicklung" fassbar zu machen. Wissenschafterinnen und Wissenschafter eines inter- und transdisziplinären Teams legen dazu am 14.10. die Ergebnisse des Forschungsprojektes "Werkzeuge für Modelle einer nachhaltigen Wirtschaft" im Auftrag des Lebensministeriums im Rahmen des BMWF-Programms "proVISION" vor. Das Forschungsteam arbeitet an Zugängen, um die Auswirkungen von wirtschaftlichem Handeln und politischem Steuern auf die belebte und nicht belebte Natur sichtbar zu machen. Mit Modellen werden künftige Szenarien simuliert, und es können vorab jene Maßnahmen und Einflussfaktoren identifiziert werden, die einer nachhaltigen Entwicklung zuträglich oder abträglich sind.

In dem über drei Jahre laufenden Projekt arbeiteten Forscherinnen und Forscher der EURAC in Bozen, der österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Universität für Bodenkultur Wien, der Universität Innsbruck und des WIFO zusammen. Ökonomie, Ökologie, Meteorologie und Agrarökonomie sind die beteiligten Forschungsrichtungen im interdisziplinären Team. In dem erarbeiteten Modellverbund ist es möglich, ökonomische Auswirkungen von Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld zu beschreiben und deren Folgen für die natürliche Umwelt sichtbar zu machen

In einem konkreten Szenario wird untersucht, wie sich eine mögliche Änderung der Agrarpolitik auf Basis der aktuell diskutierten Varianten der GAP-Diskussion - im Vergleich mit dem Status-quo - im Jahr 2020 auf die österreichische Landwirtschaft auswirken kann. Demnach ist eine regional unterschiedlich starke Minderung der Einkommen in der Landwirtschaft gegenüber der aktuellen Situation zu erwarten. Durch die Auflassung von landwirtschaftlichen Flächen und deren Aufforstung ergeben sich Auswirkungen auf die Biodiversität und das Landschaftsbild, die sich in den Jahrzehnten danach manifestieren werden.

Erkenntnisse zu den Zusammenhängen zwischen Wirtschaftsentwicklung, Änderung der Landnutzung und den Auswirkungen auf Indikatoren der Biodiversität fließen in ein Planspiel ein. Darin wird die Entscheidungssituation in einer Gemeinde nachgeahmt, die ein Konzept zur nachhaltigen Entwicklung ihres Wirtschafts- und Lebensraumes plant. Durch dieses Planspiel sollen zentrale Ergebnisse des Projektes über die Forschungsszene hinaus zugänglich gemacht werden.

Im Rahmen des Projektes wurden auch umfangreiche Untersuchungen zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft durchgeführt. Die in einem von der Österreichischen Hagelversicherung gesponserten Modul berechneten Klimaszenarien bis zum Jahr 2040 ergeben einen leichten Anstieg der Temperatur (etwa 1,5 Grad). Eine Veränderung der Niederschlagshöhe ist nicht absehbar, sehr wohl jedoch eine zeitliche Verschiebung zwischen den Jahreszeiten. Aufgrund dieser Ergebnisse wurde mit Hilfe von biophysikalischen Modellen ermittelt, mit welchen Ertragsänderungen der wichtigsten Ackerkulturen und im Grünland zu rechnen ist. Kleinräumig bewegen sich die Auswirkungen demnach zwar in engen Grenzen, in einzelnen Lagen sind aber signifikante Folgen zu erwarten.

Die Ergebnisse sind auf der Website http://www.landnutzung.at abrufbar. Für jede einzelne Gemeinde in Österreich stehen detaillierte Daten zur Ist-Situation und zu den untersuchten Szenarien zur Verfügung. Die Website bietet auch Karten über die "Biodiversität in Österreichs Ortsnamen" und detaillierte Unterlagen zum Projekt. Darüber hinaus enthält eine Web-GIS-Applikation Projektergebnisse zur Erfassung der Biodiversität für Österreich in einem Raster von 1x1 km.

Das Symposion "Ansätze zur Vermessung der Nachhaltigkeit" findet am 14. Oktober von 9:30 bis 17:00 Uhr an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2, 1010 Wien statt. Das angeführte Projekt ist hervorgegangen aus einem Projekt der Programme proVISION und PFEIL10, finanziert vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.
     
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