Otto Tausig ist gestorben  

erstellt am
11. 10. 11

Nach langer, schwerer Krankheit ist Otto Tausig, eine Bühnengröße, aber auch ein großer Mensch, in der Nacht auf den 10. Oktober im Kreise seiner Familie gestorben.

Otto Tausig wurde am 13. Februar 1922 in Wien geboren. 1939 schickte seine von den Nazis verfolgte Familie - die Großeltern starben später im KZ Theresienstadt, den Eltern gelang die Flucht nach Shanghai - den Siebzehnjährigen nach England, wo er sich als Land- und Fabriksarbeiter durchschlagen musste und die Arbeiterbewegung kennen lernte. Nach dem Krieg kehrte Otto Tausig nach Wien zurück, studierte am Max-Reinhardt-Seminar und war eine Zeit lang in der Kommunistischen Partei aktiv, von der er sich später distanzierte. Sein Debüt als Schauspieler gab Otto Tausig am Neuen Theater in der Scala, dem er bis zur dessen Schließung im Jahr 1956 auch als Regisseur und Chefdramaturg angehörte. In den folgenden Jahren war Otto Tausig an zahlreichen großen Bühnen des deutschen Sprachraums engagiert. Von 1970 bis 1983 war er Schauspieler und Regisseur am Burgtheater und wurde 1996 mit dem Nestroy-Ring der Stadt Wien ausgezeichnet.

In den sechziger Jahren wurde Otto Tausig auch als Darsteller und Regisseur in Film und Fernsehen tätig. Er spielte unter anderem in der "Alpensaga" (1977), in Jan Schüttes "Auf Wiedersehen, Amerika" (1994) und in Peter Wecks Neuverfilmung des "Hofrat Geiger" (1996). Im Vorjahr stand er gemeinsam mit Mario Adorf, Bruno Ganz und Annie Girardot in "Epsteins Nacht" vor der Kamera und übernahm eine Rolle in der Verfilmung von Robert Schindels Roman "Gebürtig".

Zum Publikumsliebling wurde Otto Tausig in seinem Hauptfach "Nestroy" und in vielen komischen Rollen, denen er auch tragische Untertöne zu geben wusste. Unvergessen blieben Otto Tausigs Cyrano de Bergerac, sein Spanischer Ritter vom Mirakel und sein Truffaldino von Goldoni.

Zeit seines Lebens politisch engagiert, war Otto Tausig über fast zwei Jahrzehnte gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Lilly Schmuck, mit Leidenschaft in der Entwicklungshilfe tätig und setzte sich vor allem für ausgebeutete und verschleppte Kinder in der Dritten Welt ein.
(Quelle: Parlamentskorrespondenz)

 

Prammer: Groß als Künstler und Mensch NR-Präsidentin zum Tod von Otto Tausig - Respekt für Lebenswerk
Wien (pk) - Österreich habe nicht nur einen wunderbaren Schauspieler, sondern eine große Persönlichkeit verloren, sagte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer anlässlich des Ablebens von Otto Tausig.

Sein vielfältiges künstlerisches Schaffen sei 2009 mit dem "Nestroy-Preis" gebührend gewürdigt worden, so Prammer. Ebenso viel Respekt verdiene sein Einsatz für die Entwicklungshilfe, für benachteiligte Menschen im In- und Ausland. Beides zusammen stelle ein großartiges Lebenswerk dar, das vorbildlich sei. Aus diesem Grund richtete Präsidentin Prammer zu seinem 85. Geburtstag im Parlament ein Fest für Otto Tausig aus. Prammer: "Wie viele Menschen musste Otto Tausig im Jahr 1939 Österreich mit einem Kindertransport verlassen. Er ist trotzdem zurückgekehrt und hat dieses Land reich beschenkt."

Unsere tiefe Anteilnahme gilt den Angehörigen Otto Tausigs, sagte Prammer abschließend.

 

Kulturministerin Schmied: Trauer um Otto Tausig
Wien (bmukk) - Kulturministerin Dr. Claudia Schmied zeigte sich tief betroffen vom Ableben des Schauspielers Otto Tausig: 'Otto Tausig gehörte zu den herausragendsten Schauspielern Österreichs. Er verstand es, durch seine Sprachmächtigkeit das Publikum zu fesseln. Otto Tausig war aber mehr als nur ein begnadeter Künstler. Er verstand seine eigene Biografie als Auftrag, Menschen zu helfen, für die Flucht die einzige Möglichkeit war, zu überleben. Anstatt bequem das Leben eines prominenten Künstlers zu leben, scheute er nicht unbequem als ständiger Mahner für Mitmenschlichkeit aufzutreten. Otto Tausig war ein politisch denkender und handelnder Mensch, der Kunst als Mittel zur Veränderung der Welt verstand. Dies ist auch ein bleibender Auftrag an uns. Sein Tod ist für uns alle ein schmerzlicher Verlust.'

2009 verlieh Kulturministerin Dr. Claudia Schmied Otto Tausig das Bundesehrenzeichen für ehrenamtliche unentgeltliche Leistung, mit dem Schwerpunkt 'Toleranz und Menschenrechte'.

 

Mailath: Er hat über die Zeiten seine Glaubwürdigkeit bewahrt
Wien (rk) - "Otto Tausig verkörperte ein Stück österreichischer Theatergeschichte", reagierte Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny tief betroffen auf den Tod des Schauspielers und Regisseurs. "In seiner Branche genoss er den Ruf eines der wahrhaft Großen. Er hat sich aber auch zeitlebens politisch engagiert. Sein Herz schlug dabei für die Armen dieser Welt, denen er seit vielen Jahren seine Gagen spendete. Otto Tausig bleibt uns als überaus mutiger Mensch in Erinnerung, der nach einer wechselvollen Geschichte, seiner Vertreibung aus Wien und Jahren der Emigration, letztlich hier wieder seinen Lebensmittelpunkt fand. Er hat über die Zeiten seine Glaubwürdigkeit bewahrt und mit seinem humanitären Einsatz die Welt ein Stück besser gemacht", so Mailath abschließend.

 

Fuhrmann: Schwerer Abschied von Otto Tausig
Wien (övp-pk) - "Der Abschied von Otto Tausig ist traurig und fällt schwer. Er war ein wunderbarer Schauspieler, der bannte, berührte und unterhielt. Er konnte jedem die großen Klassiker genauso näher bringen wie zeitgemäße Interpretationen. Er war ein Volksschauspieler im besten Sinne des Wortes und ein Intellektueller mit Emotion und Tiefgang." Das sagte ÖVP-Kultursprecherin Abg. Mag. Silvia Fuhrmann anlässlich der Nachricht vom Ableben des großen österreichischen Künstlers.

"Otto Tausig war im Leben ein Mensch mit viel persönlicher Geschichte und Erfahrung. Er hatte eine klare Haltung, eine tiefe soziale Überzeugung und gelebte Mitmenschlichkeit. Durch sein eigenes Schicksal repräsentierte er ein Jahrhundert mit all seinen Tiefen und Entwicklungen. Und er ist dennoch ein positiver, motivierender und damit alle berührender Menschen geblieben. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren", schloss Fuhrmann.

 

Ellensohn, Werner-Lobo: Schauspieler und Regisseur stand für die Verbindung zwischen Kunst, Moral und Politik
Wien (grüne) - Mit Betroffenheit und reagierte der Klubobmann der Grünen Wien, David Ellensohn, auf den Tod von Otto Tausig. "Tausig war ein bekannter Künstler - für mich und viele Menschen bei den Wiener Grünen war er aber auch ein vorbildhafter Vertreter der Zivilgesellschaft. Er ist selbstlos für Gerechtigkeit und Zivilcourage und gegen Unterdrückung aufgetreten," so Ellensohn.

"Otto Tausig stand beispielhaft dafür, dass künstlerische Exzellenz auch bedeutet, moralisch und politisch aus der Masse zu treten und gegen Widerstände und soziale Ungerechtigkeiten anzukämpfen", ergänzt der Kultur- und Menschenrechtssprecher der Grünen Wien, Klaus Werner-Lobo. Durch die Gräuel des Naziregimes geprägt, hat er sich zeitlebens bedingungslos für Schwächere eingesetzt. So hat er zuletzt nicht nur seine Gagen für Entwicklungsprojekte gespendet, sondern ist auch aktiv gegen rassistische Hetze - auch seitens der österreichischen Bundesregierung - aufgetreten. "Ich war mein ganzes Leben lang ein Roter. Und deswegen wähl ich jetzt grün", sagte er im letzten Nationalratswahlkampf und engagierte sich anlässlich der drohenden Abschiebung von Arigona Zogaj aktiv für ein Bleiberecht für AsylwerberInnen. "Wir trauern um Otto Tausig als Mensch, als Mitstreiter und als Künstler", so Ellensohn und Werner-Lobo abschließend. "Seinen Angehörigen gilt unser tief empfundenes Mitgefühl."
 
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