Ostermayer: "Wissen um Vergangenheit an junge Generation weitergeben"   

erstellt am
13. 10. 11

Staatssekretär zeichnet Widerstandskämpferin Katharina Sasso aus
Wien (bpd) - "Katharina Sasso ist eine der letzten Zeitzeuginnen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück. Sie bringt ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus dieser Zeit regelmäßig bei Vorträgen an Universitäten und Schulen ein. Ein Film und viele Auftritte in der Öffentlichkeit dokumentieren diesen unermüdlichen Einsatz", so Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer am 12.10. bei der Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich an Katharina Sasso im Bundeskanzleramt.

Mit großer Hingabe widmet sich Katharina Sasso auch dem Erhalt der Gräber der Gruppe 40 auf dem Wiener Zentralfriedhof. Hier sind an die 570 Personen bestattet, die im Wiener Landesgericht als Widerstandskämpfer hingerichtet worden sind. Die Schleifung der Grabstätten wurde 2001 vom Innenministerium angeordnet, konnte aber durch den Einsatz von Frau Sasso verhindert werden. "Die Beschreibung von Katharina Sassos Lebensweg ist ein berührendes und bewegendes Dokument. Es ist Zeugnis von einer Zeit voller Entbehrung und Not, zeugt aber auch vom Überlebenswillen und der Solidarität unter den inhaftierten Gegnern des NS-Regimes", so der Staatssekretär.

Ostermayer unterstrich in seiner Rede die Bedeutung des Widerstandes für die Wiedererstehung Österreichs im Jahr 1945. "Neben der Erinnerung an das erlittene menschliche Leid und an die Entbehrungen dieser Jahre ist es von großer Bedeutung, das Wissen um diese Zeit auch weiterzugeben. Dieses Bewusstsein muss den jungen Generationen immer wieder anschaulich vermittelt werden. Denn damit werden nicht nur Kenntnisse um eine schreckliche Vergangenheit, sondern auch Werte wie Sozialer Friede, Solidarität und Toleranz vermittelt. Es geht hier um Dinge, die einen wesentlichen Bestandteil für den Zusammenhalt der Gesellschaft bilden. Wer sich in den Dienst einer solchen Aufgabe stellt, soll für seine Verdienste auch ausgezeichnet werden. Katharina Sasso ist ein Vorbild für die nachfolgenden Generationen im Bereich Zeitgeschichte und Aufarbeitung der Vergangenheit", sagte Ostermayer. Der Staatssekretär zeigte sich in seiner Rede zuversichtlich darüber, dass auch die Verhandlungen über die Rehabilitierung der Opfer von 1933 bis 1938 bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Er wies zudem auf die Bedeutung des sozialen Friedens in der Gesellschaft als wesentliches Element gegen Extremismen hin.

Katharina Sasso nahm die Ehrung stellvertretend für die Opfer des Nationalsozialismus an, wie sie in ihrer Rede betonte, die sie mit den Worten begann: "Ich wollte immer nur ein anständiger Mensch sein."

Katharina Sasso wurde am 18. März 1926 als Katharina Smudits in Wien geboren. Die ersten Lebensjahre bis zum Schuleintritt verbrachte sie bei ihrer Großmutter im Burgenland, wo ich zweisprachig aufwuchs. Von 1932-1940 besuchte sie die Volks- und Hauptschule in Wien, die Handelsschule brach sie aufgrund der Erkrankung und des Todes der Mutter im Jahr 1941 ab.

Sassos Eltern waren politisch aktiv. Ein Großvater kämpfte für die Angliederung des Burgenlandes an Österreich. Der Vater wurde 1935 verhaftet und aus Wien ausgewiesen. Nach dem Tod der Mutter und der Einberufung des Vaters zur Wehrmacht blieb die damals 16-Jährige im Widerstand aktiv. Im Jahr 1942 wurde sie verhaftet und nach zwei in Gefängnissen durchlittenen Jahren in das KZ Ravensbrück deportiert. Nach dem Krieg heiratete sie den Widerstandskämpfer Josef Sasso, mit dem sie drei Kinder hat. Bis heute ist sie als Vortragende aktiv.
     
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